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Alt 28.12.2008, 21:07
Walter Richter Walter Richter ist offline
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Standard Die Bilder an denen man hängt und sie loswerden will

Ich habe vor zwei Jahren meine Mutter an ausmetastasierten Brustkrebs verloren. Der Kampf hatte fünf lange Jahre gedauert und schließlich mit dem Tod geendet. Da ich der einzige Familienangehörige war, der für die Begleitungs- und Pflegearbeit in Frage kam, der übrige Familienrest hatte sich schon lange losgesagt, vollzog sich mein "Dienst", so wie es nenne, in rechter Isolation.
Es oblag dann zum Ende hin auch mir, mit damals 25 Jahren, die Entscheidung für das Abschalten der Apparate zu treffen. Die Leicheneinkleidung wurde auch von mir selber vorgenommen.

Es ist freilich etwas sehr wertvolles, Abschied nehmen zu können. Andererseits ist der Bilderwald eine Hypothek, die einen im Alltag stets irgendwie begleitet.
Nun, nach zwei Jahren kommen die Momente zurück, es reichen Gerüche und die Bilder der langen Nächte auf den Intensivstationen kommen wieder hoch. Das Klinikum, in dem sie lag war die reinste Katastrophe, mit einem Pflegeschlüssel von 1:50 in der Chirurgie, wozu sich jeder ausmalen kann, was das für die Umstände hieß.
Vor der letzten, geplanten, aber nie durchgeführten Chemo hat man sie solange vertröstet, bis es zu spät war.

Fünf Jahre Onkologie haben an mir ihre tiefen Spuren hinterlassen.

Ich würde mich freuen, so hier, der ein oder andere seine Erfahrungen niederschriebe, zu dem, was der Krebs an den Hinterbliebenen so übrig läßt.

Mit lieben Grüßen
Walter Richter
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