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Alt 13.05.2004, 07:23
Gast
 
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Standard Weiß nicht weiter...

Guten Morgen Susanne!

Schön, dass es bei Euch langsam wieder bergauf geht. Ich kann verstehen, dass es manchmal nicht einfach ist mit der Situation umzugehen. Mein Bruder wollte auch nie in Watte gepackt werden, sondern sich ganz normal verhalten dürfen. Er konnte nicht damit umgehen, wenn ihn irgendjemand übervorsichtig behandelt hat, denn natürlich hatte er selbst ja auch Tage, an dem er Angst hatte. Da brauchte er Menschen, die ihm Mut machen und ihn an etwas anderes denken lassen. Aber vielen fiel das schwer...

Auch wenn es manchmal bei Euch knallt, es ist so schön, dass ihr beide jemanden habt, an den Ihr Euch anlehnen könnst! Mein Bruder war für mich der einzige Mensch, zu dem ich so ein Vertrauensverhältnis habe, mir fehlt das alles so, ich komme mir so alleine vor.

Ja, Du hast Recht, es ist für mich das erste Mal, dass ich einen so nahe stehenden Menschen verloren hab. Ich kann Deinen Mann was die Trauer betrifft, sehr gut verstehen. Mir geht es ähnlich, ich spreche ja auch mit niemandem. Nicht dass ich nicht wöllte, aber ich kann einfach nicht, auch nicht, wenn meine Mam z. B. auf mich zugeht. Ich verkrieche mich regelrecht in seine Strickjacke. Das ist als liefe ich vor der Realität weg, obwohl ich ja genau weiß, dass er nicht zurückkommt. Seine Sachen um mich zu haben und unsere Lieblings-Musik zu hören, erhält mir ein Stück von ihm.

Bei uns gab es das Thema Tod nie, bei uns war immer alles harmonisch, alle haben gelacht und es gab sehr selten mal Streit. Und jetzt? ...geht der liebste Mensch, den ich habe. Ich möchte nicht sagen, dass es besser ein anderer gewesen wäre. Am liebsten hätte ich alle Menschen, die ich liebe für unbegrenzte Zeit neben mir. Ich glaube, ich kann ganz generell nicht mit dem Tod umgehen. Oder vielleicht schon, aber mein Bruder hat sich so gequält, das geht mir nicht aus dem Kopf. Ich kann das nicht vergessen, das sind Bilder, die sind so grausam und ich bekomme sie nicht aus dem Kopf. Es ist so schrecklich, was ich gesehen hab. Hätte er doch einfach ruhig einschlafen können. Man hört doch, dass viele, die sterben, ganz ruhig und friedlich einschlafen. Aber er hat sich so gequält, ich denke er wollte auch nicht gehen. Er hat uns zwar gefragt, ob wir ihn loslassen, aber er wollte nicht... Heute ist es drei Monate her um 16.30 Uhr. Kann das einfach nicht fassen, dass ein Mensch so leiden muss. Niemand soll auf diese Art und Weise aus dem Leben gehen! Ich wünsche mir, dass man friedlich, ruhig und auf eine schöne Zeit zurücksehend gehen darf, wenn man das Schicksal oder wie auch immer man es nennen will, wirklich nicht ändern kann.

Liebe Susanne, Deine Mails geben mir so viel Halt, das sollst Du wissen! Ich bin in Gedanken ganz nah bei Dir. Ich hoffe, zumindest die Massage hat Dir gestern etwas gut getan, hm!?

Liebe Grüße
Steffi
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