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Alt 01.04.2004, 14:14
Gast
 
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Standard Weiß nicht weiter...

Liebe Steffi,
vor anderthalb jahren verlor ich meinen Schwiegervater an Speiseröhrenkrebs, im Januar bekam mein Vater die Diagnose Lungenkrebs....er hält sich tapfer und verträgt seine Therapie gut.
Ich kann Dich gut verstehen....wieviel Leid und wieviel Verlust kann ein Mensch ertragen? Wann hört es endlich auf weh zu tun....versuche Dich damit zu trösten, daß es Deinem Bruder jetzt besser geht, daß er keine Schmerzen mehr ertragen muß. Ich glaube daran, daß die Menschen, die einem nahe stehen und früh sterben müssen die Schutzengel werden für uns.
Hinter mir steht mein Großvater und mein Verlobter, der vor zwölf Jahren bei einem Autobahnunfall ums Leben kam. Ich stelle mir vor, daß er sich darüber freut, daß ich ein glücklicher Mensch geworden bin, eine Familie habe und daß ich das Leben lebe, daß er sich für uns beide gewünscht und geplant hatte.
Es hat lange, lange gedauert bis ich diesen Glauben in meinem Herzen und in meinem Kopf durchsetzen konnte gegen die ewige Trauer, dieses schwarze Loch, aber es hat mir geholfen daran zu glauben, daß er nicht gewollt hat, daß ich unglücklich bin. Er ist glücklich und frei, wenn ich es bin. Es ist schon so lange her, aber es gibt immer noch Tage an denen ich an ihn denke, wie er wohl jetzt wäre, wenn wir geheiratet hätten und Kinder gehabt hätten....aber all das war uns leider nicht beschieden. Dafür ist jemand da, der mich beschützt, der da ist, wenn ich sterben sollte, dann werde ich abgeholt. Hört sich makaber an, aber ich glaube daran, daß man im Tod nicht allein ist, auch wenn für die Angehörigen so aussieht. Als mein Schwiegervater starb, mein Mann war bei ihm, ich habe ein paar Kilometer weiter bei Freunden übernachtet, weil wir unsere Tochter mit hatten, da bin ich nachts aus dem Schlaf hochgeschossen, weil ich fühlte, daß jemand in der Nähe war, den ich kannte und auch wieder nicht. Ich bin der festen Überzeugung, daß die Mutter meines Mannes da war, sie ist vor 20 Jahren an MS gestorben, und hat ihren Mann abgeholt. Ich habe mitten in der Nacht bei meinem Mann angerufen und nach seinem Vater gefragt.......er war gerade gestorben.
Ich will Dir damit sagen, daß Dein Bruder sicherlich nicht allein ist und solange Du unglücklich bist, ist er auch traurig. Ich weiss ec nicht, aber ich glaube fest daran, daß es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, und mehr als wir verstehen.
Liebe Steffi, ich hoffe so, daß Du bald aus Deinem Loch rausfindest....versuch die große Leere ohne ihn auszufüllen mit deinem eigenem Leben, dann erfüllst du ihn auch. Lebe und lache, dann ist er frei und kann auch lachen.
Alles Liebe und alles Gute Mitshi
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