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Alt 05.04.2006, 19:19
Günther Günther ist offline
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Standard AW: Prostataentfernung Total OP

Hallo Helena!

Leider schreibst nicht sehr viel über die konkreten Werte und den Befund, den Dein Vater bekommen hat - ohne das ist schwer zu raten.

Frage 1: Was wurde denn damals genau operiert?
Frage 2: Wurde damals noch kein Krebs festgestellt?
Frage 3: Wie wurde der Krebs festgestellt - Biopsie? Wieviel Stanzen waren positiv, welche Werte gibt es (Gleason Score, PSA)?
Frage 4: Ist der Kebs noch in der Kapsel oder ist er durchgebrochen?

Wenn Dein Vater hier nichts genaues gesagt bekommen hat, muß man nachfragen - der Arzt muß sagen, was Sache ist. Es ist vollkommen üblich, als Prostata-Krebs-Patient die Befunde zu einem zweiten Urologen/zu einem zweiten Labor zu tragen, um dort eine Zweite Meinung zu hören. Eine Prostata-Operation ist ein schwerer Eingriff: Die Folgen der OP sind u. Umständen dauernhafte Inkontinenz und Impotenz.

Grundsätzlich gilt: Auf keinen Fall hektische Entscheidungen treffen - Prostatakrebs wächst langsam (anders als andere Krebse).

Ist eine OP angezeigt, kommt wahnsinnig viel auf das Geschick des Chirurgen an: Ein Könner kann die üblen Nebenwirkungen der OP weitgehend einschränken (z.B. nervenschonende Operation, die die Erektionsfähigkeit weitgehend erhält). Der Anfänger, der am kleinen Stadtkrankenhaus die ersten Übungen macht, kann einen Patienten hingegen schwer schädigen. Also: Wenn Op, dann genau erkundigen, wer da operiert - und WIE er operiert. Und wie lange er jeweils operiert: Die Standard-Ruckzuck-OP dauert maximal etwa 2 bis 2 1/2 Stunden. Als ich operiert wurde, hat es 4 3/4 Stunden gedauert - und ich war bei einem absoluten Crack! Und habe als Folge auch keinerlei gravierende OP-Folgen!
Es ist vollkommen üblich, mehrere Chirurgen aufzusuchen und ihre Meinung, ihre Prognose und ihre Technik zu erfragen - und sich dann den auszuwählen, zu dem man Vertrauen faßt.

Dein Vater ist noch jung - wahrscheinlich ist die OP die richtige Lösung. Für Bestrahlung etc. gibt es keine ausreichend genaue Langzeit-Prognose; und Dein Vater möchte vermutlich 80 werden. Es gibt noch weitere Therapien, die man in Erwägung ziehen kann, aber wie gesagt - es kommt darauf an, wie der Befund ist. Ohne den kann man nichts raten.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Netz zu informieren. Gib hier mal die Befunde Deines Vaters an, dann kann man besser Empfehlunen abgeben.

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Du hattest - wie ich gerade erst sehe - noch genauere Fragen gestellt:

A"ls nächstes bekam er von seinem Urologen eine 3 Monatsspritze, weiß nicht so wirklich was sie bewirkt." - Es ist eine (Hormon-)Spritze, die das Wachstum vorübergehend stoppt.

"Gestern war er erneut beim Urologen und es wurde ein Termin für den 15.05.06 zu einer Total OP festgelegt." Der Urologe sieht also offenbar keinen Zeitdruck für die OP - so weit so gut.

"Als erstes Fragen???????? was heisst Total OP? was genau wird entfernt?"
Es wird die gesamte Prostata entfernt. Die Harnröhre muß dazu durchtrennt werden; sie wird danach wieder mit der Blase verbunden. Dabei werden auch die Samenleiter durchtrennt - der Patient ist danach zeugungsunfähig. Da die Prostata die Samenflüssigkeit produziert, ist es mit der Entfernung auch mit der Ejakulation beim GV vorbei.
Es werden Lymphknoten in der Umgebung entfernt: Evenuell hat sich ein Krebs bereits in die Lymphknoten abgesiedelt; daher müssen diese auch raus.

"Welche Folgen gibt es? "
Wie ich oben schon sagte:
1. Zumindest anfänglich Inkontinenz - der Patient braucht Vorlagen. Dies legt sich in den meisten Fällen nach einigen Wochen oder Monaten; es kann aber, wenn's dumm kommt, ein lebenslängliches Problem bleiben.
2. Mit größerer Wahrscheinlichkeit Impotenz: Die Nerven, die für die Erketion zuständig sind, verlaufen dicht um die Prostata, und werden, wenn der Krebs duchgebrochen ist, entfernt - also keine Erketion mehr. Nervenschonend/nervenerhaltend kann man bei einem abgekapselten Krebs operieren - aber das verlangt enormes Geschick vom Operateur! Das kann nicht jeder an der nächsten Ecke!

"Ist es ratsam bei einem anderen Arzt sich vorzustellen?" Auf jeden Fall! Das ist auch gar kein Mißtrauen gegenüber dem ersten Arzt. Er hat seine subjektive Einschätzung abgegeben - ein zweiter wird das auch tun. Aber es mag Unterschiede in der Beurteilung geben. Danach richtet sich die Therapie. Der Patient hat hier , wenn er mitarbeiten will, große Einflußmöglichkeiten und große Selbstverantwortung über das, was mit ihm passiert.

Also - gib mal die Werte an!
Alles Gute!
G.

Geändert von Günther (05.04.2006 um 21:47 Uhr)
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