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Alt 27.02.2009, 09:29
Dani T Dani T ist offline
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Standard AW: Im Krankenhaus sterben

Ach, das liest sich gut, dass es auch positive Berichte aus dem Bereich "Sterben im Krankenhaus" gibt... meine Mutter war bis 5 Tage vor ihrem Tod im Krankenhaus, und kam dann ins Pflegeheim.. wollte sie nur übergangsweise dort hin tun, mit ihrem Einverständnis, um ihre Pflege zuhause in Ruhe vorbereiten zu können, denn sie wollte nach Hause... im Krankenhaus fühlte sie sich zuletzt nur auf dem Abstell- und Abschiebegleis... ihre Chemo sollte begonnen werden und dann ambulant fortgesetzt werden... die Ärzte hatten kaum Zeit zum Reden und Beraten fühlte ich mich nicht gut... auch die Sozialstation war schwer zu erreichen... in der letzten Woche dort fing sie an abzubauen und stürzte nachts.. die Zimmerkollegin hörte sie erst nach einer ganzen Weile, weil sie schwerhörig war.. Mama lag auf dem Boden und rief mit schwacher Stimme... und war auf das Gesicht gefallen, hatte blaues Auge... hätte ich gewusst, dass sie noch paar Tage nur zu leben hätte, hätte ich sie vom Krankenhaus nach Hause genommen.... allerdings hatte ich selbst einen Unfall an dem Tag, als sie ins Pflegeheim kam, wurde von einem Auto angefahren und hatte einen Arm in Schlinge... musste die Pflege also wirklich den Pflegern dort überlassen.. allerdings konnte ich ihr dann mit einem Arm noch zu essen geben... die medizinische Versorgung im Pflegeheim war nicht so gut wie im Krankenhaus, aber ich fand die Umgebung dort besser, die Schwestern waren sehr liebevoll im Umgang mit meiner Mutter und ließen sie auch am Tag des Sterbens nicht allein, als ich erschöpft war, es war immer eine Pflegerin da... hatte 3 bis 4 Stunden Totenwache dort halten können bei ihr... ob man sie im Krankenhaus hätte würdevoll sterben lassen, kann ich nicht beurteilen... da ich das ja dann dort nicht erlebt habe. Kann nur sagen, dass meine Mutter und ich uns dort vorher schlecht beraten fühlten, da Personal und Ärzte kaum Zeit hatten... jetzt würde ich alles anders machen, aber zu spät... waren beide davon überrascht, wie schnell es dann zu Ende ging, bekamen wir doch gesagt, zwischen 3 und 6 Monaten Lebenserwartung... und ab Diagnosestellung waren es nur noch 6 Wochen, 4 Wochen nach der OP, als Mama starb...
Die Mutter einer Freundin von mir war an allen möglichen Schläuchen im Krankenhaus angeschlossen, als sie starb (auch an BSPD). Ihr Mann war dabei, als man sie dann umzog für den Sarg und weinte, weil man so lieblos mit ihr umging und ihr Kopf herumbaumelte... so wollte ich es nicht haben...

Habe eine Arzthelferin kennengelernt privat, die in einem Krankenhaus arbeitet. Sie hat gesagt, in dem Krankenhaus, in dem sie arbeitet, haben sie beigebracht bekommen, mit Toten würdevoll umzugehen, auch wenn sie sie umziehen und waschen nach Eintritt des Todes... denn nach Atem- und Herzstillstand könne man noch 2 Stunden hören! So sprechen sie also mit den Toten "ich drehe Sie jetzt um" - und tun das auch ganz vorsichtig. Es hat mich gefreut zu hören, dass es so etwas gibt.
Diese Neuigkeit für mich, dass ein Verstorbener noch 2 Stunden hören kann, erklärte mir einiges, was ich bei der Totenwache erlebt habe... eine Veränderung und Entspannung bei meiner Mutter, nachdem auch meine jüngere Schwester, zu der sie immer ein etwas schwierigeres Verhältnis hatte, 1 1/2 Stunden nach ihrem Tod erst eintraf... da mag man es physikalisch erklären... was meine Schwester und ich gesehen und gehört hatten, war ein ganz besonderes Erlebnis für uns...
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22.12.2008 Mama
In Liebe und Dankbarkeit...
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Lass vergehen, was vergeht
Es vergeht, um wiederzukehren
Es altert, um sich zu verjüngen
Es trennt sich, um sich inniger zu vereinen
Es stirbt, um lebendiger zu werden

Geändert von Dani T (27.02.2009 um 09:34 Uhr)
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