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Alt 29.01.2006, 00:00
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Standard AW: Bye bye Dad, I love you .... Alfred 16.2.1972

Darling Daddy

Heute auf dem Weg zu mami in der Klinik sass ich im Tram und wie ein Blitzschlag kamen mir die Gedanken, Gefühle und Ängste hoch die ich damals spürte. Damals, ja damals vor 34 Jahren, Heute vor 34 Jahren. Ist eine Welt seither, und doch waren die Gedanken so vivid wie wenns gestern war. Kristalklar sah ich diesen Tag wieder vor mir vorbeiziehen. Ich sass im Tam und weinte leise vor mich hin. Es schnürrte mein Herz zu im Wissen, dass die Zeit doch nicht alle Wunden heilen kann. nur leicht zudecken wie Schnee der schmelzt um dann wieder zu kommen um erneut wieder die schmerzenden Wunden kühlöend zu zudecken damit sie für einen Moment nicht merh so weh tun.

Heute vor 34 Jahren, am späteren Nachmittag an deisem besagten 28.1.1972 um ca. 17.20, genau dem Zeitpunkt als ich 34 Jahre später im Tram sass und die Gedanken mich nicht mehr losliessen, haben Peter und Felix Mam in die "Enge" getrieben und von ihr verlangt uns endlich die Wahrheit zu sagen. Wir wollten und mussten endlich Klarheit haben was mit dir Daddy genau los war. Wir sahen, im Gegensatz zu dem was wir immer dir sagen mussten, dass es dir zunehmend und dazu noch sehr rasant, sehr schlecht ging, ja es ging dir immer schlechter und schlechter. Unaufhaltsam ohne für uns eine Erklärung zu haben. Diese Erklärung verlangten wir an diesem Tag. Dass es so enden wurde wusste wir nicht, wir fürchteten uns aber davor.

Ich war 11 Jahre alt, ein Kind auf dem Weg zur bitteren Wahrheit und es war der 28.1.1972. Der Tag an dem ich endlich erfuhr was los war, und doch am liebsten hätte ich es nicht gewusst, nie gehört, nie erfahren, nie erleben müssen - vielleicht hätte ich so das Unausweichliche verhindern können. Blödsinn, ich weiss mit dem Verschliessen der Augen und des Herzens vor der Realität wird sie nicht einfacher oder besser, im Gegenteil.

Heute vor 34 Jahren erfuhr ich, dass du Krebs hast, Lungenkrebs, das nach dem du schon seit April 1971 bereits krank warst und im Mai 1971 bereits operiert wurdest. Wir erfuhren aber auch, dass du keine Chance mehr hast, dass der Krebs gegen dich arbeitet und dir das wertvollste im Leben - von deinem Leben, davon läuft, die Zeit.

Nach diesem Gespräch, ich sehe uns 3 heute noch auf der Kirchenbank sitzen im Cheminée Raum, und wie Mam uns die Nachricht mitteilte. Wir gingen unsere eigene Wege um diesen Schreck zu verarbeiten. Ich verliess das Haus, auch wenn es kurz vor dem Abendessen war, und fuhr mit meinem neuen grünen Raleigh Fahrrad, dass ich von dir, Gramps und Grandma zu Weihnachten erheilt, zu meinen besten Freundinnen Dinah udn Helen. Im Zimmer von Dinah brach es aus mir heraus, die Anspannung de rletzten 9 Monate löste sich und ich weinte, nein schluchzte vor mich hin und sagte bruchstückhaft was los war. Dinah war überfordert, sie rief ihre Eltern die herauf eilten in ihr Zimmer. Stundenlang weinten wir alle zusammen, ich schlief dann erschöpft ein. Ihre Eltern versuchten mir zu erklären, dass es sicher nicht so schlimm sein wird. Nein es war nicht schlimm, es wurde udn war nur noch schlimmer.

Keine 3 Wochen später, genau 20 Tage später warst du bereits tot. Der Krebs hatte gesiegt. Ich dachte oft, warum ist eigentlich ein Krebs - der Krebs - so blöd und bringt seine "Menschen oder Tiere" um, ist es doch auch das definitive Todesurteil für den Krebs. Aber er hat nichts gelernt, nichts vor deinem Tod und auch nichts seither.... er bringt weiterhin Mensch udn tier um, und somit auch sich selber. Wenn er was gelernt hätte, hätte er sich sicher eine bessere Überlebensstrategie entwickelt und einfallen lassen. Leider sind diese "Überlebensargumente" für den Krebs von keiner Bedeutung. Wenn man den Krebs nur mit dieser einfach Logik und Überlebensdrang überzeugen könnte, man wäre das einfach dann Krebs zu heilen. Aber es geht nicht. Denn er hat weder ein Gehirn und erst recht kein Herz.

Wie ein Flash up kommen die Gedanken von damals hoch und sind präsent wie wenn es gestern gewesen wäre. Vielleicht erst recht, weil Willy ausgerechnet den selben Krebs hat wie du. Und auch bei ihm sehe ich wie es weiter fortschreitet, es ihm vergleichbar zu vor ein paar Monaten schlechter geht.

