Liebe Ingrid!
Ich kenne dieses Gefühl, ich hab schon seit September, seit die Nikoläuse in den Supermärkten stehen, Angst vor Weihnachten. Meine liebe Mama ist am 20.1.05 nach qualvollem Leid an Bauchspeichedrüsenkrebs gestorben
. Schon mein letztes Weihnachten war schrecklich, da meine Mama am 14.12. ins Hospiz kam, und es ihr jeden Tag schlechter ging. Sie hatte ihre Kräfte bis Heiligabend mobilisiert, am 25.12. erkannte sie mich das erste mal nicht mehr, ich nehme mal an, bedingt durch die Morphiumspritzen. Das war schrecklich. Von da an ging es immer mehr bergab, ihr Tod war eine Erlösung. Nun ja, seit ihrem Tod ist alles anders. Ich bin sehr sehr traurig. Das mit der Kneipe und betrinken
hab ich mir auch schon überlegt, aber glaube mir, am nächsten Tag ist der Katzenjammer noch viel viel schlimmer, und eine Lösung ist es ja auch nicht. Du machst das richtig, daß du deine Familie nun einlädst, fliehen kann man bis ans Ende der Welt, es nimmt aber nicht die Trauer aus deinem Herzen. Auch ich werde meinem Lebensgefährten zuliebe die Wohnung dekorieren und versuchen, nicht ganz so traurig zu sein. Das hätte meine Mama nicht gewollt, auch dein Mann hätte nicht gewollt, daß wir nur noch weinen. Sie schauen jetzt von oben auf uns herab und freuen sich, wenn wir wenigstens ein bisschen Weihnachten feiern. Glaube mir. Liebe Grüße, Anja
