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Alt 30.10.2008, 12:20
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
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Standard AW: Bestattung mit Urnenübergabe in D

Hallo,

erstmal Danke! für die Antworten. Auch, weil das zeigt, dass ich mit dieser Frage nicht völlig "neben der Spur" liege...

Die genannten Lösungen der (angeblichen) Auslandsbestattung lassen sich bei postmortal o.ä. nachlesen. Nötig sind sie eigentlich nur, weil es in D leider verboten ist, die Urne nach der Feuerbestattung an Angehörige auszuhändigen. Die Urne darf nur kriegen, wer dazu "autorisiert" ist. Also z.B. ein holländisches Krematorium, bei dem man sie dann wieder abholt oder sich zusenden läßt, statt sie dort anonym bestatten zu lassen. Jeder weiss, wie das geht. Jeder weiss, dass es verboten ist. Aber jeder weiss auch, dass es da keine Strafverfolgung gibt. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass beim "Reimport" der Urne nach D diese behördlich beschlagnahmt wird. Weswegen empfohlen wird, vor der Rücksendung der Urne die "Hundemarke" in der Asche bzw. die Signatur an der Urne zu entfernen - damit die deutschen Behörden die Asche niemandem mehr zuordnen können und damit keine Handhabe zur Beschlagnahmung haben. Pervers, aber wohl leider "typisch deutsch" :-(

Das deutsche Bestattungsrecht ist halt das restriktivste der Welt. Sargzwang sogar bei Verbrennung (Muslime u.a. können aus religiösen Gründen eine Ausnahmegenehmigung bekommen), Friedhofszwang... Den Bestatter "um die Ecke" fragen, wie Rosita schrieb: ich weiss nicht so recht. Denn das deutsche Bestattungsrecht wird von 2 Lobbies zementiert. Den Bestattern, die an Verbrennungen ohne Feier und ohne Beerdigung schlichtweg wenig verdienen; und den Kirchen, für die Friedhofsgebühren eine große und sehr willkommene Einnahmequelle sind. Das sagt natürlich niemand, sondern es wird von den Profiteuren mit Krokodilstränen religiös verbrämt. Widerlich, IMHO.

Was mir Mut macht, ist, dass es inzwischen immer mehr Menschen auch in D gibt, die auch ihre letzte Ruhe selbstbestimmt regeln möchten. Wenn ich da an meine Großeltern denke, gestorben vor 10-20 Jahren: im Krankenhaus gestorben, sofort den Bestatter engagiert, den Toten noch einmal im Kühlkeller anschauen - wo er schon zur Beerdigung gekleidet und so scheusslich geschminkt war, dass er aussah wie eine billig hergestellte Puppe. Grauenhaft. Und dann nichts wie weg, schnellstmöglich beerdigen. Aus den Augen, aus dem Sinn :-(

Meine Frau und ich möchten das anders. Egal, wer zuerst stirbt. Der Leichnam wird Zuhause aufgebahrt (kein Problem, auch wenn mensch im Krankenhaus stirbt - dann transportiert der Bestatter den Leichnam halt nach Hause statt ins Kühlhaus), damit Angehörige und Freunde in Ruhe Abschied nehmen können. Das geht immer für 3 Tage, mit Sondergenehmigung auch für 5 Tage. Der Leichnam wird auch selbst hergerichtet und gekleidet. Nicht mit dem 08/15-Totenhemd vom Bestatter, sondern mit seiner eigenen Kleidung. Und er wird nicht so pervers geschminkt, dass ihn niemand mehr wieder erkennt. Und er bekommt keine Wattebällchen in die Backen gestopft, damit er schön "lebendig" pausbäckig aussieht.

Ich weiss, ich schweife ab. Und befasse mich mit Dingen, die noch gar nicht aktuell sind. Aber wenn es mal soweit ist, möchten wir uns die Sache nicht aus der Hand nehmen lassen. Schon gar nicht mit der "Ausrede" bzw. Illusion, dass der Tod heutzutage scheinbar "porentief rein" zu sein hat. Keimfrei gestorben in der Klinik, und sofort (von anderen) hygienisch präpariert für den letzten Gang.

Ich weiss es doch auch nicht :-( Zumal das, bevor es soweit ist, ohnehin nur ein was-wäre-wenn-Thema ist. Aber ich glaube, dass es etwas mit Respekt vor dem Verstorbenen zu tun hat, sich mit unangenehmen Dingen wie Leichenwäsche zu befassen und (ganz unneigennützig) "Totenwache" zu halten, wie es früher hiess. Also einige Tage Zeit zu haben, um im Angesicht des geliebten Menschen Abschied zu nehmen. Keine Ahnung. Wir werden das noch früh genug sehen :-/

Viele Grüße,
Stefan
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