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Alt 09.11.2005, 16:50
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Sandra! Sandra! ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Kerstin,

habe gestern noch Johanniskraut und Baldrian Hopfen in Drageeform für mich und meine Mutter besorgt. Und ein paar Google-Tipps werde ich auch mal berücksichtigen! Mal sehen ob die Nächte und Tage demnächst „entspannter“ werden?! Irgendwas muss man gegen die Schlafstörungen unternehmen, finde ich. Ich kann ja schließlich nicht den ganzen auf der Arbeit rumgähnen und wirklich fit fühle ich mich nach solch unruhigen Nächten auch nicht. Meine Mutter meinte schon, dass es vielleicht nach der Beerdigung besser wird?! Da mein Vater eingeäschert wird, dauert alles etwas länger. Meiner Ansicht nach etwas zu lange. Teilweise habe ich mir schon Sorgen darüber gemacht, ob er bzw. sein Körper nicht etwa verloren gehen kann. Aber Arbeitskollegen haben mich diesbezüglich auch schon beruhigt, dass das alles normal ist und nichts „passieren“ kann.

Nach dem Tod meines Vaters habe ich auch einige Bücher von Kübler-Ross (über den Tod und das Leben danach) , Guggenheim (Trost aus dem Jenseits) und Moody (Leben nach dem Tod) gekauft und gelesen. Und ich muss sagen, dass mir das Buch von Kübler-Ross besonders am Herzen lag und mich im Nachhinein etwas „getröstet“ und beruhigt hat. Denn während der vier Monate, in denen ich meinen Vater intensiv begleitet habe, sind manchmal schon „seltsame“ Sachen passiert, vor allem in seiner Sterbephase. Daher bin ich mir sicher, dass es unseren verstorbenen Liebsten nun richtig gut geht und sie an einem ganz schönen Ort sind, wo sie auf uns warten. Und wenn unsere Zeit irgendwann gekommen ist, werden sie uns abholen.

Kerstin, du hast ja so recht; die Krankheit hat uns absolut überrascht und völlig umgehauen. Zumal mein Vater noch nie großartig krank war. Es gab auch keine Anzeichen auf seine schwere Erkrankung! Er hat immer recht gesund gelebt und Sport gemacht. Er war ein Bild von Mann.(Mein Traummann – aber das sagen wohl viele Töchter über ihre Väter!? ) Nach der OP ging es so schnell bergab, dass er nach kürzester Zeit nur Haut und Knochen war und kaum mehr laufen konnte. Wie gern wäre ich mit ihm noch mal spazieren gegangen und in den Urlaub gefahren. Vor allem hätte ich ihm gerne unser nun fertig gestelltes Haus gezeigt. Wir haben uns so beeilt; waren aber nicht schnell genug. Er war immer so ehrgeizig und tapfer und hat sämtliche erfolgversprechende Behandlungen mitgemacht. Aber leider hat nichts mehr genützt. Wenn ich mir nun vorstelle, dass dieser Kampf zwei Jahre oder länger gedauert hätte, so bin ich froh, dass es bei ihm „nur“ vier grausame Monate bis zur Erlösung waren.

Nichtsdestotrotz ist der Verlust eines geliebtem Menschen eine unglaublich schmerzhafte Erfahrung, die man wohl irgendwie bewältigen muss. Irgendwie muss ich wohl nun lernen damit umzugehen, dass er viele Ereignisse in meinem Leben nicht persönlich miterleben wird, sondern nur als „Zuschauer von oben“.
Das ist alles so schwer zu realisieren und zu begreifen. Ich glaube, dass ich noch viel Zeit dafür brauchen werde.

Liebe Grüße Sandra
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