Gestern waren wir beide mit unserer Freundin an der hiesigen Museumsnacht. Wir haben schon vor Wochen unsere Route geplant was wir alles uns ansehen wollten, es war dementsprechend auch sehr interessant und schön. Ein Abend so richtig nach deinem Geschmack, ausser das er wie für uns einfach zu wenig Zeit für Details liess. Es machte aber an sich weiter auf einen baldigen Besuch der einen oder andere Ausstellung zu freuen. Es wra knackig kalt bei minus 10°C und doch hielt uns dies nicht davon ab. Wir gingen zuerst zum Münster wo wir beim Rundgang ein wunderschönes Orgelkonzert geniessen durften. Die Orgel ist neu und die Grösste in Europa.

Danach nahmen wir den Shuttle Bus in Richtung Jeannot, deinem ehemaligen Freund und Atelierteilhaber. In seinem Museum fand eine Ausstellung von Jeannots erster Frau Eva Aeppli statt. Ich habe heut emit Mami darüber gesprochen udn wir mussten beide sagen, dass ihr Kunstwerke, wenn man sie so nennen muss, uns absolut nicht behagen, sind sie doch nur von Tod, Sterben und Aliens beeinflusst, Totenköpfe wo man hinsieht, kaum Farben. In seinem Museum wurde ein Lebensbuch von allen Museumsnachtbesucher erstellte (hmmm... nur die die auch liust hatten dazu), ich habe auch mein Blatt gemacht, es hiess man dürfe sich eines von 3 Farben aussuchen, eines für die Zukunft, Gegenwart und der Vergangenheit. Da ich der Meinung war, dass jeder neue Weg sich aus allen 3 Komponenten zusammenstellte, so wie sich auch jeder Mensch daruas und zu dem entwickelt, habe ich mir alle 3 Farben genomen udn ein Bild gemahct. Die Zukunft ist ein immer breiter werdenden Fluus, die Gegenwart das ganze Blatt und Vergangenheit alle 4 Seiten des Blattes, als Basis von der Gegenwart und Zukunft.

Nach dem Rundgang gingen wir mit dem Bus zum Firedhof, na da fragen sich vielen Friedhof. Es war unterdessen schon gegen 21.00Uhr udn wir entschieden uns den Firedhof nahcts zu besuchen. Und weisst du was, es war gar nicht Angst einflössend, denn der Friedhof schien ganz hell in seinem weissen Winterkleid. Die vielen grossen im Viereck geschnittenen mit einer runden Kuppel und weisser Schneehaubeüber 2,30 (ca) hohen Büsche sassen ganz majestetisch an beiden Strassenseiten in der Allee zu den Abdankungshallen. Auf dem Weg neben diesen Kollosen liefen wir in Richtung Firedhof, links und rehcts die Gräber verdeckt im Schnne, unter uns der eisig gefrorene Boden mit Schnnee darüber und in Abständen wärmen grossen Schwedenfackeln die um sich herum den Schnne udn das Eis zu Schmelzen brachten. Wir gingen den Wegweisern der brennenden Fackeln entlang, sahen in den Bäumenm zwei Engel die beleuchtet waren und ihre Trompeten spielten und in der Ferne hörten wie ein Blasorchester, dass in dieser Kälte für die Besucher spielte. Die Stimmung war tarumhaft beruhigend, es tat richtig gut. Regula konnte nicht gut laufen auf dem Schnee und Eis (hat ja auch MS, also hielt sie sich an meinem Cadilac fest. Endlich kamen wir beim Friedhofsmuseum an, die Gulaschsuppe mahcte appetit auf einen Teller voll, udn doch gingen wir erst mal rein und liessen uns von den Führer informieren. Mit lustige udn doch auch ernste Geschichten aus der Basler Totenweltgeschicte. Muss schons agen Herr Galler und seine Frau haben ein enorms Fachwissen über die Baslergeschichte.

Danahc liefen wir den selben Weg zurück und fuhren mit dem shuttlebus nahc Riehen ins Spielzeugmuseum wo wir erstmal uns hinsetzten und etwas assen, es war köstlich das afrikanische Menu. Einfach klasse. Dann war afrikanische Modeschau an der Reihe udn der Rundgang durch die Sonderausstellung "Afrikanisches Spielzeug". Alles aus Draht, leeren Abfall wie Aludosen oder Spraydosen hergestellt, einfach klasse. Wir gingen wieder zurück in Richtung Basel zum Glühwein und danach ins Musikmuseum wo wir ganze 2 Atunden verweilten und total vergassen, dass wir ja auch noch die Musikautomaten anschauen wollten,. leider war es schon 2 Uhr und der Zauber der Museumsnahct war vorbei. Als wir dort im Musikmuseum waren kam Willy zu mir und sagte, es ginge ihm nicht gut, er habe den Verdacht, dass er wieder Fieber bekommt.... so nahmen wir ein Taxi heim - gut dass wir von unserem Prof. noch ein Bon hatten.

Heute hatte Willy wieder hoch Fieber wie er es gespürt hat.... der Notfall wartet schon auf uns.

I love you Daddy dini Gigaxel
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Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
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