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Alt 13.06.2002, 08:44
Gast
 
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Standard Sie will das ich gehe!!

Hi Michaela,
vielen Dank für Deine vielen Worte.
Dein Mann muss wohl auch bemerkt haben, dass da irgendwo bei Dir ein heftiges "Klammern" an Deinen Vater war, ja, auch ein egoistisches Verhalten. Vielleicht hast Du erst die Worte Deines Mannes noch gebraucht, um zu "verstehen", ... und gar nicht die meinigen?
Naja, jedenfalls machen mir Deine Zeilen jetzt sehr viel Freude, weisst Du. Und ich verstehe Dich auch sehr gut.
Du hast Dich schon nicht von Deinem Schwiegervater richtig verabschieden können, und DAS prägt Dich natürlich und tut verdammt weh. Bei Deinem Vater möchtest Du jetzt natürlich alles BESSER machen BEVOR sein Tod eintreten könnte, willst alles bereinigen und klären, willst, dass diesmal alle völlig glücklich sind und zwar so sehr, dass man mit "guten Gewissen" Abschied nehmen kann. Das ist ein sehr schöner Wunsch und auch sehr verständlich.
Aber es ist schwierig, weil es DEIN Wunsch ist.
Angenommen, Dein Vater wird sich die letzte Zeit, die er noch hat, noch IMMER nicht öffnen und darüber reden wollen. Kannst DU es ändern? Kannst Du IHN noch ändern?
Vielleicht, ... weisst Du, auch wenn es vielleicht nicht so aussieht und es überhaupt keine Anzeichen dafür gibt, ... macht sich Dein Vater jetzt ja auch seine vielen Gedanken. Er "denkt" bloss, teilt sich Dir oder Deiner Mutter aber dabei noch immer nicht mit. Vielleicht wird er auf die Lösung kommen, und sich zugestehen, dass da schon immer etwas schief gelaufen ist. Vielleicht wird er selber aber auch gar nicht mehr darauf kommen, weil er jetzt möglicherweise zu wenig Zeit noch dazu hat. Es wäre zwar eine "Lebens-Einsicht" für ihn, aber ob die nach 30 Jahren wohl plötzlich so SCHNELL noch erfolgen kann?
Vielleicht. Wenn Du Glück hast. Vielleicht, wenn er nicht "bedrängt" wird. Vielleicht, wenn Du ihm ein nettes Brieflein schreibst, das all Deine Sorgen, Deine Gedanken, Gefühle und Ängste um ihn und um Deine Mutter aufzeigt. Und Deinen Wunsch.
Was ER aber dann damit anfängt, ist wiederum IHM überlassen. Vielleicht geht er darauf ein? Oder aber vielleicht will er gerade JETZT nichts davon wissen, sondern bereitet sich innerlich nur noch auf seinen Tod vor?

Ich weiss, es ist schecklich, Michaela. Ich möchte, dass Du weisst, dass ich tief mit Dir empfinde. Ich bin genau so verzweifelt, weil ich DIR und Deinem Vater so gerne helfen möchte, aber ja auch nicht weiss, WIE. Ich kann Dir nur versuchen zu helfen, die Dinge von der "anderen" Seite zu betrachten, damit DU Dich nicht so quälst. - Lass Dich von mir ganz fest umarmen, okay?

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

PS. Du hast Recht, von Kindern können wir manchmal in solchen Situationen noch was sehr "Natürliches" lernen ...
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