Thema: Ein Jahr...
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Alt 15.01.2010, 23:11
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Ein Jahr...

Was soll ich dagegen schreiben? Es nutzt auch nichts, sich selbst in die Tasche zu lügen. Diese Gedanken oder dieser Wunsch kommt irgendwann von ganz alleine, steht plötzlich glasklar im Raum: der Wunsch einfach wieder mit dem oder der Verstorbenen zusammen zu sein. Wenn man realisiert hat, dass es keine andere Möglichkeit dazu gibt als drüben. So war es zumindest bei mir.

Seltsamerweise trat bei mir diese Situation erst vor kurzem auf und nur für einen kurzen Augenblick schien es mir eine Lösung. So verlockend, wie diese auch erschien: etwas in mir hat das ganz schnell wieder zur Seite geschoben.

Zum Glück besitzen die meisten Menschen einen gesunden Selbsterhaltungstrieb, der das letztendlich verhindert. Die Hoffnung, dass es vielleicht morgen ein Stückchen aufwärts geht, tut das Übrige und nicht zuletzt die Angst vor dem Sterben.

Dein Leben ist nicht ausweglos. Es gibt soviele positive Dinge um dich herum. Du musst sie nur sehen, sehen wollen! Wenn du dich den ganzen Tag darauf konzentrierst, wie schlecht es dir geht und wie schön es damals war, dann bleibt kein Platz für andere Gedanken. Es gibt sowas wie Selbsthypnose: du musst nur lange genug daran denken, dass es dir schlecht geht, dann geht es dir tatsächlich schlecht. Mit allen Konsequenzen: alles läuft schief, in der Familie, im Beruf und auch gesundheitlich. Freundschaften werden zerstört, Bekannte wenden sich ab, wenn du ihnen begegnest.

Dann hast du wirklich ein Problem! Alles andere ist zu schaffen. Was dir passiert ist nichts Neues. Alles schon zigtausendfach dagewesen und auch genauso zigtausendfach überlebt worden.

Vor kurzem schoss mir gänzlich unvorbereitet ein Gedanke durch den Kopf: "Siehste, es hat auch einen Vorteil, dass du alleine bist. Du kannst tun und lassen, was du willst. Kannst hingehen, hinfahren wo und wann du willst. Brauchst niemanden zu fragen. Es ist dein Ding!" Zunächst war ich erschrocken über mich selbst. Es schien mir zuerst wie ein Verat. Wie konnte ich nur so denken? Ich vermisse meine Frau doch und es wäre schön, wenn sie noch da wäre!

Nur, dem ist nicht mehr so. Also, schau nach vorne. Das ist die Botschaft dieses Gedankens. Ich bin der festen Überzeugung, meine Frau noch immer bei mir zu haben. Wenn auch nicht im dem Sinne wie früher. Es war ihr Gedanke. Davon bin ich überzeugt.


Alles Gute

Helmut
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