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Alt 25.10.2005, 19:53
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Lieber Gärtner,

ich befürchte fast, dass diese Rückschläge das Schlimmste an der Trauer sind. Diese Augenblicke, in denen wir nicht damit rechnen. Briele hat es einmal wunderbar formuliert: „und plötzlich fällt dich die Trauer von der Seite an wie ein wildes Tier“ und du bist dem Schmerz wieder schutzlos ausgeliefert.
Die Momente, in denen uns wieder klar wird, dass es endgültig ist, die Augenblicke, in denen wir uns nicht selbst betrügen können, in denen wir wieder erbarmungslos spüren, dass unser gemeinsamer Weg zu Ende ist.

Nach der ersten ganz akuten Phase finden wir irgendwie zurück in den Alltag. Wir müssen ja, was wollen wir dagegen tun? Auf der Arbeitsstelle hat man – wenn überhaupt – eine sehr geringe Schonfrist, die Rechnungen bezahlen sich nicht von alleine, der Rest der Familie muss versorgt sein. Notwendigkeiten, die uns davon abhalten, zu trauern, die uns hindern, unseren wirklichen Schmerz zu empfinden, weil er uns ein Funktionieren unmöglich machen würde. Aber er ist in uns dieser Schmerz und irgendwann und irgendwo, egal aus welchem Grund bricht er wieder aus uns raus.

Die kahlen Bäume, die „sterbende Natur“ im Herbst, ein empfindsamer Mensch wird dies immer mit einer gewissen Wehmut beobachten, für uns Trauernde reißt diese Symbolik irgendwie die Wunde noch mal ein Stück mehr auf.

Ich kann überhaupt nicht auf den Friedhof gehen. Ich ertrage es nicht. Ich habe bei uns im Garten zwei Beete angelegt, dort, wo wir immer gesessen haben. Dort ist er präsent, dort rede ich mit ihm.

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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