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Alt 09.04.2007, 02:51
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Melanie79 Melanie79 ist offline
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Registriert seit: 31.03.2006
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Standard AW: wie verhalten sich Eure partner?

Hallo Stef,

ich kann Dich so gut verstehen. Mein Papa ist vor knapp 4 Wochen gestorben und ich bin gerade dabei mich mit von Gott und der Welt abzuseilen.

Ich glaub nicht, dass einen nur die Menschen verstehen, die selbst sowas erlebt haben. Meine Geschwister gehen völlig anders mit allem um, als ich es tue. Sie sind schon nach einer Woche wieder zum Alltag zurückgekehrt, machten ihre Späßchen und gingen teilweise feiern. Eine Art mit der Trauer umzugehen? Ich weiß es nicht...und selbst wenn es so ist, dann finde ich diese Art schlicht und ergreifend zum kotzen. Mal abgesehen davon, dass mir nach alldem nicht zumute ist, finde ich es respektlos, sich kurz nach dem Tod so zu verhalten.
Viele in meinem Umkreis wissen nicht, wie sie mit mir umgehen sollen. Eine meiner Freundinnen z.B. kam 4 Tage nach dem Tod meines geliebten Vaters zu mir und erzählte mir vom Endlosdrama mit ihrem Ex. Ich weiß, dass sie es nicht böse meint. Entweder denkt sie, dass das eine ähnlich schlimme Erfahrung ist, weil es für sie persönlich die schlimmste Erfahrung ist, die sie bisher machen mußte (die Glückliche!), oder sie wollte mich damit einfach ablenken.Eine andere Freundin ruft mich jeden Tag an und fragt mich mit mitleidiger Stimme wie es mir denn geht und ob sie was für mich tun kann. Andere fassen mich nur noch mit Samthandschuhen an, andere melden sich gar nicht mehr, weil sie Angst haben was falsch zu machen...und egal wie es der eine oder andere macht...nichts, aber absolut gar nichts passt mir.
Damit will ich sagen, dass vielleicht wir die "schwierigen" sind, denen man nichts recht machen kann.

Speziell im Bezug auf meinem Partner habe ich sehr viel Glück. Er lebt in Italien und wir sehen uns 1-2 mal im Monat für mindestens ein Wochenende, was die Lage jetzt gerade natürlich nicht leichter macht. Natürlich hätte ich gerne jemanden, der in dieser Situation täglich an meiner Seite ist, andererseits ist er wohl der einzige, der mich ohne wenn und aber versteht. Sein Vater war jahrelang herzkrank und erlag letztendlich dem Krebs (sehr plötzlich, da er viel zu spät festgestellt wurde). Mein Vater war über ein Jahr krebskrank und erlag letztendlich einem Herzinfarkt. Schon komisch wie das Schicksal manchmal spielt. Am Tag, als mein Vater gestorben ist, ließ er sich für ein paar Tage beurlauben und setzte er sich ohne zu überlegen in den nächsten Flieger nach Deutschland, um mir in der Zeit beizustehen. Das werde ich ihm niemals vergessen. Und auch jetzt sagt er mir jeden Tag mehrmals, dass ich anrufen soll, sobald es mir schlecht geht und er sofort kommt, wenn ich es nicht mehr aushalte. Es vergeht kein Tag, an dem ich es "aushalte", aber das will ich ihm nicht sagen. Er hat da drüben seine Arbeit und seine Verpflichtungen und auch wenn er es machen würde, so kann ich nicht erwarten, dass er wegen mir alles stehen und liegen lässt.
Wie gesagt, er versteht mich so gut, weil er im Grunde das selbe erlebt hat wie ich...Nesthäkchen, innige Liebe zum Papa, jahrelange Angst, dass er an der einen Krankheit stirbt und letztendlich reißt ihn plötzlich was anderes aus dem Leben. Wir reden jeden Tag viel über unsere Väter, in der momentanen Situation ich natürlich viel mehr als er. Er hört mir einfach zu und ist für mich da. Manchmal bin ich auch sehr ungerecht zu ihm und lass meine Launen an ihm und meiner Tochter aus. Die verbalen Schläge, die ich an ihn verteile, steckt er wortlos ein, das kennt er auch aus seiner Trauerzeit. Nur wenn ich meine Tochter wegen einer Lappalie anmecker, mischt er sich ein und sagt mir, dass sie genauso um ihren Opa trauert und ich die einzige Ansprechperson für sie bin. Wenn sie nun das Gefühl hat, dass sie zu mir nicht mehr kommen kann, zu wem dann?? Und damit hat er ja auch Recht! Ich bemühe mich wirklich sehr, stark für meine Tochter zu sein, aber manchmal kann ich einfach nicht mehr. Im Großen und Ganzen muß ich jedoch sagen, dass die beiden, mein Partner und meine Tochter, die größten Stützen in meinem Leben sind. Allein das Wissen, dass er trotz Entfernung sofort sofort bei mir wäre, falls ich in ein noch tieferes Loch falle, gibt mir Kraft, und wenn mir meine süße Tochter die Tränen wegstreichelt, sich an mich kuschelt und versucht tapfer für mich zu sein, dann weiß ich, dass es auch in dieser schlimmen Zeit einen Grund gibt weiterzumachen.
Nun konnte ich Dir mit meiner Geschichte zwar bestimmt nicht helfen, doch vielleicht tut es Dir gut, dass Du mit Deiner "Wut" über die Reaktion(en) deines Mannes und evtl anderer Personen, nicht alleine bist.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Deine Ehe diese schlimme Zeit standhalten wird und euch irgendwann noch näher zusammenschweißen wird.
Ich drück Dich...

Geändert von Melanie79 (09.04.2007 um 02:56 Uhr)
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