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Alt 19.02.2014, 22:41
Birgits Schwester Birgits Schwester ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Guten Abend an alle hier,

erstmal Zaubermaus, mein tiefes Mitgefühl für Dich und Deine Familie. Ich weiss, wie wir alle hier, wie Du Dich fühlst. Wir sind alle doch alleine damit, aber es kann helfen, sich auszutauschen. Und wenn man dieses Leid .. wünscht, ist es doch ein Segen, wenn es Menschen gibt, die einen verstehen können, die nachvollziehen können, wie furchtbar all das ist, was wir gerade durchzustehen versuchen. Und manchmal kann auch ein tröstendes Wort für einen Mitleidenden gleichsam Trost für einen selbst sein.

Ich komme gerade aus einem Tief, vielleicht bin ich auch noch drin. So genau kann ich das gar nicht sagen. Wie Du,Stoerchin, sagst, es gibt sie wirklich, die "Trauerwellen". Es ist eigenartig...als ich wieder zu arbeiten anfing und damit auch der Alltag unausweichlich Einzug hielt, da bekam meine Traurigkeit eine ganz andere Dimension. Sie wurde schlimmer. Es ist wie ein sich wehren gegen Normalität...da kommen Gedanken wie: Was soll das jetzt? Alltag? Normalität? Als wäre nichts gewesen? Und dann wurde mir klar: Als der Alltag Einzug hielt, wurde mir nochmal um so schmerzlicher bewusst, wie groß das Loch ist, was meine liebe Schwester in meinem Leben hinterlassen hat. Ein Loch, das nicht zu stopfen ist, nur zu integrieren. Wie man das macht? Wenn ich nur einen Funken Ahnung hätte...

Es sind die vielen Kleinigkeiten des Alltags, das sich austauschen, die Telefonate, die Kichereien miteinander, die gegenseitige Hilfe... und dann die ewige Warum-Frage, auf die man doch niemals eine Antwort erhält. Überhaupt auf alle Fragen bekommt man keine Antworten. Vielleicht ist es das, diese Ohnmacht..... dieses AkzeptierenMÜSSEN.

Ihr seht, ich hadere. Und ich trauere. Und ich wüte umher.

Heute Nacht hatte ich das erste Mal einen Traum MIT ihr. VON ihr kann ich nicht sagen, weil ich habe nicht direkt von ihr geträumt. Sie war ganz klein,man konnte nur ihr Gesicht und ihre Haare sehen, sie war ganz kindlich irgendwie, und wir haben uns Küsschen gegeben, und ich habe ihren Geruch gespürt.Es war ganz eigenartig.Und sie hat gesagt: Ich muss gehen, es geht nicht anders...oder so ähnlich. Meine Seele scheint mit dem Verarbeiten anzufangen. Der Traum hat mich jedoch nicht wirklich getröstet, es gibt mir nur ein warmes Gefühl, wenn ich daran denke.

Am Freitag gehen meine kleine Schwester und ich zu meinem Schwager, der uns bat, den Schrank von meiner Schwester auszuräumen. Ihr könnt Euch sicher denken, wie viel Angst ich davor habe. Das wird wieder ein schlimmer Moment in den schlimmen Momenten dieser Zeit.

Ich glaube, ich kann heute wenig Tröstendes an Euch weitergeben. Aber ich sage trotz allem:Wir schaffen das, wir stehen diese Zeit durch. Wir werden den Weg von "Nichts ist mehr wie es war" in "Nun ist es anders" beschreiten, Du und du und du auch!

Tränen dauern wie sie dauern.
Und das ist gut so!

Fühlt Euch gedrückt und verstanden
von

Birgit
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