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Alt 15.03.2018, 20:43
Mainell86 Mainell86 ist offline
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Standard AW: Der Mutmachthread

Hallo Ihr Lieben.

Vor gut und gerade mal einem Jahr circa saß ich zuhause und habe gegooglet, was das BIRADS 5 auf der Überweisung zum Ultraschall des Gynäkologen bedeutet.

Wie es dann lief, wissen hier sicher viele. Nämlich Knall auf Fall und am 6.4.17 startete meine erste Chemo.

Ich hatte mit gerade mal 30 einen TN G3 cT2 mit 2,2cm Ausmaß, Ki-67: 30%, keine betroffenen Lymphknoten, keine Metastasen.

Es folgten 16 Chemos; anschließend entschied ich mich zu einer beidseitigen Mastektomie mit Sofortrekonstruktion mit Implantaten und nehme jetzt an der OLYMPIA Studie teil.

Auf der darauffolgenden panischen Suche nach Informationen im Internet bin ich gefühlt schon zu oft ohne Aussicht auf Hoffnung gestorben und bin dann Gott sei Dank auf diesen Mutmachthread gestoßen. Ich habe mir damals fest vorgenommen, NUR NOCH hier zu lesen. Denn nur hier standen die Informationen, die ich haben wollte: Dass es Menschen überleben, auch junge, auch mit TN und dass Chemo und Co. zu ertragen sind und dass es einfach gut ausgehen kann. Horrornachrichten wollte ich keine mehr lesen.

Jetzt will ich wiederum Mut spenden. Ich weiß wie wichtig es ist, dass man sieht, dass Frauen auch nach VIELEN Jahren trotz dieser Diagnose leben und zwar GUT leben und ich denke, es ist auch wichtig, bei einer Diagnose ein mögliches kurzfristigeres Ziel zu haben.

Ein Jahr später geht es mir gut und ich kann rückblickend sagen, dass sich mein Horrorbild von "ich werde abmagern, nur noch kotzen, dahin vegetieren und schrecklich leiden" nicht bestätigt hat. Ich habe sogar die Chemos sehr gut überstanden. Klar sind die Haare ausgefallen, im Nachhinein für mich eins der kleinsten Probleme. Hier hat mal eine Mitpatientin gesagt: Jemand, der sich das Bein bricht, kann seinen Gips auch nicht verstecken, und die Glatze ist nun mal "unser Gips". Fertig aus. Die Perücke war mir im Sommer eh viel zu warm, unter diesem Ding schwitzt man ja...

Ich hatte zum Glück ansonsten nur leichte Nebenwirkungen. Die Leukos waren im Eimer und ab und musste ich mich dann selbst spritzen. Aber Mädels (und vielleicht auch Jungs)... die anderen bekannten Nebenwirkungen waren so gering ausgeprägt, dass ich jetzt nur lächeln und "DANKE!" zu mir und meinem Körper sagen kann. Ich habe die Chemo immer als kleine Krieger gesehen, die für mich gegen den Krebs in den Krieg ziehen und habe sie wohlwollend aufgenommen und ihnen die Türen und Tore in meinem Körper in Gedanken geöffnet, die ich danach wieder fest mit meinen eigenen Wachposten verbarrikadiert habe (der Krebs soll bleiben wo er ist und nicht wandern..). Ja auch solche Gedankenbilder haben mir in dieser Zeit geholfen.

Und wenn es mir während der Chemo so "gut" ging, dann kann es euch auch so ergehen.
Und wenn man mal müde ist, was solls. So gut geschlafen wie nach meinem Wechsel nach der 12. Nab-Paclitaxel auf die 1. EC Chemo, hatte ich schon lange nicht mehr!!
Es kann natürlich auch anders laufen und man hat mehr oder schwerere Nebenwirkungen, aber lasst niemals den Kopf hängen. Das Leben ist zu schön und es lohnt sich durchzuhalten und zu kämpfen.

Was nach wie vor geblieben ist, ist ein komisches Gefühl in der Kopfhaut, eine Art Kribbeln, Spannung, schwer zu beschreiben. Manchmal verbunden mit Schwindel oder leichter Übelkeit. Da bin ich aber dran und ich denke, dass ich im April wieder anfangen kann zu arbeiten.
Ich beginne jetzt mit allerlei Entspannungskursen und auch mit Sport, der Psychologe darf meines Erachtens nach auch noch nicht fehlen. Das tut mir einfach gut (auch wenn ich es hasse, über alles zu sprechen, schreiben ist da leichter).

Ich hoffe, dass ich hier noch oft schreiben kann. Ich hoffe, dass Ihr da draußen dem Krebs den Kampf ansagt und das Leben trotzdem und gerade deshalb liebt. Und ich hoffe, dass ihr alle gut auf euch schaut. Ein anderer kann es niemals so gut für euch machen, wie ihr selbst. Eine Lektion, die mir mein Krebs vielleicht sagen wollte.

Geändert von Mainell86 (15.03.2018 um 21:13 Uhr)
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