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Alt 18.08.2001, 14:22
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Lieber Paolo,

vielen Dank für Deine liebe, aufmunternde Nachricht!

Es ist sehr schwer Gefühle in Worte zu fassen, gleich ob sie Liebe oder Hass, Leben oder Tod betreffen.

Durch den Tod meines Vaters bin ich zum ersten Mal damit konfrontiert worden, einen lieben Menschen zu verlieren. Zum ersten Mal habe ich auch die Erfahrung gemacht, daß eine "kranke Seele" den Körper und die Gesundheit beeinträchtigen kann. Wenn ich z.B. auf den Friedhof gegangen bin, hatte ich das Gefühl, mit jedem Schritt, der mich näher zu seinem Grab führte, eine größere Last tragen zu müssen. Vielleicht lag es auch daran, daß das der einzige Ort war, an dem ich mir "Schwäche" erlaubt habe. Ansonsten habe ich immer verzweifelt versucht unsere Familie zusammenzuhalten und die Traurigkeit der anderen aufzufangen. Selbst hatte ich schon lange keine Tränen mehr.

Klar, das Leben geht weiter und auch der anfängliche Schmerz verändert sich. Er zerrt jetzt nicht mehr so auf, kostet nicht mehr ganz so viel Kraft aber ich glaube nicht mehr daran, daß er jemals ganz gehen wird. Dazu waren die Erfahrungen einfach zu "intensiv".

Mein Leben hat sich durch die Krankheit meines Vaters sehr verändert. Ich setze z.B. ganz andere Schwerpunkte, genieße all die kleinen Dinge viel ausgiebiger. Was mir auch geblieben ist, ist eine absolute innerliche Unruhe. Mein Vater war gerade 50 als er gestorben ist, soviel hat er sich für "später" aufgehoben, soviel hat er sich noch vorgenommen für die Zeit "wenn die Kinder groß" sind. Ich habe Angst, daß es mir genauso geht - daß irgendwann der Tag kommt, an dem ich gehen muß und mir bewußt wird, daß ich Zeit nutzlos habe verstreichen lassen.

Sandra
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