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Alt 20.03.2011, 19:04
Tigerkatze Tigerkatze ist offline
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Standard CML und das Leben damit...

Hallo

Ihr könnt mich Tiger nennen und ich bin 32 Jahre alt, habe keine Kinder (nur vierbeinige) und bin seid einem guten Jahr verheiratet. Ich war ein Energiebündel und eine Kämpfernatur.

Auf August 2008 bekam ich die Diagnoses CML.
Und eigentlich hatte ich keine Zeit dafür. Wer hat schon für so was Zeit und wer hat den schon Lust sich damit auseinander zu setzen. Ich jedenfalls nicht. Die Behandlung mit Clivec musste also so nebenbei passieren. Den ich war selbständig und hatte einen Betrieb zu führen und das musste einfach irgendwie gehen!
Es ging! Irgendwie! Die Nebenwirkungen waren heftigst. Aber da Ferienzeit war und voller Betrieb herrschte musst ich das organisiert kriegen. Alle Reserven wurden mobilisiert und weiter gings. Der erste Winter kam und es wurde immer schwieriger sich bei kaltem nassen Wetter nach draußen zu quälen. Aber was hat man nicht alles für den Traumjob getan. Aufgeben gab es nicht und der Körper musste mit, wenn er auch noch so laut geschriehen hat. 1,5 Jahre habe ich mich durchgebissen. Habe keine Rücksicht genommen und habe es bitter bezahlt. Im Frühjahr 2010 war klar das es so nicht mehr weiter gehen konnte. Zwar waren die Werte stabil aber ich war am Ende meiner Kräfte. Die Freunde für die ich die letzten Jahre immer bedingungslos dagewesen war ließen mich plötzlich im Stich und ich merkte wie fertig ich war.
Ich musste den Betrieb aufgeben. Ich versuchte für alle eine Lösung zu finden, damit es für sie weiter ging und als es so weit war habe ich allen in Ruhe erklärt was nun passieren würde. Meine zu dem Zeitpunkt Angestellte würde den Betrieb in der Nähe weiter führen, jeder könnte bleiben und auch andere Mitarbeiter könnten von ihr übernommen werden. Nur ich würde nicht mehr von der Partie sein. Anstelle von Verständnis erntete ich Unverständnis, böse Worte und Anfeindungen. Im Laufe der nächsten Monate merkte ich wie hinterhältig die Menschen waren. Die Hingestreckte helfende Hand wurde mir regelrecht abgerissen...
Ich erhoffte mir, nachdem endlich alles erledigt sein würde das dringend notwendige Aufatmen.
Leider kam das nicht. Im Gegenteil! Der Verlust des Traumes und eines großen wie ich dachte Freundeskreis hat mich mehr getroffen als ich je geglaubt hatte. Leute dich ich für Freunde gehalten hatte kehrten mir den Rücken zu oder wurden gar ausfallend. Heute fragt eigentlich keiner mehr so wirklich nach wie es einem geht.

Mich hat diese Situation fertig gemacht und ich bin in eine Depression gerutscht. Nun kämpfe ich jeden Tag darum ein bisschen mehr ans Licht zu kommen. Doch immer wenn ich den Kopf aus dem Loch stecke habe ich das Gefühl es tritt wieder jemand drauf. Entweder weil ich wieder irgendwas höre von jemanden den ich mal für einen Freund gehalten habe, wie er über mich herzieht, oder weil mich die Nebenwirkungen der Medikamente einholen oder weil wieder komische neue Dinge auftreten auf die sich vorrübergehend kein Arzt einen Reim machen kann.

Hmm Jetzt weiß ich grad nicht warum ich das jetzt so geschrieben habe. Ich glaube ich musste es mal los werden und ich bin mir sicher das es manchen von euch auch so geht. Mann lernt zu erkennen welche Freunde wirklich Freunde sind und welche nur so tun. Und das tut weh. Mehr weh als Gliederschmerzen.

Ich habe auch immer wieder den Kommentar zu hören bekommen. "Ah cml und dann nimmt man das Medikament und alles ist wieder gut!" Nein ist es nicht. Ich habe mein ganzes Leben umbauen müssen und sehe gerade kein Ende. Aber auch wenn ich immer nach außen stark wirkte und gekämpft habe heißt das nicht das ich nicht auch mal Hilfe brauche und nach innen mich ganz klein und zerbrechlich fühle.
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