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Alt 23.11.2005, 15:55
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Sandra! Sandra! ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder

Hallo Marco!

Ich kann deinen Schmerz sehr gut nachvollziehen. Ich habe am 06.10.2005 meinen Vater verloren. Zwar ist es noch nicht so lange her, aber der Schmerz tut noch so unendlich weh als wäre es erst gestern gewesen. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass einige Freunde und Bekannte der Ansicht sind, dass nun genug Zeit ins Land gezogen ist und die Trauer nun langsam abflachen müsste. Aber dem ist leider nicht so. Wenn ein geliebter Mensch geht, kann man die Gefühle nicht einfach mal so verdrängen und abschalten.
Ich vermute auch, dass die anderen einfach nicht damit umzugehen wissen. Sie wissen es vielleicht einfach nicht besser! Vielleicht haben sie selber noch nicht so eine Erfahrung selber gemacht? Daher versuchen auch einige mit irgendwelchen Geschichten vom Thema abzulenken!? Wer weiß?! Daher nimm dir einfach die Zeit, die du brauchst.

Mein Vater und ich haben auch immer über alles geredet, außer über das Sterben. Mein Vater sagte nur zu mir, dass er noch nicht sterben wolle, da er doch noch bei uns bleiben und noch viel Zeit gemeinsam mit uns verbringen möchte. Damit war für ihn die Sache erledigt. Wir alle wussten zwar, dass ihm nicht mehr so viel Zeit bleiben würde, aber keiner sprach darüber. Mein Vater spürte auch von Anfang an, dass die Krankengeschichte nicht so positiv verlaufen würde. Denn plötzlich konnte und wollte er nachts nicht mehr schlafen. Er hatte auch Angst davor, dass ihn nachts „der Tod holen“ würde und er den Morgen nicht erleben würde. Und weißt du was, lieber Marco, so war es dann auch letztendlich gekommen. Mein Vater ist eines nachts einfach für immer ganz friedlich eingeschlafen. Und seit dem habe ich Schlafstörungen. Werde ständig nachts wach oder kann erst gar nicht abends einschlafen. Automatisch denke ich dann immer an meinen Vater. Was er wohl gerade macht oder wie es ihm geht oder ob er mir wohl gerade beim Schlafen zugeschaut hat! Das sind alles Dinge, die mich beschäftigen, über die ich aber nicht mit Freunden und Bekannten reden kann. Denn so was können sie einfach nicht nachvollziehen. Von denen kommt dann höchstens der Rat, dass ich es mal mit Schlaftabletten versuchen sollte. Aber was sollten sie mir auch sonst raten?!

Letzte Woche hatte ich Geburtstag. Es war einfach nur grausam. Der erste Geburtstag ohne meinen Vater. (Wobei ich glaube, dass der zweite Geburtstag ohne meinen Vater nicht besser bzw. einfacher wird!) Und nun kommt auch noch Weihnachten. Ich mag gar nicht dran denken.

Aber gut, dass es dieses Forum gibt! Hier ist man nie alleine und viele stehen einem gerne mit Rat und Tat zur Hilfe, das ist wirklich sehr viel wert.

Liebe Grüße
Sandra
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