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Alt 15.08.2004, 17:49
Gast
 
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Standard chemo und haustiere

Grundsätzlich ist natürlich durch eine hämatooxische Chemotherapie der Immunstatus geschwächt während der Therapie, so daß neue Keimspektren dem Organismus Probleme machen können. Wenn der Patient allerdings schon jahrelang mit den Tieren in der Wohnung wohnt, ist die Gefahr einer Infektion relativ gering. Ich würde mir allerdings in der kritischen Phase der Chemotherapie kein neues Tier in die Wohnung holen, dessen Keimspektrum dem Immunsystem noch nicht bekannt ist.
Ich glaube, der positive Effekt von einem Tier als Geschöpf, das mir in der schweren Zeit meiner Erkrankung beisteht, wiegt meiner Meinung nach die Gefahren einer schweren Infektion auf. Selbst wenn die Tiere Toxoplasmose-Träger wären, hätte sich das Immunsystem des Patienten auf diese häusliche Situation schon längst in den Jahren eingestellt. Also ein Tier abzuschaffen, mit dem man schon längere Zeit zusammen durchs Leben gegangen ist, weil man plötzlich Angst vor einer Ansteckung hat, ist nicht zu rechtferigen.
Trotzdem würde ich natürlich in der Zeit der Chemotherapiezyklen verstärkt hygienisch mit dem Kontakt der Tiere umgehen (Nach Kontakt mit Mundschleim des Tieres etc. die Hände waschen und so weiter.)
In dem hier beschriebenen Fall besteht wohl noch kein Kontakt mit Katzen. Ein neues Haustier in diesem Fall ist schon ein Risiko, daß nur dann zu minimieren wäre, wenn die Kätzchen antibiotisch und keimtechnisch vom Tierarzt untersucht weden und von dem Tierarzt eine mögliche Ansteckung möglichst ausgeschlossen werden kann. Zur Not, wenn der dringende Wunsch zu sofortigen Anschaffung von einem Haustier in der akuten Chemotherapie-Phase besteht, kann man nach Untersuchung und prophylaktischer Antibiose bei den Tieren nach einer Quarantäne der Tiere von einigen Wochen eine mögliche Infektion mehr oder weniger ausschliessen. Das kostet natürlich einiges!
Billiger und risikoärmer ist, man wartet mit der Anschaffung der Kätzchen nach der Chemotherapie, wenn sich das Immunsystem des Patienten wieder gut erholt hat. Ein paar Wochen Vorfreude auf die Kätzchen kann auch sehr schön sein! Auf jeden Fall rate ich, sich den Wunsch nach einem Tier gerade bei einer langwierigen belastenden Erkrankung nicht zu verwehren, da es eine ganze Reihe von Untersuchungen zum positiven Effekt von Haustieren auf die Lebensqualität von Patienten, die tierlieb sind, gibt.
Letztendlich muß der Betroffene selbst für sich abschätzen, welches Risiko er in Kauf nehmen will, und auf was er verzichten kann oder möchte.

Thomas Gronau für krebs-kompass.de
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