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Alt 09.07.2008, 08:56
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blueblue blueblue ist offline
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Registriert seit: 06.05.2008
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Standard Eine lange Geschichte ohne Ende...

Ein freundliches Hallo,

an alle die diese Geschichte lesen.

Ich warne gleich vorab, es wird etwas dauern bis ihr zum Ende kommt.

Kurz zu meiner Person. Ich bin jetzt 47 Jahre jung, verheiratet und habe zwei wundervolle Kinder, der Sohn 25 und die Tochter 14 Jahre alt.

Meinen allererster FA-Besuch hatte ich mit 17 Jahren, weil ich damals das Problem hatte, dass meine Regel immer mit extrem starken Blutungen einherging und mit starken Schmerzen. Damals wurde mir von der Frauenärztin gesagt, ich wäre noch jung und solle mich nicht so anstellen. Also hab ich den Kopf runter genommen und durch. Frei nach dem Motto, wenn die das sagt, wird es schon so sein. Schließlich ist sie Ärztin und weiß wovon sie redet. Also hab ichs ertragen.

Dann ging ich alle halbe Jahre zur Vorsorge und mit beinahe 19 Jahren habe ich mit der Pille angefangen. An meinen Regelbeschwerden änderte sich nichts, die blieben mir erhalten.

Dann wurde ich gewollt und gewünscht schwanger und mein Sohn kam 1982 zur Welt. Alles war bestens und ich blieb meinem Vorsatz treu regelmäßig zur Vorsorge zu gehen.

Nach einer dieser Vorsorgeuntersuchungen bekam ich dann 1986 im Mai ein Schreiben vom FA, dass ich mich bitte zur Krebs-Sprechstunde einfinden möchte. Das war der Schlag ins Gesicht. Es konnte doch nicht sein, dass da etwas war. Doch nicht bei mir...

Ich holte mir also den Termin für diese Sprechstunde. Dort wurde mir eröffnet, dass der letzte Abstrich Krebsverdächtig wäre und man sofort eine Konisation machen wolle, um sicher abzuklären, dass nichts schlimmeres am werden sei.

Damals lag man bei einer Koni noch 1 Woche auf Station. Also die Koni gemacht und 2 Wochen nach der Entlassung wieder in die Sprechstunde zum Befund-Gespräch. Dort wurde mir gesagt, dass ich Krebs habe, dass man aber alles im Gesunden hat entfernen können. Außerdem wurde ich darauf hingewiesen, dass dieser Krebs durchaus immer wieder kommen könne, die Chancen dafür stünden 50 : 50. Meine Reaktion damals war, dass ich dann die besseren 50 % nehme und damit nun nach Hause gehe.

Diese Einstellung oder Sichtweise hat auch prima geklappt bis 2002. Ich bin in der Zwischenzeit immer regelmäßig brav zu den Vorsorgeuntersuchungen gegangen. Nie wurde etwas festgestellt, immer war alles absolut in Ordnung. Ich bekam meine Tochter, mir wurden die Eileiter gekappt, alles bestens.

Ende August 2002 dann die Ernüchterung bei der Vorsorge. Mein FA wollte nach der Untersuchung auf dem Stuhl sofort eine Ultraschall-Untersuchung. Er konnte "etwas" tasten und im Sonogram war dieses " etwas" auch zu erkennen. Ich wollte sofort eine OP. Die Gebärmutter sollte sofort entfernt werden ohne weitere Voruntersuchungen wollte ich sofort ins Krankenhaus. Ich hatte ja bereits zwei Kinder, ich brauchte das "Kinderzimmer" nicht mehr.
Also rein ins Krankenhaus schon 3 Tage später und dann die OP - erweiterte Hysterektomie. Nach einigen Tagen der Befund " invasives Plattenepithelkarzinom " mit der Aussage der Ärzte, dass nach allen Regeln der ärztlichen Kunst und nach menschlichem Ermessen nichts mehr kommen könne.

Also wieder einmal die Runde mit der Nachsorge und Vorsorge . Einer Chemo- oder Strahlentherapie mußte ich mich nicht unterziehen, weil es ein Anfangsstadium war und da ja die Gebärmutter entfernt wurde, es nicht nötig war.

Also lebte ich mein Leben, ging meinem Job nach, einem recht stressigen übrigens. Mußte dann aber doch immer wieder einmal mit meinem FA reden, weil ich ab und zu beim Sex Probleme bekam. Die Scheide ,ziemlich verkürzt durch den Eingriff,und der Scheidenstumpf machten mir Schwierigkeiten. Ich hatte dort immer wieder mit Fissuren zu kämpfen, also kleine Einrisse mit Blutungen als Folge. Dies war aber nicht schlimm und auch nie von längerer Dauer jedoch sehr unangenehm und oft auch schmerzhaft. Alle Abstriche jedoch blieben immer im grünen Bereich. Ich fühlte mich gut und vor allem sicher. War aus dem 5-Jahre-Nachsorge-Programm ja auch inzwischen raus. Also hatte ich es nach meiner Sicht überstanden...

Weit gefehlt! Offensichtlich hatte dieses miese hinterhältige Schalentier es auf mich abgesehen.

