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Alt 08.11.2005, 17:54
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Sandra!

Ich denke es ist ganz "normal" dass Du zur Zeit unter solchen Auswirkungen wie Schlafstörungen usw. zu leiden hast. Es ist ja noch ganz frisch bei Dir, Du stehst ja eher noch unter Schock, denn auch die Zeit von der Diagnose bis zum Tod Deines Vaters war ja sehr kurz. Mein Vater hatte nach seiner Diagnose (Darmkrebs) noch 2 "gute" Jahre, bis er nach den Folgen einer OP von April bis zu seinem Tod im Juni letztes Jahr 9 Wochen auf der Intensiv lag. Ich hatte also viel längere Zeit um mich seelisch darauf einzustellen, und trotzdem ist es dann am Ende immer ein Schock. Das alles war für Euch bestimmt alles sehr überwältigend und schmerzhaft - ist doch klar, dass das Auswirkungen hat, es ist wie ein Trauma oder ein Schock. So sehe ich das. Ich hatte schon 1-2 Jahre vor dem Tod meines Vaters zunehmend Panikattacken und Ängste und Schlafstörungen entwickelt, aber als er dann auf der Intensiv lag und nach seinem Tod wurde es ganz schlimm. Komischerweise habe ich diese Probleme damals garnicht mit ihm in Verbindung gebracht, schwer zu erklären, war aber so. Jetzt ist es über ein Jahr her und ich bin (allerdings auch mit Hilfe) inzwischen stabil. Aber ich würde sagen, mindestens im 1. halben Jahr war alles aus den Fugen. Man spricht ja nicht umsonst vom Trauerjahr, ich denke die Zeit braucht es meistens schon um den schlimmsten Schmerz zu überwinden.

Ich habe mich in dieser Zeit sehr intensiv mit dem Tod und allem was passiert war (der Krebs, das Koma, Sterben) auseinandergesetzt, viele Bücher gelesen, war andauernd am Grab, hab die ganzen Krankenhausunterlagen durchgelesen... ich bin irgendwie noch mal richtig durch den Schrecken hindurch gegangen. Jeder findet seinen Weg, mit der Trauer umzugehen. Ich denke, die Trauer verschwindet ja auch nicht einfach, aber man lernt sie ins Leben einzubauen... weiss nicht wie ich das sonst ausdrücken soll.

Mir hat die Schlaflosigkeit damals sehr zu schaffen gemacht. Mein Thera hat mir geraten: auf gar keinen Fall Alkohol trinken, lieber den Schlafdruck erhöhen (spät ins Bett, kein Mittagsschlaf), nie länger als 15 Min. ohen einzuschlafen im Bett bleiben, lieber aufstehen und ca. 20 Min. was anderes (langweiliges, beruhigendes...) machen und dann wieder ins Bett. Ich dachte immer oh je ich werde krank weil ich zu wenig schlafe.... aber mein Thera hat mir die Angst genommen, so schnell wird man nicht krank von weniger Schlaf.... und damit nahm es mir ein wenig den Druck aus der Sache "schlafen zu müssen".... hört sich vielleicht verwirrend an?

Johanniskraut schadet sicher nicht, oder Baldrian, mir hat es leider noch nie geholfen. Kannst ja mal im Internet unter Schlafstörungen googlen, da gibts ne ganze Menge, ich hätte nie gedacht dass so viele Menschen schlecht und wenig schlafen....

Alles Gute
Kerstin
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