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Alt 24.10.2006, 23:19
Robert32 Robert32 ist offline
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Registriert seit: 04.07.2006
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Standard AW: Der letzte Lebensabschnitt hat begonnen

Hallo, und danke für eure Anteilnahme.

Im Moment bin ich erstaunlich gefasst wahrscheinlich braucht alles noch Zeit. Meine Mutter hingegen wechselt fast minütlich ihre Stimmung.

Irgendwie sage ich mir aber, alles hat perfekt zusammen gepasst.
Mein Vater wusste wie es um ihn steht.
Er hat alle Vorbereitungen getroffen, die man treffen kann.
Am Sonntag war die ganze Familie noch mal zu Besuch und er
konnte auch noch mal meine Tochter sehen.
Am Abend habe ich mit ihm Formel 1 geschaut. Er hat mich schon am Freitag gefragt, wer denn gewonnen hätte. Es schien für ihn ein wichtiger Meilenstein auf seinem Weg zu sein.
Gestern wollte er Speiseeis haben und das hat er bekommen. Das war quasi sein letzter Wunsch. Bis er dann von uns ging waren es nur Minuten. Ich glaube er hatte eine Herzattacke, die ihn letztlich erlöst hat. Mit dem Pfleger zusammen habe ich meinem Vater seien schönsten Anzug angezogen. Heute war eine Andacht mit dem katholischen Standortpfarrer in Mainz, der meinen Vater wirklich schön und würdevoll verabschiedet hat.

Die palliative Abteilung in Mainz ist ein Ort, wie ich ihn nach den letzten 6 Monaten in einem Krankenhaus nicht vermutet hätte. Dort findet mehr als Pflege statt. Die Leute die dort arbeiten sind tatsächlich dazu berufen, Menschen zu helfen, und sie zu begleiten. Leider ist das für manche leute sicherlich nur eine Durchgangsabteilung, aber mein Vater hat es geschafft in dieser geborgenen Umgebung zu sterben. Er hätte sich keinen besseren Ort aussuchen können. Solltet ihr mal die Möglichkeit haben eine palliative Abteilung zu unterstützen, gerade wenn es Mainz ist, dann tut dies bitte.
Andere Pflegeheime können sich da gut eine Scheibe abschneiden.

Ausserdem möchte ich mich bei dem jungen Arzt bedanken, der in der Nacht vom 09.10. auf den 10.10.06 meinen Vater auf der Station 6 im Gebäude 505 betreut hat. Er war der erste Arzt, der wirklich mit uns offen über die Lage gesprochen hat, ohne Umschweife und Ausflüchte.

Dann gab es da am Sonntag noch die ältere Dame aus Berlin, die wir in der Cafeteria getroffen haben. Wie besucht ihre Schwester in der Mainzer Uniklink.
Sie ist eine überaus feine und feingeistige Akademikerin.
Ihre Worte waren sehr warmherzig und sie hat uns viel Kraft gegeben. Auch dafür vielen Dank.
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