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Alt 13.02.2011, 17:46
babsi-zet babsi-zet ist offline
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Standard AW: Ernsthafte Gedanken über Tod und Sterben

Hallo Karpatenkarla

Mich hat dein Schreiben tief bewegt. Und ich finde es durchaus nicht pietätlos, ganz im Gegenteil. Ich hatte deswegen schon durchaus meine Diskusionen.
Ich gebe dir vollkommen recht. Selber bin ich nicht betroffen, meine Schwester ist aber am 3. Februar an einem Zervixkarzinom gestorben. Und auch sie machte sich diese Gedanken: Wann merke ich, wenn es so weit ist.

Wir haben oft darüber gesprochen, trotzdem habe ich es die letzten Tage übersehen, bzw. wollte es nicht sehen, dass es mit ihr zu Ende geht.
Sie konnte schon seit Wochen keine Nahrung verdauen und sass nur mehr vor ihrem Kotzkübel. Sie magerte ab, der Bauch schwoll aber unglaublich an.
Ihr Arzt, den sie vorher immer verweigerte, meinte 2 Tage vor ihrem Tod, dass man das Erbrechen in den Griff bekommen kann.
Ich schöpfte wieder Hoffnung. In der Nacht vor ihrem Tod bekam sie starke Bauchschmerzen. Ihr Arzt liess sie mit der Rettung ins KH bringen, Verdacht auf Darmverschluss.
Nach stundenlangen Untersuchungen war klar: kein Darmverschluss. Leber- und Nierenversagen. Keine Chance.
Der Arzt kam ins Zimmer und informierte uns Angehörige schonungslos, dass sie in den nächsten Stunden versterben wird.
Ich haderte danach ganz gewaltig mit dem Schicksal, war stinkwütend aufs Leben. So habe ich auch ihr Sterben empfunden. Grausamst.
Jetzt, wo etwas Zeit vergangen ist, habe ich die Bücher der Psychologin Elisabeth Kübler-Ross gelesen und ich glaube fest an ihre Theorien.
Ich bin kein gläubiger Mensch, Gott bewahre! Aber ich glaube fest, dass unser Dasein nur eine Station ähnlich eines Schmetterlings ist. Der zuerst eine Raupe, danach ein Kokon, dann erst der Schmetterling wird.
Ich kann die Anwesenheit meiner geliebten Schwester manchmal fühlen.
Mit dem Tod ist es nicht vorbei, dessen bin ich mir sicher! Das Sterben ist nicht schön. Meine Schwester hatte schon am Silvesterabend gemeint, wo die Schmerzen sehr stark waren, sie beendet es jetzt selbst.
Hat sie aber nicht gemacht, wäre im nachhinein besser gewesen. Aber vielleicht muss man es einfach bis zum Ende durchstehen um zu Verstehen. Vielleicht kann man nicht die einfachste Variante nehmen.
Ich dachte, meine Schwester litt qualvolle Schmerzen im Todeskampf. Aber das Jammern und Wimmern ist ein Zeichen, dass man nicht loslassen kann oder will. Dass man seine Lieben nicht zurücklassen will.
Aber wir werden uns bestimmt wiedersehen und wiederfinden!
Ich denke, man kann mit seinen behandelnden Ärzten im Vorfeld bestimmt einiges klären, wegen Schmerzmitteln, Beruhigungsmitteln usw. Ich würde nicht empfehlen, es zu Hause durchzuziehen. Ich glaube, dann fällt es einem noch schwerer, zu gehen und die Qualen hinter sich zu lassen.
Ja, ich denke, man stirbt an Organversagen. Verhungern wird dich keiner lassen, dessen bin ich mir sicher. Aber wenn wichtige Organe auf Grund der Erkrankung versagen, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Meine Schwester hatte abgelehnt, lebenserhaltende Massnahmen einzusetzen. Leben niemals um jeden Preis war ihre Devise. Denn ich weiß, dass sie so ein Leben, dass sie die letzten Wochen erdulden musste, nicht mehr länger ertragen hätte. Man sollte in diesem Falle den Tod als echte Erlösung sehen, der deinen lieben, gesunden Geist von deinem kranken Körper befreit.
Ich finde es - wie gesagt - in keinster Weise pietätlos, über den Tod und das Sterben zu sprechen. Mir wurde zwar von einer Userin darauf hingewiesen, mir dringend Hilfe zu suchen, aber: Tatsache ist, ob gesund oder krank, jeder muss da durch, ausnahmslos. Auch ich.
Ich wünsche dir noch sehr viel schöne Zeit! LG Barbara
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