Einzelnen Beitrag anzeigen
  #35  
Alt 15.02.2005, 21:20
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Auf wiedersehen Papi

Lieber Papi,
heute war ein schwerer Tag. Nicht genug, dass ich zu dieser Vollversammlung mußte, wo mir eindeutig zuviele Leute waren. Nein, ich mußte auch noch die Intensivschwester sehen, die Dich an Deinem letzten Tag betreut hat. Danach war ich vollkommen unter Schock. Es ist alles so schwer hier ohne Dich. Diese Leere ist nicht zu ertragen. Ich kann es noch immer nicht fassen. Denke noch oft, Du kommst zurück. Versuche in alle Richtungen zu kämpfen und erwische mich dann bei dem Hintergedanken, dass ich noch etwas ändern kann, wenn ich nur rausfinde was passiert ist. Manchmal holt mich auch die Realität mit einem Hammerschlag ein. Die Arbeit fällt mir schwer. Ich kann mich nicht konzentrieren und die Leute sind mir einfach zuviel. Leider wünsche ich mir noch immer, dass Du mich möglichst schnell hier abholst. Erwische mich gelegentlich dabei, dass ich Gefahren suche, um mal zu schauen, ob es klappt. Hoffentlich können die vom Hospiz mir helfen. Mit meinen Schuldgefühlen komme ich auch nicht klar. Den ganzen Tag denke ich, hätte ich ihn bloß eher zur Nachsorge getrieben, hätte ich ihn bloß gezwungen Mistel zu nehmen usw.
Klar weiß ich, dass es Deine Entscheidungen waren, aber ich werde trotzdem das Gefühl nicht los, dass ich schuld bin an dem, was passiert ist. Vielleicht hätte ich es ändern können, wenn ich Deine Entscheidungen nicht akzeptiert hätte.
Ich liebe und vermisse Dich.

Deine Dich immer liebende Tochter
Marion
Mit Zitat antworten