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Alt 25.11.2002, 10:05
Gast
 
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Standard Welche Hilfe gibt es f. Angehörige

Hallo Ihr lieben Angehörigen,
ich bin selber Brustkrebsbetroffene und lese hier ganz ...naja, geknickt ... Eure Einträge.

Ich kann Euch gut verstehen, denn Ihr macht oftmals das ähnliche wie wir Betroffenen durch: Rückzug von Freunden,
dieses ewige "Nicht-Ernst-nehmen",
diese dauernden "Mutzusprüche" die nicht viel bewirken,
Arbeitgeber, die von uns verlangen, voll weiter zu funktionieren,
oder diese schlaflosen Nächte, ... diese Ungläubigkeit, Hilflosigkeit, der Schmerz und diese Wut,
usw.

Ihr seid jene Menschen, die für uns Betroffenen die Stützen sind, die "Mit-Leiden" können, die uns so viel bedeuten, die uns lieben und die auch wir so sehr lieben ... und dafür umarme ich Euch alle ganz fest.
Aber schaut mal, auch Ihr habt alle Eure Grenzen, Grenzen der Stärke. Ihr könnt nicht etwas leisten, das über Eure Kraft hinaus geht. Denn sobald diese Grenze überschritten ist, wird sie auf Eure eigene Gesundheit zurück gehen. Lasst es bitte nicht zu, dass Ihr aus Leid, Sorgen und Trauer selber krank werdet.
Versucht doch, zwischendurch etwas Pause zu machen. Nur für Euch alleine, ja? Gönnt Euch selber mal etwas Schönes, etwas das Euch entspannt und Euch die Sorgen für einen Augenblick vergessen lässt.
Wisst Ihr, wir Betroffene sind nicht wütend auf Euch, wenn Ihr auch mal zwischendurch Euren Spass habt, wenn Ihr lachen könnt und abschalten könnt. Denn hinterher werdet Ihr nämlich um so "ruhiger" wieder bei uns sein und uns von Eurer neu getankten Kraft etwas schenken können.

Macht Euch keine Sorgen darum, wie "oft" Ihr bei uns seid, denn wir Betroffene spüren es, dass Ihr es überhaupt tun WOLLT, weil Ihr uns lieb habt. Dieses "Wollen" bedeutet uns bereits sehr viel.

Grämt Euch nicht über die Sinnfrage, denn wir Betroffene finden selber auch keine Antwort darauf.

Wenn Ihr nicht mehr weiter wisst, dann sprecht darüber. Gespräche, Gespräche und nochmals Gespräche. Das kann mit anderen Angehörigen geschehen, oder vielleicht auch mit Psychologen. Ein Psychologe oder Psychiater ist nichts Schlimmes, viele von uns Betroffenen gehen da selber hin, um das Ganze zu verarbeiten.
Tja, take it easy!
Aber ... Gespräche mit dem Betroffenen selber bringen Euch je nach dem sogar MEHR. Denn nur durch ihn wisst Ihr, WIE Ihr ihm helfen könnt. Stellt Fragen. Und er wird Euch antworten.
Aber nicht drängen. Denn es gibt Tage, da möchte der Betroffene sprechen, und es gibt Tage, da möchte er es nicht tun. Und es gibt Zeiten, da glaubt der Betroffene, dass ihm eh keiner helfen kann. Doch es gibt auch Zeiten, wo die kleinste Hilfe ein grosses Geschenk für ihn ist.
Wenn Ihr also wisst, wie Ihr ihm am besten helfen könnt, dann wird Euch alles ein wenig leichter fallen.

Informiert Euch vielleicht auch so viel es geht, denn je mehr Ihr über die Krankheit und den Umgang mit Krebspatienten wisst, um so besser könnt Ihr es angehen und auch verstehen.

Und ... ja, lasst Euch krankschreiben, wenn es Euch zu viel wird. Aber denkt daran, ein gewöhnlicher Arzt tut das vielleicht eine Weile, aber ein Dr. Psychiater tut es nicht nur weil er es versteht, ... er WEISS es auch.

Und ... ja, Ihr Lieben, weint ruhig mit uns, ... aber lacht auch mal zwischendurch mit uns, denn das tut uns immer so gut!

Ich drücke Euch alle ganz herzlich!
Die "krasse" Brigitte
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