Einzelnen Beitrag anzeigen
  #35  
Alt 03.02.2004, 17:42
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Krebsschmerzen - nichts hilft

Liebe Sarah

Auch ich habe in einer Krankheitsphase schon Morphin bekommen und auch ich hatte zu Anfang der Behandlung unter Übelkeit und Müdigkeit zu leiden und war dann auch in Versuchung gekommen, es etwas niedriger dosiert einzunehmen als verschrieben. Das war ein Schuss hintenraus, wie ich heute weiss.
Bei Morphin ist es wichtig, dass es wie verschrieben genommen wird, damit sich ein Spiegel im Blut einpendeln kann. Sobald dies passierte, hatte ich die Nebenwirkungen weg und war schmerzfrei!

Wie ich das mit dem Morphin erlebt habe, schrieb ich einmal in einem Gedicht. Es hat schon einigen geholfen, sich für das Morphin zu entscheiden, deshalb schreib ich es hier auf:

MORPHIUM
"""""""""
Sie scheint in allen Gemütern verankert zu sein, wie eine ungeschriebene Weisheit.
Rücken Ärzte starken Schmerzen mit Morphium zu Leibe, so denken Patienten und so denken Angehörige:"Oh jeh, das kann nichts Gutesbedeuten, jetzt geht es mit Riesenschritten dem Ende zu..."
und sie erschrecken und sind verzweifelt.
Und die meisten wehren sich, sträuben sich innerlich und äusserlich, eine solche Behandlung zuzulassen.

Doch wenn die Schmerzen wie eine ewige Folter sind,
wird der Leidensdruck zu gross und man lässt sich helfen, egal wie.
Hauptsache, die Schmerzen verschwinden.

Unstillbare Schmerzen sind viel schlimmer als Morphium, sie bedeuten viel eher das "AUS!"
Sie schwächen und rauben die Lebenskraft,
sie nagen am Überlebenswillen, bis er zusammenbricht,
sie beenden mit einem Schlag alles, wofür du vorher aktiv warst und sein wolltest.
Du kannst nichts mehr tun.
Schmerzen lassen Wünsche wach werden nach Erlösung,
machen Todessehnsucht erlebbar.

Ich habe beides am eigenen Leib erfahren - Unerträgliche Schmerzen und Morphium,
und ich habe es, wie auch andere, überstanden.
Ich weiss nun, dass Morphium nicht nur zum kurz bevorstehenden Lebensende zum Einsatz kommt,
dass es nicht gleichbedeutend ist mit Hoffnungslosigkeit und Resignation.

Morphium ist nur das Ende für die Schmerzen, aber nicht für den Menschen, der es erhält.
Morphium läutet nicht in jedem Fall die Terminalphase ein -
oft wird es (vorübergehend) gegeben, damit die Lebenskraft sich neu aufbauen kann
und ein Weitermachen,
ein Weiterleben wieder möglich ist.

Ladina , September 1999

Ich lebe längst wieder ohne Morphium und war nie abhängig. Aber es ist wichtig, dass man sich an die vorgeschriebene Dosierung hält.

Liebe Sarah, auchi ch habe mal von einer Kameradin in Deutschland ein Medikament empfohlen bekommen, das mein Onkologe nicht kannte. Die Handselsnamen sind von Land zu Land verschieden, wichtig ist, dass Du den Wirkstoff kennst. Dann denke ich, wird Dir die Onkologin weiterhelfen können.
Dir und natürlich Deinem kranken Vater wünsche ich von Herzen alles Gute und dass ihm die Schmerzen bald wirksam gelindert werden können.
Ewige Schmerzen sind die Hölle. Ich fühle mit Euch mit.
Herzlichst
Ladina
Mit Zitat antworten