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Alt 19.08.2016, 12:30
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Hallo Martina,

wie ist denn das allgemeine Verhältnis zwischen deiner Tochter und ihrem Vater? Mich hat dein Text sofort sehr angetriggert, muss ich zugeben, da ich mir schon oft mal die Frage gestellt habe, wie ich mit meinem Vater im (ernsthaften) Krankheitsfall umgehen würde.
Ich fühle mich immer ganz komisch, wenn ich all die liebevollen Worte lese, die "Kinder" hier für ihre Väter, allgemein Eltern, haben, die schwer krebskrank und auf ihrem letzten Weg sind.
Ich habe kein Verhältnis zu meinem Vater, kein inniges, kein positives, eigentlich überhaupt keins. Kalt und gefühllos würde es am ehesten treffen. Ich weiß auch, dass er sich einen Sohn wünschte und keine Tochter und das lässt er mich seit meiner Geburt (dort war er nicht mal im KH, was mir meine Oma mal erzählte) auch spüren lässt. Er bevorzugt meinen Bruder und geht mit ihm ganz anders um, wenn auch unterkühlt, das ist einfach seine Art.
Ich würde mit Sicherheit auch nicht einfach alles vergeben, vergessen und zum aufopferungsvoll sorgenden Kind werden, sollte er irgendwann sehr krank und auf Hilfe angewiesen sein. Wie man sein Leben lebt, wie mit anderen umgeht, speziell auch den eigenen Kindern, das hat eben auch seine Konsequenzen. Gute und schlechte.

Wenn ich da jetzt bei euch ganz komplett in die falsche Richtung denke, sorry!
Eine andere Frage drängt sich mir auch noch auf: Wie geht es deiner Tochter so allgemein, ist sie zufrieden mit ihrem Leben, glücklich?

Ist sie selbst nicht allzu stabil in psychischer Hinsicht, kann es eine enorme Überforderung sein, sich auch noch um andere zu kümmern, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Da spreche ich auch aus eigener Erfahrung....
Man möchte gerne, es geht aber nicht. Ich ordne das auch als Selbstschutz ein, bzw hab mir das auch mit meiner Therapeutin erarbeitet. Ich darf so fühlen, ich muss nicht einfach funktionieren, wie es gesellschaftlich allgemein als Norm betrachtet wird.

Ich bekam da auch schon Vorwürfe in der Art von meiner Mutter, ich sei zu egoistisch, wobei es eher eine Klage war, dass Eltern immer mehr für ihre (auch erwachsenen) Kinder tun als umgekehrt. Das tat mir sehr weh.
Es geht dabei nicht einfach nur um "keinen Bock, sich zu kümmern", da steckt so viel mehr dahinter, warum das manchmal einfach nicht möglich ist.

Du wirkst auf mich so reflektiert und nachdenklich - sprich doch einfach mal ganz offen mit deiner Tochter über deine Gefühle und Empfindungen. Seit meine Mutter das immer öfter mit mir macht (sie ist auch eher der nie-über-Gefühle-Sprecher gewesen, immer schon), hat sich unser Verhältnis unsagbar verbessert. ich hätte das nie für möglich gehalten.
Vieles, wofür ich sie früher leicht mal verurteilt habe, verstehe ich viel besser, seit ich weiß, was in ihr so vorgeht, ihren Blickwinkel und ihre Perspektive einnehmen kann.
Konflikte sind auch nicht mehr so bedrohlich, nachhaltig... oft lassen sie sich einfach durch Reden und Zuhören auflösen. Bei ihr kann ich mir auch inzwischen vorstellen, mich um sie intensiv zu kümmern, sollte es dann mal soweit sein. Sie ist ja auch krebskrank, aber momentan recht stabil und fit.

Geändert von p53 (19.08.2016 um 12:34 Uhr)
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