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Alt 23.08.2003, 21:46
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Standard LEUKÄMIE - mein Papa musste sterben

Hallo Jenny, hallo Jörg!

Es ist schwer, doch ihr habt mir etwas Mut gegeben und mir geholfen, dass ich nicht die Schuld an mir suchen sollte, dass er hat gehen müssen. Sicher will man, dass man dem geliebten Menschen helfen kann, doch wenn es nicht sein will, dann sind einem eben die Hände gebunden. Er hat viel durchmachen müssen, mein Papa und es hat ihm gar nicht gefallen. Das schlimme war immer, dass er immer die Schuld bei sich gesucht hat. Nachdem er einen Rückfall hatte, meinte er, vielleicht habe er sich falsch ernährt und falsche Sachen getrunken. Es ist ja auch noch dazugekommen, dass er Alkoholiker war und er von dem Tag an der Diagnose, also auch schon Wochen davor, als es ihm zu Hause schon schlecht ging, bis zu seinem Tod (das waren 1 1/2 Jahre) keinen Tropfen Alkohol getrunken hat. Es war anfangs etwas schwer, da er ja Entzugserscheinungen hatten, die sich äußersten, dass er etwas aggressiv war, aber er war stark!
Ich hab mir im Nachhinein gedacht, dass ich ihm das vergönnt wäre, wenn er sich vor seinem Tod nochmals richtig angesoffen hätte! Ich denke für jeden ist es schwer, wenn man einen schlimme Diagnose erfährt, ich glaube, da würde jeder mal gerne einen Rausch haben und den Kummer runterschlucken! Ich war sehr stolz auf ihn, dass er nie was trank, doch hätte ich mir für ihn gewünscht, dass er das noch erlebt hätte.
Wut: Ja, ich weiß auch nicht genau auf wen bzw. warum ich Wut habe!? Die Krankheit macht mich wütend und dass es genau mein lieber Papa war, der sich soviel mitmachen musste! Aber irgendwann wird wahrscheinlich diese Wut auch etwas nachlasse, was sie ja schon etwas hat, weil ihr mir ja geschrieben habt, dass die Ärzte auch machtlos sind bei dieser Krankheit, aber ganz weg ist sie trotzdem nicht - doch mir geht es dank euch wirklich schon besser!
Liebe Jenny, heißt das, dass dein Freund bis zu seinem Tod nur noch 12 Blutkonserven zur Verfügung hatte? Das ist natürlich auch sehr schlimm, doch bei dieser Krankheit, wenn alles seinen Lauf nimmt, treten sehr viele schlimme Infektionen auf, weil ja die weißen Blutkörperchen so rasant steigen!
Als mein Vater die inneren Blutungen hatte und die dann doch noch irgendwie gestillt waren, war kurz darauf wieder dasselbe, aber dieses Mal trat das Blut aus dem Genitalbereich auf, ich hoffe, es widert keinem an, doch irgendwie muss ich das los werden! Das war das letzte Mal, dass sie ihm Blutplätten gaben, sonst bekam er nur noch Morphium und Vitaminpräperate - was das noch für einen Sinn hatte, außer dass er zum Schluss einen riesengroßen Bauch hatte, vor lauter Flüssigkeit, weiß ich nicht! Doch ich habe auch manchmal gedacht, wenn sie ihn noch genauso weiterbehandelt hätten, als sonst auch, dann hätte er sicher noch ein paar Tage länger gelebt, doch was sind ein paar Tag? Für uns wäre es schön gewesen, doch für einen todkranken wäre es sicher nur Quälerei gewesen.
Wenn es nicht mehr sein will, dann wünscht man sich nur mehr, dass er nicht mehr allzuviel leiden muss und ich hoffe sehr, dass das so war!

Also, vielleicht hatte dein Freund noch etwas länger zu leben gehabt, doch was hätte es ihm noch gebracht??? Hat er gewusst, dass er sterben muss???
Ich habe meinem Vater nichts gesagt, vielleicht meine Mutter, weil die ließ im Spital sofort den Pfarrer kommen, als es ihm sehr schlecht ging, das war 2 Tage vor seinem Tod, er hatte hohes Fieber! Vielleicht hat sie da was gesagt, aber später gefragt, warum der Pfarrer da war und wir sagten zur Krankensalbung und er sagte nur: Ach so!
Ich weiß nicht, aber ich denke, es macht einen Unterschied, ob man es selber weiß oder nicht, weil auch wenn es derjenige spürt, dass er nicht mehr lange hat, aber nicht wirklich von einem Arzt weiß, kämpft er trotzdem bis zum Schluss ums Überleben!

Schöne Grüße
Claudia
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