Thema: Beerdigung?
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Alt 30.10.2002, 15:48
Gast
 
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Standard Beerdigung?

Liebe Doreen,
sei erst mal gedrückt.
Ich kann gut nachvollziehen, wei du dich fühlst.
Geht es mir doch sehr ähnlich.
Am Anfang war ich wie betäubt - dann gab es eine Phase wo ich kurz vorm durchdrehen war.
Noch heute (3 Monate später) kann ich es nicht akzeptieren, nicht verstehen, fühle mich hilflos und unendlich traurig.
Manchmal bin ich kurz vorm durchdrehen, aber es gilt durchzuhalten. Ein Stück Normalität wieder zurückzugewinnen.
Teilweise gelingt es mir mittlerweile, auch mal an etwas anderes zu denken, zu lachen (dies machte mir am Anfang arge Gewissensbisse).
Der normale Alltagstrott ist aber noch lange nicht in Sicht, ich kann doch nicht einfach so tun, als ob alles in Ordnung wäre. Nichts ist in Ordnung...
Aber ich weiss, meine Schwester hätte mich sehr strafend angeschaut und dann angefangen zu meckern, sie würde wollen, dass ich wieder normal lebe.
Mir meine Freiräume zurückerobere.
Sie war doch selbst frei, lebenslustig und vor allem mutig. Sie hat das Leben so geliebt.
Deshalb und genau aus dem Grunde muss ich versuchen, mich zu beruhigen, Normalität zulassen.

Noch ist bei dir alles viel zu frisch. Du brauchst Zeit - nimm sie dir.
Versuch die Distanz zu deiner Familie, Freund selbst etwas zu durchstossen. Gib ihnen ein Zeichen, dass sie verstehen, dass du jetzt sehr viel Liebe und Zuneigung / Zuwendung benötigst.
Sie wissen doch z. Z. nicht, wie sie sich dir gegenüber verhalten sollen. Sie wollen dich doch nicht noch mehr belasten oder dir gar weh tun.
Geh ein bisschen auf sie zu und signalisiere, dass du sie jetzt brauchst. Vielleicht suchst du dir jemanden besonderen aus und sprichst mit ihr / ihm darüber?

Fühl dich nicht schuldig. Mein Prof meinte es sei ganz normal, dass man sich irgendwie schuldig fühlt, aber dem sei tatsächlich nicht so.
Ich habe mir auch oft die Frage gestellt / stelle sie mir noch heute, hätte ich mehr machen können. Hätte ich es früher merken können, hätte ich sie zu anderen Ärzten schleppen sollen, in die Uniklinik nach Heidelberg...
Aber - nur ein Wunder hätte noch helfen können.
Und - Wunder sind so verdammt selten...
neue Ärzte, neue Medikamente hätten das Leben ggf. verlängert - aber mit welchem Einsatz. Hätte sie dann nicht noch mehr leiden müssen, ins Krankenhaus gemusst...
sich noch mehr quälen lassen, wo doch schon jede Injektion eine Qual war...
Leben um jeden Preis?

Ich glaube, dass es bei deiner Omi ähnlich war...
sie war eine starke Frau...
gut, dass sie es bis zum Schluss bleiben durfte

Sprich mit ihr. Ich bin überzeugt, sie hört dich. Genau wie mich meine Schwester hört ...
Dafür brauchst du keine Rechtfertigung - es tut dir gut und dies ist wichtig.
Sie wird immer bei dir sein, dir helfen und schützend die Hand über dich halten.

Warum / weshalb - ich glaube, diese Frage stellen wir uns alle. Aber es gibt keine Antwort darauf...
sie quält uns, zermartert unser Hirn... aber keiner kann uns antworten.
Wir müssen lernen, damit zu leben.
Es hinzunehmen - wenn auch unter Schmerzen... uns das Herz dabei zerreisst.

Liebe Doreen - wenn du Hilfe brauchst, dich aussprechen möchtest, wir sind für dich da.
Lass deinen Kummer raus...
wir fangen dich auf.

Alles Liebe und weiterhin viel Kraft und Mut und Stärke,
deine Omi wäre stolz, wenn sie sieht, dass du durchhältst...

Lisa, die Robbe
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