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Alt 15.06.2008, 16:03
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bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Liebe Inter,

Sterbehilfe kommt nicht der Euthanasie nehr nahe, und meiner Meinung nach sollte man dieses nahezu auf eine Stufe stellen auch auf keinen Fall tun. Damit begegnet man den Opfern wirklicher Euthanasie mit Zynismus und den Menschen, die Sterbehilfe für ein würdevolles Sterben, ihrer Vorstellung entsprechend, in Anpruch nehemen wollen, mit Ignoranz.

Der Umgang mit der Auseinandersetzung mit dem Tod und der Austausch darüber muss jedem Menschen unbewertet gestattet sein, ohne dass das mit "Endzeitstimmung" gleichgesetzt wird. Du empfindest das Thema als schrecklich und möchtest Dich lieber ausklinken. Das ist für jeden zu respektieren und nicht besser oder schlechter als eine andere Wahrnehmung.

Für andere jedoch geht der Weg der Auseinandersetzung in die Angst hinein.
Auch für mich war es der richtige Weg, mich meiner Angst vor dem Tod zu stellen.

Vor einiger Zeit kam eine umfangreiche Doku über Dignitas im TV. Die Aufnahmen gingen bis zur Sterbesituation einer Patientin.
Sie starb in ihrem eigenen Zimmer, umgeben von den Dingen, die ihr lieb und wichtig waren, mit fürsorglicher Begleitung. Ich fände es sehr schön, wenn das auch hier in Deutchland möglich wäre, es ist nicht gleichzusetzen damit, dass man ja in die Schweiz oder nach Holland fahren kann.

In der Doku erfuhr man viel über die ethische Haltung von Dignitas. Mir war vorher selbst nicht klar, wieviel mehr als die Verabreichung eines tödlichen Medikamentes durch die Mitarbeiter/innen von Dignitas geleistet wird.

So würde dort beispielsweise niemals jenes Medikament per Post verschickt werden, nicht nur, weil es nicht aus der Aufsicht entlassen werden darf, sondern weil Dignitas unter Sterbehilfe eine langwierige Begleitung bis zum Schluss versteht, die schon Monate vor der Verabreichung des Medikamentes beginnt, wenn es gewünscht ist.

Oft wird in der Diskussion um Sterbehilfe ja auch als Argument dagegen angeführt, dass ein Sterben mit unserer heutigen medizinischen Betreuung keine lange Qual für die Erkrankten sei und insofern die Sterbehilfe keine Berechtigung hat. Ich finde aber, selbst wenn jedes Sterben mühelos und schmerzfrei möglich wäre, hat jeder palliativ Behandelte auch das Recht, den eventuellen psychischen Schmerz, den das Warten auf den Tod mit sich bringen kann, zu verkürzen.

Bitte verstehe mich nicht falsch, Inter. Mein Beitrag, der sich vor allem an Dich richtet, ist nicht als Kritik gemeint, sondern als Bitte, eine andere Haltung als Deine auch wertfrei zu akzeptieren.

LG Sandra
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Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.

Rilke
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