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Alt 25.07.2010, 20:26
Marie-Christin Marie-Christin ist offline
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Standard Und nun sind auch wir betroffen!!!

Nachdem ich einige Zeit nur "stille Mitleserin", hab ich nun heute allen Mut zusammengenommen und möchte hier berichten. Vor allem denke ich, dass ich hier auch wertvolle Tipps und Hinweise bekommen kann, denn es ist nicht leicht, wenn man ganz alleine dasteht.
Ja, nun traf es auch uns zum zweiten Male!
Mutti starb vor 4 Jahren an Lungenkrebs, der in die Leber streute. Damals stand mir Vater noch mit der Pflege zur Seite und ich konnte noch an 2 Tagen die Woche für 6 Stunden arbeiten.
Nun hat es Vati erwischt! Völlig unverhofft, völlig unvorbereitet!
Ich versuche mal, die ganze Vorgeschichte zu notieren. Sorry im Vorfeld, wenn es etwas durcheinander geht, weil, das bin ich auch z ZT.
Voriges Jahr im Sommer bekam Vati Schwindelanfälle und fiel auch mal um. Es kam von den Ohren und von der Wirbelsäule (das hat aber nix mit dem Krebs zu tun, nur als Vorgeschichte.). Vati war bis dahin mobil und unternehmungslustig und lebensfroh. Er war da 81 Jahre! Er konnte alles machen etc. Ab da veränderte es sich etwas, er konnte keine langen Spaziergänge mehr machen und traute sich nicht mehr selber Auto zu fahren.
Ab Dezember 2009 bekam er Verdauungsbeschwerden, das Blutbild war nicht mehr in Ordnung - Verdacht auf Altersdiabetis. ER mußte regelmäßig messen und bekam Tabletten. Die vertrug er nicht. Hatte auf einmal keinen Appetit mehr, ihm war übel etc. Vorher alles bestens, Schweinshax´n etc. schmeckten, ab und an ein Bier schmeckte. Dann gar nix mehr richtig. Er begann abzunehmen, immer mehr.
Ende Februar 2010 bekam er dann des Nachts richtige starke Rückenschmerzen, die bis nach vorne und links ausstrahlten. Er kam ins Krankenhaus. Da haben sie erst gedacht, vom Hals-, Brustwirbelsyndrom. Dann sahen sie dort, dass was an der Lunge nicht stimmt und im Bauchbereich. Es stellte sich dann heraus, dass Vater Bauchspeicheldrüsenkrebs hat (mit ´ner kräftigen Entzündung drin) und Lungenkrebs.
Ihm wurde noch in der Klinik ´ne Chemo empfohlen und auch da begonnen. Die vertrag er am Anfang gut (glaub mit Gembacin drin), jede Woche einmal Chemo. Das ging ganz gut, die Kontrolluntersuchungen ergaben auch, dass der Krebs nicht weiterging. Hatte aber schon Stadium IV, gleich vom Zeitpunkt der Feststellung an.
Mitte Mai kam er wieder in die KLinik, weil r wieder solche gürtelförmigen starken vernichtenden Schmerzen bekam. War 3 Wochen in der Klink. Als er wieder raus kam, war nichts mehr so, wie es mal war. Hatten ab März Pflegestufe I bekommen. Hab dann die II beantragt (ist immer noch nicht durch!).
Er wollte nicht mehr auf bleiben, war vorher den ganzen Tag aktiv mit im Tagesgeschehen mit Hilfe. Wollte nur noch im Schlafzeug im Bett bleiben.
Wurde immer schwächer. Hat seit Jänner 25 kg abgenommen!
Ich habe dann die Mahlzeiten immer ans Bett gebracht und er hat sich dazu aufgesetzt. Frühstück und Mittag dann am Nachmittag. Mehr wollte er nicht essen. TRinken lief gut. Auf Toilette ging er auch noch selber - mit mir als Unterstützung. Am 1.7. waren wir dann das letzte Mal zur Chemo. War schon schwierig, ihn da hin zu bringen. Als wir mit der Chemo fertig waren, fiel er an der Autotür, eh ich ihn drin hatte, um. Sehr schwach. Mit letzter Kraft kam er zu Hause noch ins Bett. Die Woche drauf konnten wir nicht mehr zur Chemo und auch nicht zu anderen Arztterminen. Der Hausarzt kam dann hier her zu uns.
