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Alt 05.08.2011, 12:37
success success ist offline
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Standard AW: Mein Vater ist nun für immer eingeschlafen-es ging alles zu schnell!

Hallo ihr da draußen!

Ihr merkt schon, ich schreibe immer weniger. Die letzten Tage waren anstrengend und merkwürdig. Mein Freund ist nun bei mir eingezogen. Da war natürlich viel los, und da er wieder arbeitet, bemühe ich mich die Kisten auszuräumen und umzuräumen und was halt so ansteht. Ich merke immer, wenn ich in Gang bin, dass die Sorgen von mir abfallen. Letztens ging ich abends ins Bett und dachte mir, dass das alles gar nicht so schwer ist, wenn man einfach rotiert. Gestern hingegen hing ich mal einen Tag so rum, einfach null Bock gehabt. Abends überkam mich dann plötzlich wieder die Traurigkeit. Schlimm ist für mich, dass ich sie nicht mal mehr ausdrücken kann. Ich kann nicht mehr weinen, da kommt nix mehr. Und sprechen kann ich auch nicht mehr drüber. Das Leben um mich rum geht ja weiter, und ich glaube einfach nicht an besonders viel Verständnis für meine Gefühle und Trauer nach nun schon vier Wochen.

Das Leben geht einfach weiter, ohne meinen Papa, der mir doch immer so geholfen hat im Leben. Der ein offenes Ohr hatte, wenn sich mal wieder ein Freund von mir trennte, oder irgendwas quer lief in meinem Leben. Der mir das Gefühl gab eine Heimat zu haben, in die ich immer zurückkehren kann, wenn ich nicht allein sein will oder hilfe brauch oder oder. Diese Heimat gibt es nun nicht mehr. Dort ist nur noch meine Mama, die mir nie ein Halt sein konnte, da sie nicht mal mit sich selbst zurecht kommt. Sie war mir nie ein Vorbild, mein Vater schon. Ich wollte immer so sein wie er, so stark, so klug, so lieb und hilfsbereit. Ich wollte, dass er stolz auf mich ist, weil ich selbst viel schaffe. Nun wird er so vieles in meinem Leben gar nicht mehr mitbekommen. Und wenn ich sonntags mal alleine bin oder Sehnsucht habe nach Zuhaus kann ich nicht mehr einfach die Beine in die Hand nehmen und rübergehen. Er wird auch nie wieder seine abgefahrenen "ich mache aus nix ein Festmahl"-Gerichte kochen. Wir werden nie wieder zusammen DVD oder fernsehen schauen.

Es klingt alles wirr, ich weiß. Aber meine Eltern haben nie viel mit mir unternommen und ich habe ihnen eine Zeit sogar den Rücken gekehrt, weil es nur immer Gerede und Streit um Schulden und so gab. So kam es mir jedenfalls oft vor. Nun wo ich meinen Pa nicht mehr habe, weiß ich erst richtig was ich an ihm hatte. Und dass es eigentlich nicht wichtig war, dass wir nicht weggefahren sind und so weiter. Wir waren zusammen und wie toll das war, weiß ich jetzt erst.

Er hat mich auch bei allem unterstützt. Meine Ma hat mich im Stich gelassen und ihn auch. Sie ist irgendwann einfach nicht mehr arbeiten gegangen. Und um meine Ma muss ich mich nun kümmern und mein Pa ist nicht mehr. Mir erscheint das alles nicht richtig. Mein Pa wollte leben, meine Ma hat gar keine Lust zu Leben. Sie weiß mit ihrem Leben nichts anzufangen. Mein Vater hat immer so viel gemacht. Garten, dies das. Nun verkümmert alles.

Er fehlt mir so. Und ich kann mit niemanden reden. Es versteht ja doch keiner. Ist ja schon vier Wochen her...
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Mein geliebter Papa 11.05.1955-11.07.2011
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