Im März diesen Jahres bekam ich eine Sturzblutung, so massiv, dass ich sofort zum Arzt bin, weil ich es überhaupt nicht zum Halten bringen konnte.

Das Gesicht meines FA bei der Untersuchung werde ich wohl nie vergessen. Ich muss dazu sagen, ich kenne ihn nun 17 Jahre, also wirklich sehr gut. In seinen Augen las ich Entsetzen. Dann sagte er mir, er wolle ja keine Panik machen aber ich müsse sofort ins Krankenhaus. Also bin ich mit Noteinweisung dort hin. Mein letzter Abstrich war im August 2007, dieser war noch ohne Befund, sollte ich vielleicht einmal erwähnen.

Im Krankenhaus angekommen, wurde ich erneut untersucht und dort auch sofort eine Gewebeprobe entnommen. Ich durchlief dann alle möglichen Untersuchungen, Darmspiegelung, Spiegelung der Blase, CT und Röntgen usw.

Einige Tage später wurde mir dann gesagt, dass ich ein Rezidiv hätte welches schon eine Größe von 4 auf 3,5 cm hätte am Scheidenstumpf. Dieser Tumor würde nach innen und außen wachsen, wodurch es auch zu der starken Sturblutung gekommen wäre. Man riet mir zunächst zu einer Radiochemotherapie um den Krebs operabel zu machen. Also durchlief ich diese Therapie seit März bis Ende April. Ich hatte das GEfühl, dass beides, so anstrengend es auch war, mir gut tat.

Nach einer Erholungsphase zu Hause sollte ich dann operiert werden im selben Krankenhaus wo auch die Radiochemotherapie gemacht wurde. Allerdings ging auf dieser Station so einiges drunter und drüber, vor allem wurden die Untersuchungen, die mir angekündigt waren, nicht gemacht. Man wollte mich auf den OP-Tisch legen, denn man wüßte ja was man da fände. Nach Ansicht der Ärzte sollte ich bei dieser Op alles was im kleinen Becken an Organen und Lymphknoten und Geweben liegt verlieren. Ich hatte eine panische Angst vor dieser Op, vor allem weil ich vorher nicht noch einmal untersucht worden war. Keiner wußte doch, wie und ob die Radiochemotherapie überhaupt gewirkt hatte.

Ich faßte einen sehr schweren Entschluss, erklärte ich doch den Ärzten, dass ich mich nicht operieren lassen würde. Nicht unter diesen Voraussetzungen. Die schlimmste Antwort die man mir darauf gab, war, dass ich dann wohl nicht mehr lange leben würde. Trotzdem blieb ich bei meiner Entscheidung und suchte Hilfe in Leipzig.

Und mir wurde geholfen. Mit allen Untersuchungsergebnisse, die ich bekommen konnte vom hiesiegen Krankenhaus fuhr ich also nach Leipzig. Immer mit der Angst im Nacken, dass ich vielleicht doch etwas falsch gemacht haben könnte. Man weiß schließlich nicht, ob man die Zeit hat oder ob sie nachher nicht vielleicht fehlt?

In Leipzig wurde ich nochmals auf den Kopf und wieder auf die Beine gestellt, wurde sehr sehr gründlich untersucht. Es wurde nochmals Gewebe entnommen an gleich mehreren Stellen. Außerdem wurden die bildgebenden Untzersuchungen eingesetzt inklusive des PET-CT. Scghon nach den ersten Untersuchungen deutete mir der Professor an, dass er zu einem ganz anderen Ergebnis käme als seine Kollegen hier bei uns.

Inzwischen steht fest, dass ich zunächst einmal meine Organe für eine unbestimmte Zeit behalten darf. Die Ergebnisse der Untersuchungen lassen dies zu, was mich sehr sehr glücklich macht, denn dei eigenen Organe sind eben doch einfach besser als noch so gute "Ersatzteile".

Aus den Untersuchungsergebnissen geht einstimmig hervor, dass die Radiochemotherapie so gut gewirkt hat, dass im Moment die Situation die ist, dass ein kleiner resttumor verkappselt im Fettgewebe am Scheidenstumpf zwar noch vorhanden ist es sich aber nicht um vitales Tumorgewebe handelt. DEr Professor wies mich darauf hin, dass es nicht so ist, dass der Tumor weg ist, er ist noch da. Der Professor drückte sich so aus, dass er "schläft" und der Professor hätte nicht vor ihn zu wecken. Also haben wir uns darauf geeinigt abzuwarten, was passiert.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir es wieder geschafft haben, den Krebs in seine Schranken zu weisen. Ich werde mich nun der nächsten Untersuchung im September unterziehen müssen. Aber das ist für mich völlig in Ordnung. Damit kann ich leben und vor allem noch hoffentlich sehr lange meine Organe behalten.

Das Ende der Geschichte ist also noch offen.... Ich werde sie wohl erst im September fortsetzen können.

ABER vielleicht macht es ja auch der einen oder anderen Leserin Mut zu sehen, wie lange man - eigentlich Frau - damit leben kann.

Ich drücke allen feste die Daumen

blueblue


Wer nicht kämpft, hat schon verloren!

Geändert von gitti2002 (09.10.2013 um 23:04 Uhr)
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