Dann kam die Zeit, als er kein Frühstück mehr wollte, nur noch eine Tasse seines heißgeliebten Kaffees (dünn). Aber kein Toastbrot mehr. Nix zu machen. Mit Mittag war es dann auch bald vorbei, wollte nur noch Obst oder Eis oder Götterspeise. Hat dann jeden Tag das bekommen in kleinen Portionen. Mit dem Trinken war ich immer hinterher, das klappte. Aber ihm war immer häufiger übel (mußte aber nicht brechen, das konnte er schon früher ganz schwer), aber immer kam es ihm hoch. Habe dann solche Zäpfchen gegeben. Hatte auch Probleme mit dem Schlucken und mit der Luft, da er ja neben dem Lungenkrebs auch schon lange Jahre Asthma hat.
Und dann mochte er noch nicht mal mehr die Götterspeise. Trinken (zwar nicht die Welt) klappte noch.
Und nun kam die Nacht auf letzten Donnerstag. Gegen 1.30 Uhr früh hörte ich Geräusche (ich schlafe eh nur noch wie ein Hase), er wollte mich rufen. War total unruhig und wollte aufstehen, was natürlich nicht ging. Mußte mal. Das ging nicht richtig, mehr daneben als in die Ente. Wieder hinlegen, wieder sehr unruhig.
Muss jetzt mal erwähnen, dass ich auch nicht richtig gesund bin. Leide unter chronischen Asthma, Bluthochdruck, Extremschwitzen und Skoliose mit HWS-, BWS- und LWS-Syndrom. Ist aber alles soweit gut eingestellt. Letzteres wurde mir aber nun zum Verhängnis, nämlich, dass ich nicht schwer heben kann. Nun mußte ich ja ran und ihn immer heben. Hatte selber nur noch Schmerzen bekommen. Vorige Woche bin ich kreislaufmäßig durch die Hitze umgefallen. Aber bislang "funktioniere" ich sonst noch gut. Das nur als kleiner Exkurs.
Hatte dann in der Nacht den Hausarzt angerufen, der kommt bei uns auch des Nachts. Sagte, dass man ihn wohl nicht in die Klinik nehme, solle mal die ambulante Pflege anrufen. Gemacht. Die kam auch gleich gegen 5.30 Uhr das erste Mal. Die Schwester hat ihn wieder richtig gebettet und eine "Pampers" für Erwachsene angezogen. Wollte dann gegen 10 Uhr wiederkommen zur Grundpflege. Als sie weg war, blieb er aber nicht liegen. Wollte immer aufstehen und auf Toilette. Hose nicht akzeptiert, weggemacht und in´s Bett, weil das mit der Ente nicht klappte. Ging so immerfort.
Medikamente nahm er keine, will ned, auch kein Trinken mehr.
Wurde dann so unruhig und verlangte mit Macht auf Toilettenstuhl, ich konnte ihn kaum heben, er wurde dann recht rabiat, so hab ich ihn noch niemals erlebt. Alos auf den Stuhl, da war er über ´ne Std, eh ich ihn bewegen konnte, wieder ins Bett. War für mich Schwerstarbeit. Nun hab ich totale Schmerzen in Schultern und bis in Rücken, da bei mir das ned mehr so geht und ich ihn ja total halten musste, sind immerhin noch 55 kg (und bis 5 darf ich eigentlich nur). Dann immer wieder unruhig im Bett, wollte sich immer wieder aufsetzten und seine Ente zum machen, leider haute das ned hin, dass er Windelhose anhaut, kapiert er ned (mehr), zieht die weg. Naja, alles ins Bett. Dann schlief er.
