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Alt 24.03.2008, 23:55
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Linnea Linnea ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch bei follikulären NHL warten, ja oder nein?

Liebe Mirijam,

auch von mir noch ein herzliches Willkommen! So ein Mist, daß es Dich auch erwischt hat!

Ich kann sehr gut verstehen, daß Du Dir Kinder wünschst! Auch ich habe mehrere Geschwister und habe früher wie selbstverständlich mit der Vorstellung gelebt, daß ich einmal Kinder haben würde. Nun - ich hatte Glück und durfte zweimal Mutter werden, bevor ich im letzten Sommer mit 30 meine Krebsdiagnose erhielt. Da mein "Erstkrebs", der vor dem Hodgkin entdeckt wurde, ein Eierstockkrebs ist, stellte sich mir die Frage, die Dich bewegt, gar nicht erst, weshalb ich Dir auch nicht mit entsprechenden Erfahrungen dienen kann. Aber vielleicht kann ich Dir einfach schreiben, was mir beim Lesen Deiner Beiträge durch den Kopf geht:

Natürlich stimmt: auch der gesündeste Mensch weiß nicht, ob er nicht vielleicht sehr bald sterben wird. Das Leben ist immer risikoreich und jeden kann es immer treffen. Trotzdem hatte ich in den letzten Monaten doch einige recht gute Chancen abzutreten. Und ich kann Dir sagen, daß das Gefühl, das ich in diesem Zusammenhang bezüglich meiner Kinder hatte, das Mieseste ist, was ich in meinem Leben erlebt habe.

Genaugenommen ist es ja weniger so, daß ich zwei Kinder habe - vielmehr haben zwei Kinder mich: Zwei Menschen darf ich eine unersetzliche Bezugsperson sein - und zwei Menschen leiden (trotz liebevollster Betreuung durch meinen Mann, eine Familienpflegerin, unsere Verwandten und Freunde) wenn ich nicht genug für sie da sein kann. De facto kann ich seit der Diagnose nicht richtig für sie da sein, weil ich nicht nur viele Wochen im Krankenhaus bzw. einer Reha-Klinik verbracht habe, sondern auch zuhause durch OP-Folgen, Chemos etc. ziemlich "lahmgelegt" war. Eine acht Monate lange Entbehrungszeit ist für den Achtjährigen eine sehr harte Sache, für meine Kleine ist es die Hälfte ihres Lebens.

Aber jetzt schreibe ich und schreibe und möchte doch eigentlich nur sagen: bitte bedenke bei alledem, daß Du Dich während einer Krebstherapie in einer Ausnahme- wenn nicht gar in einer Extremsituation befinden wirst, die für alle Familienmitglieder ungeheuer belastend ist. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß Du, Dein Mann und das Kind mit der Entscheidung für eine Schwangerschaft vor der Chemo glücklich werden könntet, falls diese in Deinem Fall medizinisch vertretbar wäre... was ich mir aber auch kaum vorstellen kann, da es ja nicht nur darum geht, die neun Monate abzuwarten (was auch für einen niedrigmalignen Krebs viel Zeit ist), sondern noch die Zeit des Schwangerwerdens dazukäme (meist klappt es ja damit gerade dann nicht, wenn man sich intensiv darum bemüht).

Liebe Mirijam, wie Du längst gemerkt haben wirst, möchte ich gerne das unterstreichen, was Nicole bereits geäußert hat. Ich verstehe wirklich sehr gut, daß Dein Kinderwunsch ein Lebenstraum ist, und bitte sei mir nicht böse, aber man kann sich zum Diagnose-Zeitpunkt wirklich noch nicht im entferntesten ausmalen, was diese Krankheit - selbst bei bestem Therapieverlauf - alles mit einem macht. Du wirst auf lange Zeit mehr als genug mit Dir zu tun haben - und das tut Kindern definitiv nicht gut...

So, jetzt wünsche ich Dir aber noch eine problemlose Knochenmarkspunktion und natürlich nur gute Befunde!

Liebe Grüße,
Linnea
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Einen Menschen zu lieben heißt:
Ihn zu sehen wie Gott ihn gemeint hat.
Liebe ist das Geheimnis der Brotvermehrung.
- Christine Busta -
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