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Alt 02.07.2005, 09:44
Gast
 
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Standard Schlaf gut Papa...

Liebe Dess,

Mir geht es genau gleich wie Dir. Ich höre oft anderen Menschen zu und denke dann, naja, wenns weiter nichts ist... Auch ich wurde von einigen "Freundinnen" schrecklich enttäuscht, als ich sah, wie sie mit dem Tod meines Vaters umgehen (nämlich gar nicht). Auch ich weiss, dass es ein schwieriges Thema ist, aber wie Du sagst, sogar zuhören würde reichen. Einige haben einfach eine Beileidskarte geschickt und wohl gedacht, so, das wars, jetzt geht das Leben weiter.

Mein Freundeskreis hat sich auf jeden Fall dadurch ziemlich verändert!

Ich finde es sehr schlimm, dass Du Dir selbst solche Vorwürfe machst. Tu das nicht! Du hast nur das Beste gewollt und auch getan für Deinen Vater. Es gibt Sachen, die wir einfach nicht ändern können. Vielleicht "kennst Du Dich aus" in Sachen Krebs, aber jede Krankheit beginnt, verläuft und endet anders! Echt, ich finde, Du hast alles richtig gemacht.

Liebe Juliane,

Mein herzliches Beileid zum Tode Deines Vaters. Du hast eine sehr schwere Zeit hinter Dir und ich kann Deine Trauer und Deinen Ärger sehr gut nachvollziehen! Die "Krankengeschichte" meines Vaters war kürzer als die Deines Vaters. Er ist 11 Monate nach der Diagnose des ersten Krebses eingeschlafen. Ich weiss jetzt, dass der Kampf von Anfang an verloren war, weil er erst Speiseröhren- dann Lymphdrüsenkrebs hatte und der war schon bei Entdeckung nicht mehr wegzuoperieren. Die Ärzte haben dann aber immer so optimistisch getan und uns nie gesagt, was Sache ist - obwohl wir gefragt haben!!!

Erst am Schluss haben sie uns gesagt, dass mein Vater wohl nicht mehr als einen Monat zu leben hat. Und sie überliessen es uns, ihm diese Nachricht zu überbringen!! Das fand ich dann schon heavy. Ich finde, das sollten doch echt die Ärzte tun. Wir selbst hofften bis zum Ende, dass es doch noch gut kommen würde und wollten meinen Vater ermuntern, damit er noch etwas bleiben würde.

10 Tage bevor er gestorben ist, haben die Ärzte dann doch mit meinem Papa gesprochen. Sie haben ihm gesagt, dass er nicht mehr nach Hause kann und dass sie nichts mehr für ihn tun können. Ich war nicht dabei beim Gespräch, aber meine Mutter hat gesagt, er habe geweint und gesagt, er fühle dass er versagt hätte. Wenige Stunden später war er bereits nicht mehr zurechnungsfähig und war nur noch wenig ansprechbar bis er dann am 1.3.05 friedlich eingeschlafen ist.

Ich bin einfach so wütend wegen dem falschen Optimismus, den die Ärzte verbreitet haben. Erstens mal finde ich, man hat als Patient und als Angehöriger das Recht, zu wissen, wo man steht. Und dann hat mein Vater noch versucht, so lange wie möglich arbeiten zu gehen. Wenn er gewusst hätte, dass er nicht mehr lange zu leben hat, dann hätte er sich vielleicht noch irgendeinen Traum erfüllt, z.B. eine Reise oder so. Doch diese Zeit wurde einfach bei der Arbeit verschwendet!!!

So, jetzt habe ich mehr geschrieben als ich eigentlich wollte. Juliane, ich hoffe, Du weisst, dass wir hier im Forum sehr gut nachfühlen können, wie es Dir geht. Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit und sende Euch allen

eine feste Umarmung!

Laurence
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