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Alt 25.07.2010, 00:01
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Hallo Chris ...
auch wenn ich hier sitz und mir grad die Tränen kullern - schön, dass Du Dich getraut hast. Als ich las, wie es euch ergangen ist dachte ich beinahe, ich lese "unsere" Geschichte ... Vieles ist so gleich, von der Lähmung bis zum Nicht-mehr-sprechen-können. Vom schockiert sein bis zum völlig verzweifelt sein und nichts tun können ... jetzt werden die Momente, die ihr erlebt habt in mir sehr deutlich.

Mach Dir aber keinen Kopf - ich heule heute eh den ganzen Tag ... heute ist es 2 Monate her und ich war im Hospiz, habe Kerzen angezündet in der kleinen Kapelle.
Dort ist sie mir so unbeschreiblich nah. Ich sehe sie neben mir sitzen wenn ich dort bin, da, wo sie immer saß ...

2 Monate schon - die Zeit vergeht so schnell.

Ja, es ist sicher unsagbar schlimm, wenn man gesagt bekommt, dass der Weg nur noch in eine Richtung gehen wird ... Auch ich, obwohl ich aus dem med. Bereich komme, habe dennoch immer noch ein Fünkchen Hoffnung gehabt.

Und als ich merkte diese Hoffnung schwindet und mein größter Wunsch sie würde doch noch wieder gesund werden wird - egal was ich auch tue - nie in Erfüllung gehen, hat sich die Hoffnung und haben sich meine Wünsche verändert.
Die Hoffnung teilte sich in viele Hoffnungen auf und der eine Wunsch in mehrere.

Ich hoffte irgendwann nicht mehr dass sie gesund wird, sondern ich hoffte, dass sie Kraft findet zu akzeptieren was unabänderlich ist und ich hoffte, dass es ihr gelingt loszulassen. Mein Wunsch war, dass Gott es so richtet, dass ich dann bei ihr sein darf und dass ich die Kraft habe zu tragen, was Stärke und Kraft braucht (Heike, ihre Kinder und nicht zuletzt mich selbst) ... Dieser große Wunsch, der auch Heikes und der der Kinder war, wurde uns allen erfüllt
und dafür bin ich dankbar.
Es hat mich demütig werden lassen gegenüber dem Leben ...

Vielleicht kannst Du irgendwann in Deinem Denken dahin gelangen, dass Du Dich freuen kannst dass Deine Mama
61 jahre lang leben durfte und Menschen hat die sie sehr lieben.
Weißt Du - manche Menschen haben das nie, egal wie alt sie werden ... es gibt niemanden der sie liebt oder sie sind so erkaltet, dass sie es einfach nicht mehr spüren können.
Auch Heike hatte das bis dahin nicht - außer von ihren Kindern, aber auch da war das Verhältnis eher sehr "kühl".
Sich wirklich nah zu sein und sich zu lieben haben alle erst in Heikes Sterben gelernt ... sie haben ihre Mutter dort erst kennengelernt. Sie hatte eine schöne Seele, verpackt hinter kalten, strengen und harten Mauern, die sie sich im Laufe ihres schweren Lebens zugelegt hatte.
Auch wirkliche Freundschaft hat sie erst in ihrem Sterben gelernt.

Du hast Deiner Mutter soviel Wertvolles schenken können, denn Du hast sie nicht allein gelassen. Jede Träne weicht irgendwann einer schönen Erinnerung ...

Es ist schön, dass Du Geschwister hast mit denen Du gemeinsam trauern kannst - auch das ist viel wert.

Heikes Kinder können das nicht gemeinsam - ich arbeite noch immer mit ihnen daran für sie eine Basis zu finden, um als Geschwister zusammenzufinden und zusammenzuhalten.

Sicher gibt es noch viel zu sagen ... sags.

Vielleicht kannst du für Deine Mami und Dich beginnen ein Buch zu schreiben? All Deine Erinnerungen und auch Gefühle, Deine Gedanken und Deine Traurigkeit könnten Platz darin finden ...

Alles Liebe,
Angie
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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