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Alt 30.11.2004, 23:04
Gast
 
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Standard Wechsel vom Angehörigen zum Hinterbliebenen

Hallo Ihr Lieben,
Susanne, heute ist es noch nichts geworden mit den Plätzchen. Werde am Wochenende damit anfangen. Während der Woche habe ich ja auf Arbeit zur Zeit sehr viel Streß. Bei uns ist Weihnachtszeit Hauptsaison (die Leute essen Weihnachten so viel Leckereien, da müssen die Lastwagen so viel fahren und ich dafür so viele Rechnungen schreiben). Aber irgendwie freue ich mich jetzt doch aufs Plätzchen backen. Wie sehen denn Deine Weihnachtsvorbereitungen aus. Was haben sich den Deine beiden Lieben zum Weihnachtsfest gewünscht. Ich hab schon konkrete Wünsche vorgetragen bekommen. Ist mir auch lieber, wenn jeder sagt was er sich wünscht. Mein Sohn möchte z. B. gerne eine neue Reisetasche, meine Tochter einen warmen Schlafanzug, mein Enkel braucht dringend eine neue Winterjacke, weil er so wächst. Nur für meinen Schwiegersohn und meine Schwíegertochter muss ich noch Wünsche erkunden.
Liebe Beate,
auch wenn ich im tiefen Süden wohne, unter einem Swibb-Bogen stelle ich mir schon das vor, was es wahrscheinlich ist. Gerade die Weihnachtsdekorationen aus Deiner Gegend sind ja weit über eure Grenzen hinaus bekannt. Habe erst heute für einen Kunden alles in Bewegung gesetzt, um Weihnachtssachen aus Thüringen nach Mailand als Terminsendung für eine Weihnachtsmesse dieses Wochenende zu organisieren. War ein Einmalkunde, ist jetzt fest davon überzeugt, dass er jetzt umsteigt auf unsere Firma. Das hat mich wieder stolz gemacht. Du siehst, die Arbeit macht mir wieder Spass und das ist gut so. Auch vor allem meine männlichen Kollegen sagen mir die letzten Tage immer wieder, dass ich wieder die Alte bin (leider auch wieder zu aufnahmebereit für die Arbeit von anderen, die keiner machen will): Heiligabend werde ich bei meiner Tochter verbringen. Weiter plane ich nichts. Ich habe gelernt, dass sich große Planungen meistens nicht erfüllen, dafür aber spontane Gegebenheiten oft sehr nett sind. So werde ich das auch mit Silvester machen.
Liebe Irene,
meinem Mikesch geht es natürlich gut. Hat heute wieder eine kräftige Portion "Menschen-Thunfisch" bekommen. Das mit Deko und Katzen kommt mir doch irgendwie bekannt vor. Wir haben vor Jahre mal nach Teilen vom Adventskranz gesucht und nicht mehr gefunden. Als wir dann irgendwann eine neue Küche bekamen, sind die Teile hinter der alten Küchen zum Vorschein gekommen. Aber mein Mikesch ist in dieser Beziehung jetzt ein ganz ruhiger geworden. Nur mit den Mäusen (lebendige) spielt er noch gern. Manchmal wenn man ihm zuschaut, wenn er eine Maus gefangen hat, tut einem die Maus leid. Er legt sie dann immer ganz stolz vor die Haustüre. Na ja, nicht jedermanns Sache. Aber ich bin das gewohnt.Das nicht schlafen können lasse ich einfach zu. Es nutzt nichts, dann ein Buch zur Hand zu nehmen, ich kann mich dann nicht konzentrieren. Ich brauche den Schlaf wahrscheinlich dann auch nicht. Fühle mich zwar morgens wie Du immer antriebslos, aber je mehr der Tag fortschreitet, um so besser wird meine Leistungsfähigkeit. Das war aber auch früher schon. Alles was ich jetzt einnehme sind Johanniskrautkapseln, und die tun mir gut. Meine Stimmung ist besser. Was hilft es, wenn ich meine ganze Umwelt mit meiner Trauer belaste. Lieber bin ich zu Hause etwas schlechter drauf, aber auf Arbeit will ich das nicht mehr jedem spüren lassen. Ich will wieder die Alte werden.
Irene ich hätte da mal eine Frage. Ich habe Dir vor einiger Zeit eine email geschrieben, aber keine Antwort darauf bekommen. Sag mir nur kurz, ob Du sie erhalten hast. Übrigens finde ich es toll, dass Du so gut mit Deinem Zahnarzt reden kannst. Trau Dich doch einfach mal, ihn zum Kaffee einzuladen. Ich war gestern in dieser Beziehung sehr mutig. Ich habe vor kurzem auch jemanden kennengelernt, der das gleiche Schicksal wie wir alle hinter sich hat. Nach ein paar Telefonaten und einem kurzen Besuch habe ich von mir aus gestern einfach mal eine Einladung zum Essen für heute ausgesprochen, eine Zusage bekommen, heute gekocht. Es war ein schöner Abend, wir haben geredet und geredet. Das tut richtig gut. Nur das schlechte Gewissen, ob ich denn das darf, ist immer im Hintergrund, obwohl doch reden nicht verboten ist. Aber glaube mir, auch Männer trauern sehr um ihre Frauen. Sie meinen halt, sie dürfen es nicht nach aussen zeigen.
So jetzt habe ich mal wieder einen ganzen Roman geschrieben. Alle anderen auf diese Runde grüße ich ganz herzlich.
Thekla
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