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Alt 09.08.2008, 15:54
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard Medikamente + Alkohol + Chemo - geht das überhaupt?

Hallo,
ich bin wieder mal total zerrissen: beschämt, wütend, verunsichert ...

Beschämt, weil ich mich auf einen etwas heftigen Disput mit meinen Eltern eingelassen habe - wütend, weil sie für nichts Vernünftiges zugänglich sind - verunsichert, weil ich nicht weiß, was ich tun soll ...

Meine Mutter nimmt schon länger einen richtigen Medikamenten-Cocktail: gegen Bluthochdruck, Diabetes 2, Schilddrüse, Hormone (weil sie vor über 30 Jahren eine Total-Op hatte, jetzt ist sie 69!), Herz-Ass, ein Antidepressivum - das sind die, von denen ich weiß ...

Der "Streit" ging darum, dass ich meinen Eltern geraten habe, am Montag eine Liste dieser Medikamente mit in die Uni zu nehmen. Ich denke mir, dass einige davon vielleicht Wechselwirkungen mit möglichen Krebs"medikamenten" zeigen könnten, oder dass es gar Gegenanzeigen gibt. Darauf zeigte mir meine Mutter eine Liste und ich stellte fest, dass ihre "Schlaftropfen" (mit dieser Bezeichnung angeblich von einer Nervenärztin verordnet - Wiederholungsrezept gibt's problemlos: anrufen, abholen, fertig - die Ärztin sieht meine Mutter so gut wie nie ...) darauf fehlten. Diese Tropfen bekommt meine Mutter schon seit zwei oder drei Jahren und ist davon so abhängig, wie man nur sein kann. Es handelt sich um Trimipramin, ein klassisches Antidepressivum, aus der Familie der Benzdiazepine - was meine Mutter aber vehement abstreitet - "das ist nur, weil ich so schlecht schlafe ..." Sie hat mir die Dinger übrigens auch schon großzügig angeboten, wenn ich mal nicht gut schlafen könne ... Als ich dankend abgelehnt und das auch mit der Suchtgefahr (und dass das Mittel nicht umsonst verschreibungspflichtig ist) begründet habe, war sie eingeschnappt. Und abhängig sei sie davon ja üüüüberhaupt nicht (die Diskussion hatten wir vor einer Untersuchung kürzlich schon mal, wo wegen einer Narkose sämtliche Medikamente angegeben werden mussten) - aber sie hat grundsätzlich immer zwei Flaschen davon im Haus, falls mal eine runterfällt, und sie vielleicht nicht am gleichen Tag ein neues Rezept bekommen könne ... Und jetzt meinte meine Mutter, sie würde von diesen Tropfen in der Uni sowieso nichts sagen - hintennach würden sie ihr die vielleicht auch noch wegnehmen ....
Was soll ich da nur machen????
Ich hab sowieso Probleme mit dem sorglosen Umgang meiner Eltern mit Medikamenten - da werden gern mal die Dosen "modifiziert" (sehr empfehlenswert gerade bei Bluthochdruck und Diabetes ...),

Jetzt schwanke ich zwischen meinen Befürchtungen, dass sich das negativ auf die Behandlung auswirken könnte, und meinem Zorn über soviel Unvernunft und dem Wunsch, einfach denken zu können "...was soll's? Sie sind ja schließlich erwachsen ..." - und dem Gedanken, ob man den jetzt überhaupt noch was verbieten oder kritisieren sollte ....
Mein Mann sagt, ich solle mich da jetzt nicht reinsteigern und meine Kräfte aufheben - die würden sicher noch in vollem Umfang gebraucht. Und meine Eltern - er kennt sie ja auch seit über 25 Jahren - wären nun mal so, die könne ich mit Sicherheit nicht ändern. Diese Diskussionen würden nur für alle unbefriedigend und für mich mit schlechtem Gewissen verlaufen ... Hat er Recht?
Kennt ihr sowas auch?
Und sollte ich mich da irgendwie einmischen? Zum Beratungsgespräch würde ich gern mitfahren, aber meine Eltern halten es nicht für nötig - vielleicht fürchten sie aber auch, ich könnte die eine oder andere (falsche) Frage stellen? Mich hinter den HA klemmen, hat wohl keinen Sinn - zu einem Allgemeinmediziner, der auf eigene Faust den vom Kardiologen verordneten Betablocker gegen einen ACE-Hemmer austauscht ("Probieren Sie mal die, vielleicht kommen Sie damit besser zurecht ..."), habe ich nicht allzuviel Vertrauen - abgesehen davon, dass er mir ja ohnehin nichts erzählen dürfte ...

Ich zähle schon die Tage, bis wir in vier Wochen für ein paar Tage zum Bergwandern fahren - ich möchte im Moment nur weg hier, außer Mann und Hund keinen um mich haben, die Natur genießen und an nichts Böses denken müssen ....

Vielen Dank schon jetzt - und bitte entschuldigt meine deutlichen Worte - das eine oder andere kommt vielleicht falsch rüber. Es ist nicht so, dass ich meine Mutter nicht liebe - aber die Innigkeit und tiefe Zuneigung, die zwischen anderen Müttern und Töchtern herrscht, vermisse ich einfach - die Gründe dafür liegen sicher schon in meiner Kindheit, das soll nichts entschuldigen, vielleicht nur etwas erklären. Auch wenn meine Mutter nie wirklich "mütterlich" mir gegenüber war - bei meinem Vater war's immer anders, deshalb tut mir auch so weh, wie er jetzt leidet -, möchte ich für sie doch nur das Beste ...

Karin

Geändert von Summer 175 (18.02.2019 um 09:58 Uhr)
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