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Alt 05.04.2008, 16:45
madita madita ist offline
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Standard AW: Brauche Hilfe für meinen Papa

Hallo Susanne!

Habe gerade erst dieses Thema hier gelesen...ja die Väter...machen doch oft sehr viel mit sich alleine aus..
Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern wie es war als meinem Vater der Magen entfernt wurde. (Juni 2006)
Wie oft habe ich ihm gesagt...Papa du wirst sehen...in einem Jahr wird es besser...das sagen auch alle im Forum...
Er konnte es nicht immer glauben aber es war wirklich so...

Habe vor einiger Zeit mal alles zusammen gefasst, was uns so geholfen hat.
Füge es mal hier an...vielleicht kannst du da etwas an Tipps für euch finden.

Ernährung nach der Magenoperation !

Nach einer Magenoperation sind viele Menschen hilflos. Sie müssen ihr Leben umstellen. Denn ohne oder mit halbem Magen zu leben, bedeutet vor allem eine grundlegende Ernährungsumstellung und Einstellung zur Nahrungsaufnahme.
Die Ernährung darf nicht mehr nur als Nahrungsaufnahme gesehen werden sondern als Tagesaufgabe und Arbeit die man zu bewältigen hat. Man muss sich dessen bewusst sein
dass man nun täglich auf eine bestimmte Kalorienmenge zu kommen hat, weil man sonst
weiter körperlich abbaut.
Abhängig von der Uhrzeit:
Kleine Mahlzeiten alle 2 Stunden denn der Magenlose kennt zu meist kein Hungergefühl wie er es vorher kannte, lediglich Appetit!
Hier ein kleiner Tipp an die Angehörigen : auch wenn die Mahlzeit Ihnen zu klein
erscheint�der Betroffene bestimmt die Größe! Denn hier ist gerade am Anfang weniger mehr! Denn auch zu viel Nahrung kann mitunter Schmerzen verursachen.


Den meisten von uns hat in der Anfangszeit, dass Buch � Essen und Trinken nach Magenentfernung� von Herman Mestrom (ISBN 3-930896-04-4) große Dienste geleistet .
Für jeden von uns Magenlosen, war es der erste Rettungsanker um sich zu informieren.
als Leitfaden ganz bestimmt sehr nützlich.


Hier ein Auszug als Beispiel:

5.3 Ernährungsplan nach Magenentfernung
Allgemeines Beispiel eines Tagesablaufes für das Eß und Trinkverhalten nach
Magenentfernung

Nach dem Aufstehen
beginnen Sie den Tag am besten mit ein bis zwei Tassen Tee oder Kaffe, ggf. mit
Süßstoff, aber ohne Zucker bzw. Honig, vor dem Frühstück.
Erst danach gehen Sie ins Bad�
Diese Vorgehensweise ist wichtig,
1. um zu gewährleisten, dass Sie genügend Flüssigkeit aufnehmen,
2. um zu vermeiden, dass Sie während des Frühstücks zuviel trinken
3. um den Darm anzuregen, damit das Frühstück besser angenommen
wird und
4. um den Stuhlgang zu fördern.

5 Minuten vor dem Frühstück
essen Sie einen Zwieback mit wenig Butter oder ein anderes Fettaperitif (im buch beschrieben�.)
Hierdurch wird Ihre Bauchspeicheldrüse angeregt, d ie
Verdauungssäfte auszuschütten, damit die folgende Mahlzeit
besser verwertet werden kann.

Frühstücken
Sie in aller Ruhe und ohne den Zwang "Ich muss jetzt 2 Scheiben Brot schaffen". Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie benötigen. Vielleicht ist es entspannend für Sie, Radio zu hören oder Zeitung zu lesen.
Verwenden Sie auf jeden Fall sehr wenig Butter oder Margarine und mageren Belag. Ob Sie süße Aufstriche zu sich nehmen können, ist unter Spätdumping beschrieben.

Trinken Sie während des Frühstücks so wenig wie möglich!

Falls Sie die Bauchspeicheldrüsenmedikamente benötigen, nehmen Sie sie in 2 Teilen während des Frühstücks ein (siehe Fettstuhl)
Größere Mengen an Flüssigkeit führen häufig zu Abgeschlagenheit
und dem Gefühl, einen Stein im Bauch zu haben (siehe Frühdumping)
Flüssigkeit während des Frühstücks soll nur dazu dienen, die Nahrung
ein wenig anzufeuchten und- falls erforderlich die Bauchspeichel-
drüsenmedikamente einzunehmen.

30 Minuten nach dem Frühstück
ist es an der Zeit, wieder etwas zu trinken. Jetzt können Sie sich auch Gedanken und Notizen machen, wie Sie Ihren weiteren Tagesablauf planen wollen und je nach Bedarf Zwischenmahlzeiten und eine Thermoskanne Tee vorbereiten.
Die Planung des Tagesablaufs ist notwendig,
um die Zeiten für die Zwischenmahlzeiten ungefähr einkalkulieren
Zu können.

Usw.



