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Alt 13.11.2004, 18:51
Gast
 
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Standard Es fehlt mir immer noch so sehr...

Mein Vater (54) litt fast 2 Jahre lang an einem Gehirntumor (Astrozytom III Grades), es folgten 2 O.P. und eine Bestrahlung. Während dieser Zeit ging es ihm relativ gut; wir hofften damals noch, daß die Bestrahlung das Wiedernachgewachsen des Tumors stoppen würde.

Leider wurden wir eines Tages des besseren belehrt, er hatte plötzlich eine Art Schlaganfall bekommen; dann kam die einseitige Lähmung (rechts) und die Sehprobleme. Nach einer wiederholten CT bzw. MRT mußten die Ärzte leider feststellen, daß der Tumor leider nachgewachsen ist und sozusagen er auf die Nerven drückt (deswegen die Lähmung und die Sehschwäche). Nach deren Aussage konnten sie nichts mehr für meinen Vater machen machen. Er wurde nur noch mit Kortison und Schmerzmitteln vollgepumpt. Er war zwar körperlich eingeschränkt (durch die rechtseitige Lähmung), aber ansonsten bekam er am Anfang noch alles mit, leider hat sich sein Zustand sehr schnell verschlechtert: die bis dahin noch gesunde Körperhälfte hatte angefangen auch auszusetzen, kurz danach setzte alles langsam aus: die Verdauung usw. Am Ende lag er nur noch im Pflegebett (meine Muter hat ihn alleine gepflegt bei sich zu Hause), wurde gefüttert, gewickelt und gelagert. Es tat so weh, diesen Menschen, der noch vor kurzem voller Lebenskraft und Willen war so zu sehen: Haut und Knochen, kaum ansprechbar und vor Schmerzen wimmernd.. Immer wenn ich meine Mutter zu Hause besucht habe, musste ich mich sehr zusammenreissen, um nicht vor meinem geliebten Vater zu weinen. Wenn man in die Augen eines so lieben Menschen schaut, der so ängstlich und zerbrechlich wirkt, ist es verdammt schwierig, sich mit diesem Schicksal abzufinden.
Obwohl er schon am 11.01.03 vestorben ist (er hat einfach die Augen zugemacht und ist kurz darauf gestroben)kommt mir das fast wie gestern vor...

Ich vermisse meinen Vater sehr. Er war ein besonderer Mensch: sehr liebenswert, beliebt, humorvoll und hilfsbereit; ich konnte mit ihm über alles sprechen. Die Beerdigung war sehr "schön" (wenn man diese Bezeichnung überhaupt benutzen darf). Soviele Menschen, Nachbarn, Familie, Arbeitskollegen uvm., die ihn die letzte Ehre erweisen wollten. Das hat mich echt sehr bewegt... Heute spreche icn immer mit ihm, wenn ich auf sein Bild schaue, ich erzähle ihm, was ich erlebe, welche Sorgen ich habe und dass ich ihn liebe und vermisse.

Ich bewundere meine Mutter auch sehr. Sie hatte bzw. hat auch keine schöne Zeit. Mein Vater und meine Mutter haben wirklich eine sehr schöne Ehe geführt. Sie haben sich immer mit viel Respekt zueinander begegnet. Das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen stimmte immer. Es tut mir wirklich so leid, dass meine Mutter jetzt alleine ist und ihr einfach oft ein Gesprächspartner fehlt, vor allem Abends, alleine in der Wohnung. Ich bin zwar oft da, aber immer geht das ja auch nicht... Meine Mutter ist eine sehr kämpferische Frau, sie motiviert sich immer wieder aufs neue, weiter zu machen. Sie ist ein Vorbild für mich! Nun gut, ich bedanke mich schon mal im voraus, dass Sie meine Zeilen gelesen haben und mit mir mein Schicksal zumindest auf diesem Wege geteilt haben. Das Leben geht immer irgendwie weiter, obwohl es sicherlich nicht leicht ist...

Anna (30), die ihren geliebten Vater (54) trotz des harten Kampfes verloren hat.
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