Einzelnen Beitrag anzeigen
  #51  
Alt 30.11.2011, 16:11
brabbel brabbel ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.05.2009
Beiträge: 134
Standard AW: Die Kraft geht langsam aus

Ach Tanja!

Deine Mutti kämpft, meine hat den Kampf verloren oder ist erlöst-wie auch immer.

Auch meine Mutti wurde die letzten Tage immer weniger, hat fast nur noch geschlafen, mich und meine Familie aber erkannt, jedoch kaum noch gesprochen und nichts mehr gegessen. Sie hatte große Angst und bekam Medis dagegen. Den süßlichen Geruch kenne ich auch, kommt glaube ich von den Medikamenten.
Ich war jeden Tag für ca. 3h bei ihr, allein oder mit meinen Mädels oder mein Mann und Sohn. Ich habe mich dann immer zu ihr ins Bett gelegt und sie gestreichelt. Sie hat dann immer meine Hände doll gedrückt.

Gestern war ich bis 15 Uhr bei ihr und mir war klar das geht nicht mehr lange. Die Schwestern auf der Palliativstation waren gaaanz lieb und ich habe sie gebeten, mir Bescheid zu geben, wenn es schelchter wird. Und auf diesen Stationen erkennen sie ja die Anzeichen dafür.

Abend halb 9 kam dann der Anruf. Mein Mann und ich sind die Stunde zum Krankenhaus gefahren und ich habe so gehofft, dass sie noch lebt. Und das hat sie. Sie hat schwer geatmet so eine Art Schnappatmung und es war klar, dass sie stirbt. Die Schwester sagte, ich soll mich ans Bett setzen, versuchen ruhig zu bleiben und kit ihr reden oder streicheln. Aber ich hab mich wieder zu ihr ins Bett gelegt. Wir haben eine Kerze und das Räuchermännchen angemacht, was ich ihr zum 1.Advent mitgebracht hatte.

Ich habe sie in den Arm genommen, gesagt das ich da bin, sie loslassen kann, wie furchtbar lieb ich sie habe und sie bald ihre Mutti (ist auch dieses Jahr gestorben) und ihren Sohn (mein Bruder ist als Kind ertrunken) wiedersehen wird. Ich hab ihre Hände, ihr Gesicht gestreichelt. Sie ist nicht wach geworden, aber ihr Atem wurde einfach ruhiger und leichter und nach 10 min hat sie einfach aufgehört, ganz friedlich. Sie hatte auf mich gewartet und ich konnte bei ihr sein und ihr auf ihrem letzten Weg beistehen. Das gibt mir so viel!

Ich bin dann noch etwa 1 Stunde bei ihr im Bett geblieben, habe ihre Augen geschlossen und sie weiter gestreichelt. Die Schwester kam und fand das so schön. Ich sagte-es ist doch meine Mama.
Dann haben wir ihre Sachen gepackt und sind heim gefahren.
Schlafen war natürlich nicht und der heutige Tag ist furchtbar. Habe alle Wege für die Beerdigung erledigt, alle Anrufe erledigt (der an meinen Vati war der schlimmste!) und fühle mich "entschleunigt". Die ganzen letzten Monate waren geprägt von Stress und Hektik, so dass kaum Zeit zum Luft holen blieb und jetzt steht die Welt still. Fühle mich verlassen und unsagbar traurig.

Ich weiß, dass ich alles richtig gemacht habe, aber im Moment macht es mir das nicht leichter.

Tanja das steht dir alles noch bevor und ich wünsche dir alle Kraft der Welt. Auf der einen Seite gönnt man seiner Mutti die Ruhe aber es tut einfach furchtbar weh.

Wenn du möchtest können wir ja Telefonnummern austauschen und uns gegenseitig zur Seite stehen, denn niemand versteht den Schmerz besser, als jemand, der dasselbe durchmacht.

Ich hoffe für deine Mutti, das es bald vorbei ist und umarme dich hiermit ganz dolle!

Bärbel

Geändert von brabbel (30.11.2011 um 16:53 Uhr) Grund: Schreibfehler
Mit Zitat antworten