Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 12.05.2002, 21:29
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard sinnloser Kampf?

Liebe Heike

Ich bin eine von denen, die Robin noch einmal schreiben konnte und in deren Gedanken Dein tapferer Bub Platz eingenommen hat, seitdem ich von ihm gelesen habe. Platz, den er behalten wird, auch jetzt, wo ich ihn nur noch gedanklich treffen kann.
Ich bin nicht Mutter eines krebskranken Kindes, kenne also nicht Deine ganz besondere Situation, aber ich war schon auf Kinderkrebsstationen, kenne etliche betroffene Kinder und weiss daher schon einiges.
Es ist so furchtbar, wenn ein Kind stirbt, das allen Mut und alle Hoffnung aufgewendet hatum zu leben. Das scheint so sinnlos. Am Anfang haben alle solche Gefühle und es ist wichtig,sie auch zuzulassen, die Trauer und auch die Wut.
Das Schicksal hat Robin in schrecklicher Weise getroffen, nicht mehr reden und nicht mehr laufen können, das muss für ein Kind ganz furchtbar sein und auch für jeden Erwachsenen.
Aber er war bei Euch zuhause in Liebe geborgen,das hat er gefühlt, ganz bestimmt.Das hat all die Schmerzen nicht ungeschehen gemacht,aber das Leben ist für ihn doch nicht
sinnlos gewesen. Die Therapie hat ihm Zeit gegeben,die er ohne sie nicht mehr gehabt hätte.Sie war anders, als Ihr sie Euch gewünscht hattet, aber Ihr habt das Bestmögliche aus dieser Zeit gemacht, habt Robin einiges ermöglichen können, an dem er noch Freude haben konnte in der Zeit, die ihm blieb. Darum denke ich nicht, dass es sinnlos war.
Doch jetzt ist da die Leere, der Verlust des geliebten Kindes,dieser unendliche Schmerz.
Ich verstehe dich in Deinen Gefühlen, die jetzt in Dir sind und in allen, die Robin so nahe waren.
Ich habe selbst auch ein nahestehendes Kind durch einen Hirntumor sterben sehen, seine Persönlichkeit sich verlieren sehen. Noch heute sind diese Bilder in mir. Aber ich trage auch die Erinnerungen in mir, die hoffnungsvoll stimmten, Erinnerungen, an ein strahlendes Lächeln kurz vor Gabriels Tod, Erinnerungen an eine Zeichnung, die er in meiner Gegenwart noch machte und die heute seinen Grabstein ziert - ein Schmetterling, der in die Sonne fliegt. Gabriel wurde 6 Jahre alt.
Irgendwann war die ganz tiefe Trauer vorbei und die Erinnerungen an die guten Tage haben Raum zurückerobert.

Ich wünsche Dir und der ganzen Familie, dass Ihr in Eurer Trauer stets getragen werdet und verstanden und dass irgendwann, eines Tages, Erinnerungen in Deiner Seele wach werden an Eure guten Tage, an ein Lächeln von Robin und dass Du dann spürst, dass die Zeit, die Ihr noch hattet trotz allem Schmerz auch Freude barg, Freude und Geborgenheit, die Robin gut taten und Dir helfen
werden weiterzuleben.

Alles,alles Liebe wünscht Dir von ganzem Herzen

Bea
Mit Zitat antworten