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Alt 23.02.2007, 16:06
enail enail ist offline
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Registriert seit: 25.08.2006
Ort: Thüringen
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Standard AW: Eine Nachricht für Pa

Hey Pa,

siehst Du, das Leben verrinnt wie in der Sanduhr. Man kann nur hilflos zusehen und nichts daran ändern.

am Montag ist auch Wolfgang seiner Krankheit erlegen, er ist wie Du erlöst und muss nicht mehr leiden. alles beginnt von vorn. eigentlich war ich schon ein wenig zur Ruhe gekommen, jetzt stehe ich wieder vor einem Berg von Trümmern und die "Aufräumarbeiten" beginnen von vorn.

wenn du dort oben ihn siehst, grüß ihn von mir, denn die Gelegenheit hatte ich leider nicht mehr, mich von ihm zu verabschieden. Vielleicht ganz gut so, ich weiß es nicht.

alles dreht sich und ich stehe wieder vor dem was ich so krampfhaft versuchte zu bewältigen, alles von vorn, alles noch einmal. ich habe keine Kraft mehr, über das warum nachzudenken, ich kann und will auch nicht weinen oder verzweifeln, nichts einfach nur Leere, Stille, ein undendlich tiefes schwarzes Loch ein Nichts. es wartet auf mich, will mich verschlingen, ich wehre mich und doch fühle ich immer tiefer darin zu versinken. Kein Ende in Sicht kein Ausweg.
Seit Stunden könnte nein müsste ich schon woanders sein. Termine warten, aber ich fühle mich wie angeschweist, kann mich einfach nicht von den Punkten an der Wand trennen, meine Gedanken kreisen nur noch um den Tod, wann wird er bei mir angekommen sein, wann wird es mich wieder treffen und wer wird der nächste sein.

Mutti hat es noch gar nicht so bewußt wahrgenommen, oder sie ist noch wie ich es war der Selbstschutz das sie die Zeichen verdrängt, oder spielt sie doch nur? nein ich glaube nicht, jeden Tag telefonieren wir stundenlang wir lachen obwohl mir zum heulen ist, wir reden obwohl wir gar nicht wissen worüber, einfach so.

alles beginnt von vorne. der Krebs frißt sich durch die Familie wie die Made den Apfel.

Deine Geschwister, es ist passiert, nun redet keiner mehr mit den anderen, nur noch Haß und Wut, das liebe Geld...
Ihre Schwestern, es beginnt alles noch einmal nur schneller, alles wie bei Dir, der Streit, der Kampf. der Mensch den man verloren bleibt auf der Strecke, wer denkt an die die gehen mussten? Wer vermisst sie? Wer gedenkt Ihrer?

ich liebe Dich Pa und Wolfgang ich denke an Dich auch wenn es keiner mehr tut, das verspreche ich hiermit!
Am 07.03. ist die Beisetzung und ich bin da, alles schon geklärt ich habe Urlaub genommen und auch wenn es Deine eine Schwester nicht will ich komme.

ich muss jetzt aufhören, ich kann nicht mehr und je mehr ich schreibe umso schlimmer wird es. die punkte an der Wand leuchten, als wenn sie mich rufen, ich will nicht.

bis bald
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Manchmal vermag uns ein durch den Asphalt brechender Löwenzahn die tägliche Frage nach dem Sinn des Lebens eindrücklicher und überzeugender zu beantworten, als eine ganze Bibliothek philosophischer Schriften.
Verfasser unbekannt
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