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Alt 12.06.2019, 12:39
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Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Guten Tag, mal wieder,

ich möchte wieder ein Update machen. Mein Mann ist nach wie vor krebsfrei, das letzte Staging war vorige Woche. Nun muss er erst wieder in einem Jahr hin und dann kann auch der Port raus. Der Arzt erklärte uns, dass der Port, wenn er nicht regelmäßig gespült wird, sowieso nicht mehr funktional wäre. Die Lyrika sind seit einigen Monaten ausgeschlichen, er nimmt gar keine mehr.

Zum Schwerbehinderungsgrad 100% mit Kennzeichen "G" mit "B" ist jetzt ein "aGb" hinzu gekommen, womit wir unser Auto auf Behindertenparkplätzen parken dürfen. Ich fahre jetzt regelmäßig das normale Auto, mein Mann kann das wegen der immer schlimmer werdenden Polyneuropathie nicht mehr.

Unser alter Hund ist gestorben, nachdem ich ihn monatelang die Eingangstreppe z.T. hoch heben musste, nachts mit ihm raus musste und ihm zum Schluss mit Windeln versorgen musste. Er war bis zum Schluss spielfreudig und klar, konnte aber nicht mehr gehen. Das hat mir fast das Herz gebrochen. Jetzt haben wir wieder einen Schäferhund, 3 Jahre alt aus dem Tierheim. Ich brauche den Hund für meine Psyche, denn die Krankheit mit allem drum und dran hängt mir zum Hals heraus.

Meine Gehaltserhöhung ist durch, ein satter Zuwachs und gleicht die Verluste aus der Altersteilzeit, in der ich jetzt bin, annähernd aus. Die Arbeit macht mir nach wie vor sehr viel Spaß und ich bin Herrin in meinem IT-Reich.

Mit der Freundin nehme ich mir Auszeiten aus dem Pflegealltag, neben (etwas seltenerem) Sport, spazieren mit den Hunden, gehen wir auch shoppen, zum Friseur, zum essen usw., eben alles, was typischerweise Frauen so tun. Das macht mir richtig Spaß und lenkt mich ab.

Mit der Tochter ist es nach wie vor konfliktbeladen, sie war voriges Jahr genau 1 x da und das zu Weihnachten zum Geschenke abholen. Ich bin zutiefst enttäuscht und traurig darüber. Sie hat mir auch nach vielen versuchen per Whats app, es wieder hinzubiegen, entweder garnicht oder nur ganz einsilbig und ausweichend geantwortet. Nachdem sie mich dann wieder mal 10 Tage hat warten lassen mit einer Antwort habe ich sie dort blockiert, ihr aber vorher geschrieben, dass die Tür für sie offen steht und sie ja anrufen kann. Ich will nicht ständig vergeblich hoffend aufs Handy schauen. Ich nenne so etwas Ignoranz, einfach nicht zu antworten. Die Enkel wollen uns auch nicht mehr besuchen, die werden wohl auch entsprechend beeinflusst worden sein.

Mein Vater war Anfang des Jahres mehrmals im Krankenhaus. Die beginnende Demenz meiner Mutter und ihre Gehbehinderung erforderte es, dass meine Schwester und ich uns intensiv um sie gekümmert haben. Ich war jeden 2. Tag da, habe mit ihr eingekauft, bin mit ihrem Hund gegangen und habe sie zum Krankenhaus gefahren. Das war grenzwertig, mit ganztags arbeiten gehen, pflegebedürftigem Mann, Haushalt, eigener Hund. Ich brauche viel mehr Ruhe und schlafe auch gerne mal länger. Bin nicht mehr so fit wie vor der Krankheit.

Manchmal frage ich mich selbst, wie ich das alles schaffe. Aber es geht irgendwie. Ich konzentriere mich auf alles Positive, wie z.B. der nächste Stammtisch und das nächste Grillfest.

Wünsche euch einen schönen Sommer, bleibt starkt !
Gruß
Martina
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mein Mann - Kleinzelliges Bronchialkarzinom T4NXM0 ED 01/2015
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