Ansonsten zeigt es sich immer wieder das jeder Mensch anders ist und
jeder für sich mit der Zeit herausfindet was kann man vertragen und was nicht.
Ein wenig "Experimentierfreude" gehört dazu (Ohne geht es nicht)

Ein Magenloser hat einen erhöhten Tageskonsum an Kilokalorien. Empfohlen werden nach totaler Magenentfernung etwa 40 Kcal pro kg Körpergewicht und Tag, bevorzugt Eiweiße, bei Fettunverträglichkeit fettarme Lebensmittel und dazu überwiegend komplexe Kohlenhydrate.
Daher ist es am Anfang sicherlich sinnvoll eine Art Ernährungsprotokoll zu führen um zu sehen ob genügend Kalorien zu sich genommen werden.
Da man schwer mehr an Menge bzw. Volumen in die Mahlzeiten packen kann,
muss man also schauen wie packt man mehr Kilokalorien in dieses Volumen.
Mehr Fett geht nicht so einfach, sondern führt eher zu Unverträglichkeit. Besser ist da die Umstellung auf besser verträgliches MCT-Fett (z.B. von Basis MCT)
Eine Möglichkeit das Gewicht nach oben zu bringen ist die Zusatzgabe von z.B. Maltodextrin (Einzurühren in die Mahlzeiten, z.B. in Kartoffelbrei oder auch in den Kaffee) oder auch reines geschmacksneutrales Eiweisspulver (z.B. Protein 88 aus der Apotheke). Fertigaufbaupulver, wie Meritene Pulver oder auch Palenum ist eine Alternative. Rezepte zur Anwendung einfach vom Hersteller (********-nutrition) anfordern und zuschicken lassen.
Als Zwischenmahlzeit kann hochkalorische Trinknahrung sehr nützlich sein. Die gibt es alle in 200ml Packungen fix und fertig und in vielen Geschmacksrichtungen. Am höchstkalorischen und wirklich lecker ist z.B. Resource 2.0 Faser Vanille. Übrigens lassen sich seit 1.10.2005 (fast) alle vollbilanzierten Trinknahrungen auf Kassenrezept verordnen, so dass nur die Rezeptgebühr zu tragen ist.

Bei den Zwischenmahlzeiten auch auf Höherkalorische Sachen achten. Auch mal einige Nüsse - und wenn möglich (kleiner Tipp an die Angehörigen), überall etwas zum Knabbern herumstehen lassen. Jede Menge Kekse, Schokolade, Snacks und so weiter einfach herumliegen lassen!

Bei Fleisch vielleicht am Anfang mit Gehacktem oder Geflügelfleisch beginnen.

Das alles sind Infos die uns am Anfang sehr geholfen haben ohne diese Tipps
(Danke Helma!Danke Thomas!) wären wir wohl nicht so gut voran gekommen.
Daher habe ich sie einfach mal hier zusammen gefasst in der Hoffnung auch andere können davon profitieren.

Sicherlich sind das alles nur Beispiele und es sollte ein Thema sein was durch
Erfahrungen immer wieder ergänzt wird.

Gerade am Anfang sind solche Dinge sicherlich sehr wichtig.

Hier noch mal zusammenfassend ein paar Stickpunkte:


Grundsätzliche Hinweise zur Ernährung nach einer Magenoperation:

- Nehmen Sie besonders konsequent mehrere kleine Mahlzeiten (6 bis 10 am Tag)
ein.

- Verzichten Sie auf fette Speisen.

- Meiden Sie zuckerhaltige Lebensmittel,
insbesondere zuckerhaltige Milchbreie.

- Meiden Sie bei Unverträglichkeit Milch, und verzehren Sie stattdessen gesäuerte
Milchprodukte.

- Verwenden Sie eventuell MCT-Fette.

- Meiden Sie kohlensäurehaltige Getränke, und trinken Sie statt dessen Wasser, Tee
und Gemüsesäfte.

- Trinken Sie nicht zu den Mahlzeiten.

- Lassen Sie sich Zeit beim Essen und kauen Sie gut, damit die Nahrung gut mit
Speichel vermischt wird (die Fermente des Speichels haben ähnliche Funktionen
wie die der Bauchspeicheldrüse).

- Legen Sie sich nicht unmittelbar nach dem Essen hin.

- Meiden Sie grundsätzlich zu heiße oder zu kalte Nahrungsmittel und Getränke.


Nochmal eine Ergänzung:

Mein Vater hat sich gerade am Anfang nicht an Fleisch herangetraut...irgendwie hatte sich in seinem Kopf die Vorstellung festgesetzt es könnte irgendwie hängen bleiben...da das aber natürlich auch ganz wichtig ist haben wir "Babynahrung in Gläschen" gekauft. Diese beinhalten nunmal alles was an Vitaminen wichtig ist...am Anfang natürlich die für die ganz kleinen und haben es dann halt gesteigert.
Heute dient es immer noch als schnelle Mahlzeit wenn mal der Tageszeitplan etwas durcheinander geraten ist.

Ausserdem gibt es als abschließende Mahlzeit des Tages Reisschleim mit etwas Obst (auch aus dem Gläschen, da der Reisschleim ja nicht grossartig Geschmack hat)
es ist halt sehr nahrhaft und reicht die Nacht über.



Einen Rat oder Erklärung warum dein Papa sich so verhält habe ich natürlich leider auch nicht.
Geht deine Mama vielleicht zu sehr auf seine "Wehwechen" (sofern es nur solche sind...) ein? Oder bemuttert sie ihn grundsätzlich zu sehr?
Aus Angst und Fürsorge haben wir das am Anfang auch sehr oft getan, und nicht immer kam das sehr gut bei ihm an und er wurde ungehalten.

Manchmal ist es einfach besser zu sagen...so nun reicht es...du hast alles soweit überstanden...jetzt liegt es an dir...

Wieso ist deine Mama "eingesperrt" wenn er wieder zuhause ist? Das bedeutet doch nicht das er eine Rundumfplege brauch!

Im Gegenteil...ihr müßt ihm auch mal etwas zu trauen...und sagen so jetzt siehe mal zu und mach mal (...ich weiß es hört sich einfacher an als es ist...)

Auch für sein regelmäßiges Essen ist er verantwortlich!

Aber da solltest du vielleicht auch mal einen Arzt zu Rate ziehen, sprich doch mal mit eurem Hausarzt!

Drücke euch ganz fest die Daumen das ihr alles wieder in den Griff bekommt!

Lieben Gruß
Madita
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