Thema: 1. Jahrestag
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Alt 31.01.2002, 12:20
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Standard 1. Jahrestag

Liebe Sabine,
bei Deinem Lob werde ich ja ganz rot......

Wieder entdecke ich vertraute Dinge...
Ich habe jahrelang gehofft, dass solche Sätze von meinem Vater kommen würden, besonders als meine Mutter 1990 gestorben war (Brustkrebs) und mit der ich auch grosse Probleme hatte.
Habe mich eigentlich in dieser Richtung immer noch wie damals gefühlt als diese seelischen Verletzungen durch Mißachtung etc. angefangen haben bzw. als ich sie erstmalig bewusst wahrgenommen habe und sie dann durch mein Leben begonnen habe zu "schleppen" (deswegen sitzt das auch so tief, weil dies eben in der frühesten Kindheit begonnen hat, und man in dieser Beziehung über dieses Alter und die damaligen Gefühle nicht hinaus gekommen ist).
Umso mehr bin ich immer noch überrascht, dass ich ,als ich am 25.01.01 die Diagnose gehört habe ,so ohne Vorbehalte zu meinem Vater düsen konnte und wir uns im Laufe seiner verbleibenden 3 Lebenswochen erst-und letztmalig so nah gekommen sind...
Da sind diese Sätze wie Du sie schilderst und die mir so vertraut sind gar nicht in meinen Kopf gekommen (ganz im Gegensatz dazu, als meine Mutter gestorben ist)
sondern waren wie weggepustet.
Vielleicht auch ,weil er mich nicht von sich gestossen hat (wenn man böse wäre ,könnte man sagen, er hat das nur nicht getan, weil er mir dort nicht mehr ausweichen konnte und zu schwach war..., aber so sehe ich das nicht !)
Nein ,ich glaube in dieser Zeit konnte ich ihm alles verzeihen und das habe ich ihn auch spüren lassen ,vielleicht konnte er deswegen auch so friedlich einschlafen.
Entscheidend ist , das wir noch zueinander finden konnten, wobei mir die 3 Wochen bezogen auf meine "noch" 37 Lebensjahre natürlich nicht genug sein können...

Du schreibst, dass Du gerade alles noch einmal durchlebst, wahrscheinlich kann auch nur so "Heilung" Deiner Wunden eintreten, weil Du die ganze Thematik jetzt von einer anderen Seite erleben kannst(nämlich nicht mehr nur aus der Sicht der damaligen Verletzungen), danach wird es Dir sicher besser gehen und Du kannst einen Schritt weiter in Deinem Leben gehen.

Du fragst, wie es mir geht, nicht so gut, ich erlebe jeden Tag im Krankenhaus noch einmal und habe grosse Angst vor dem 16.02.
wie kann es nur sein, dass alles so präsent ist im Kopf ?
Gerade heute morgen in der S-Bahn sass mir ein Mann gegenüber, der meinem Vater unheimlich ähnlich sieht und es zieht mich immer magisch zu ihm hin, aber ich kann ihn ja nicht so anstarren...
Da musste ich ganz schön wieder meine aufkommenden Tränen herunterschlucken...

Alles Liebe, Katja
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