Hab dann wieder angerufen den Arzt, er meinte, ich solle mal Kurzzeit Pflege versuchen. Hab alles im Umkreis hier abtelefoniert, alles voll. In der Diakonie haben die in einem Doppelzimmer (ned mein Fall, aber was solls) einen Platz noch frei. Den hab ich genommen. Da kam er onnserstag Nachmittag hin. Der Transport (heiden Klege, das zu organisieren) kam um 14 Uhr. Da fuhr ich in mei Auto hinterher. Musste ja erst mal alles regeln und so. Hoffentlich verkraftet er das. Hab schon paar Mal versucht, es ihm zu erklärem, versteht er nicht oder will nicht verstehn. Hab gesagt, das jemand kommt wegen Pflege und dass man ihn aweng aufpäppeln will, dass es besser für ihn ist, aber ob er es verstanden hat, was da wirklich passiert. Nehme erst mal Kurzzeit 28 Tage, danach sehen wir weiter, ob Vollpflege. Er will das ja nicht, hat sich auch gestreubt, dass der Doc kam, aber ich weiß mir einfach keinen Rat mehr und ich kann ja nicht Tag und Nacht neben ihn sein, das schaff ich nicht. Bin ja auch nicht gesund. Mir gehts auch besch*** Noch die Aufregung und so und die Hitze wieder. Ist das belämmert.
Kommt mir vor, wie ein Verrat an ihm. Was hättet ihr denn gemacht????
Ich hab hier niemanden, also auch keine Hilfe. Muss also alles alleine stämmen.
Ich hab so Angst vor dem was kommt. Wenn er es nicht verkraftet und dann erst realisiert, dass er ins Pflegeheim kommt? Ist zwar nur Kurzzeitpflege, aber Doppelzimmer.
Wie soll das weitergehen?
Denke immer nicht genug versucht zu haben und versagt zu haben auf der ganzen Linie, denn ich hab ihm früher in gesunden Zeiten mal versprechen müssen, ihn NIE ins Pflegeheim zu geben, eher wolle er nicht mehr. Und nun? Brech ic h mein Versprechen und tue es doch. Und wie soll ich es ihm erklären, wenn er es nicht versteht oder doch?
Ich bin fix und fertig.
Auf alle Fälle haben die das dorten geschafft, dass er schon zum Nachmittag ein Kekes gegessen hat und Kaffe getrunken hat und MIneralwasser!!!!!!!!!!!!! Und zum Abendbrot hat er auch aweng was weggemacht. Das hab ich nicht hinbekommen!
war Freitag wieder beim Vati. Hab den Eindruck, er ist etwas besser drauf. Stimme wieder besser. Und was mich besonders freut, er hat zum Mittag einen ganzen Teller Suppe gegessen. War dabei. Zum Frühstück habe er wohl nur ein paar Beiße gemacht,aber immerhin. Trinken tut er gut, auch seinen geliebten Kaffee.
Die haben ihn dorten auch rasiert und gecremt, wird alles gemacht.
Das Problem ist, er sagt immer wieder, er will wieder nach Hause. Das bricht mir echt das Herz! Nur so, wie es jetzt ist, wird das nichts. Da werd ich es nicht schaffen. Muss mal sehen, ob man das ev. doch hinbekommen kann. Mit Pflegebett und dass wenigstens 3x am Tag jemand zur Unterstützung kommt. Was meint ihr? Kann man das schaffen?
Wir telefonieren mehrmals am Tag. Ihm ist das zu wenig, aber ich muss ja hier auch erst mal was schaffen, die letzte Zeit blieb ja alles liegen, konnte im Haushalt ja nichts mehr schaffen.
Ich fahr auch jeden Tag hin, ist ja nicht weit.
Aber trotzdem bin ich so verzweifelt und weiß eigentlich nicht, was ich tun soll udn wie ich mich entscheiden soll bzgl. einer ggf. Rückkehr meines Vaters nach Hause. Keiner weiß, wie lange ich ihn überhaupt noch haben werde.
Ich könnte eigentlich nur noch heulen, so weh tut mir das, ihn so zu sehen und selber nicht helfen zu können.
Mehr möchte ich heute erst mal nicht schreiben, ich glaub, das ist genug für heute. Bin schon wieder total down.

LG
Mona
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