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Alt 19.07.2014, 08:27
schnaddi schnaddi ist offline
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Registriert seit: 23.02.2014
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Standard AW: Trauerverarbeitung

Ihr Lieben,

ich hab es geschafft und es hinter mir lassen können. Oh Gott, das klingt als würde ich meinen eigenen Tod ankündigen. Nein, ihr wisst ja was ich meine. Die Beerdigung war gar nicht so schlimm, die Angst davor war viel größer. Und das Schlimmste war dann im Nachhinein iin der Tat die letzten zwei Tage im Hospiz und der Gang zu meiner toten Mutter. Die Beerdigung war nicht schlimm. Im Gegenteil war eher sehr tröstlich. Und ich nehme an, das lag nicht zuletzt daran, dass da vorne eben kein Sarg stand, sondern eine Urne. Von der mir eh klar ist, dass meine Mom da nicht drin ist. Sie war ja schon in ihrem Körper nicht mehr anwesend, so dass das für mich eher ein symbolischer Akt war, ich nicht wirklich das Gefühl habe, ich hätte meine Mutter beerdigt. Die ist in meinen Augen nämlich ganz woanders. Aber das nimmt ne Menge Schrecken, und ich bin froh, dass wir uns nicht nochmal von ihr im Sarg verabschiedet haben.

Das Danach war wunderschön. Wir waren 18 Leute hatten eine lange Tafel draußen unter Sonnenschirmen, und es war sehr, sehr schön. Wir haben auch sehr viel gelacht.

Hab auch mit ihrem Chef zusammen sehr geschmunzelt. Meine Mom hatte ja noch einen 400 EUR Vertrag in ihrer alten Firma, und ab Februar konnte sie nicht mehr arbeiten, und da hat ihr Chef ihr bis Vertragsende, nämlich Ende Juni, das Gehalt weiter gezahlt. Das war sehr, sehr anständig. Und er meinte Mom war auf Arbeit immer sehr, sehr akkurat und korrekt. Und so hat sie dann spaßenshalber immer gesagt, bis Ende Juni bleib ich, das Gehalt will ich noch mitnehmen Und was macht meine Mom? Hält genau bis zum 30.06. durch, und geht dann eine Stunde danach, nämlich am 01.07. Das passt wirklich zu ihr.

Ich bin glücklich und zufrieden. Weil der Tag so lief, wie sie es sich vorgestellt und schön gefunden hätte.

Sie hatte so viele Blumen bekommen. War gestern nochmal am Grab, und finds fast schade, durch die Wärme hält sich das net lang. Im Prinzip kann ich das Sonntag schon runternehmen, fängt sonst an zu faulen. Unser Friedhof lässt viele Freiheiten. Die haben da teilweise brusthohe Büsche auf den Gräbern. Wollte ihr jetzt auch Lavendel pflanzen, der zieht die Hummeln und Bienen an, das hat sie geliebt. Udn ich überlege, sobald der Grabstein liegt daneben noch eine Hortensie zu pflanzen. Mom hat zwar eine Urne, aber meine Oma hatte ja eine Erdbestattung, von daher hab ich natürlich viel Pflanzfläche.

So, nun muss ich in Moms Wohnung da kommt ein Interessent für den Biedermeier und danach Termin bei Möbel Hübner wegen der Küche.

Ansonsten gehts mir relativ gut. Klar die Sehnsucht ist da und kommt von Zeit zu Zeit auch staerker durch. Aber insgesamt hab ich ein positives Gefühl. Mal sehen wie es mir geht, wenn ich in ihre Wohnung gehe. Da aber Sohn bei mir ist, hilft das immer schon sehr. Mein Sohn ist echt zum Fels in der Brandung geworden, bin sehr stolz auf ihn, er hat mir so zur Seite gestanden.

Also denn, werd ich mal in den Tag starten......

Euch alles liebe
und einen schönen Tag
Tanja
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Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben.
(Marcus Aurelius)

Seid zuversichtlich und stark und lebt Euer Leben mit der Gewissheit, es ist endlich. Kostet das Geschenk des Lebens jeden Tag aus!
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