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Alt 22.02.2010, 15:25
cypher61 cypher61 ist offline
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Standard AW: Temporäres Ileo - oder Kolostoma bei

Hallo nochmal,

was die OP (tiefe anteriore Rektumresektion nach dem Prinzip der TME) angeht muss ich sagen, dass man es sich deutlich schwerwiegender vorstellt als es dann tatsächlich ist. Ich fühlte mich nach dem Aufwachen völlig schmerzfrei und erstaunlich fit. Schmerzen gab es auch später kaum, und dank der Schmerzpumpe konnte ich selbst dafür sorgen, dass das so blieb. Meine Frau war gleichfalls erstaunt, wie gut es mir ging. Jetzt, drei Monate nach dem Eingriff, hat sich alles soweit normalisiert, dass es sich schon fast wieder wie vor dem Eingriff "anfühlt". Das Operationsgebiet ist ja ziemlich heikel, Blase, Geschlechtsorgane, autonome Nervengeflechte etc. - da merkt man natürlich schon, wenn da so schwerwiegend eingegriffen wird. Aber es geht vorbei. Das muss man sich immer wieder vor Augen führen (sagt auch meine Psychoonkologin ). Ganz wichtig ist im übrigen die Wahl der Klinik und des Chirurgen. Das solltest Du gut recherchieren und wohlüberlegt wählen. Ich habe meinem ursprünglich behandelnden Arzt den Laufpass gegeben und bin in ein zertifiziertes Darmzentrum gegangen.

Nicht verschweigen möchte ich noch, dass es am Tag nach der OP bei mir eine Komplikation in Form einer Sickerblutung gab, die dann leider eine erneute OP notwendig machte und meine Heilung arg verzögert hat. Das ist aber sicher eher eine Ausnahme. Die OP für sich betrachtet und dann das Erlenen des Lebens mit Stoma fand ich wesentlich einfacher als die Zeit der Bestrahlung. Die dadurch entstandenen Belastungen empfand ich als deutlich schwerwiegender. Aber auch das ist nur vorübergehend. Für Dich kommt es ja im nächsten Schritt darauf an, ob vorbehandelt wird oder nicht. Bei Stadium T3 ist das indiziert, bei T2 eher nicht.

In meinem Fall liess sich das nicht ganz beantworten, und so entschied man sich quasi zur Sicherheit eine neoadjuvante Therapie zu machen. Ich würde diesen Schritt jederzeit wieder machen, wenn ich nochmal wählen könnte, auch wenn es streckenweise ganz schön Quälerei war. Auch Dir würde ich (im Zweifelsfall) dazu raten. Aber das ist persönliche Ansichtssache. Für mich zählt nur eins: Das onkologische Ergebnis. Ganz gleich wie hoch der Preis ist, ganz gleich was ich dafür schlucken, spritzen oder mir sonstwie antun muss: Ich will langfristig krankheitsfrei leben. So sehe ich das.

Viele Grüsse
Frank.
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Adenokarzinom des Rektums, ED August 2009
Neoadjuvante Radiochemo, Oktober 2009
Operation Dezember 2009 (ypT2 pN0(0/12) G2 R0 L0 V0 cM0)
Adjuvante Chemo Januar - April 2010
Stoma RV Ende Mai 2010
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