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Alt 18.09.2011, 21:39
Hoffnung09 Hoffnung09 ist offline
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Standard AW: mit einem lächeln geboren, lächelnd gestorben

Liebe Sandra

Auch ich drücke dich ganz fest. Auch wir haben unser Kind verloren. Du bist nicht alleine. Ich weiss, es ist kein Trost.

Den Satz: Die Zeit heilt Wunden.

Dieser Satz kann und will ich nicht mehr hören! Der Schmerz wird manchmal erträglicher. Manchmal ist der Schmerz und die Sehnsucht sooo gross, dass man am liebsten dem Kind folgen will. Dann aber, kommt wieder die Zeit, wo der Schmerz ein bisschen nachlässt und einem die Aufgabe hier auf Erden wieder bewusst wird. Unsere Kinder hätten nicht gewollt, dass wir ihnen folgen. Aber es ist auch nicht Mutter Natur, dass die Kinder vor uns gehen!!!
Irgendwann, irgendwo - sehen wir unsere Kinder wieder. Und vielleicht können sie uns die Antwort geben, warum sie gehen mussten.

Wir, wo unsere Kinder verloren haben, können uns untereinander verstehen. Aussenstehende haben nicht die leiseste Ahnung, was wir durchmachen. Dann kommen noch die "besten Ratschläge" von Leute, die überhaupt keine Ahnung haben, was das heisst, das eigene Kind auf diese Art und Weise verlieren zu müssen!!!Auf solche Leute kann ich heute verzichten. Dafür haben wir neue Freunde gewonnen.

Heute gehen wir manchmal 1x im Monat in die Selbsthilfegruppe. Aber irgendwann mal hat man sich ausgesprochen. Am Schluss stehst du wieder alleine da. Solange wir im Spital in der Behandlung und Nachkontrollen waren, wurden dir fachmännisch betreut. Aber als unser Sohn gestorben ist, stehst du alleine da. Am Schluss musst du selber entscheiden, wie dein Leben weitergeht und was du daraus machst. Diese Entscheidung nimmt dir niemand ab. Mit kleinen Schritten gehen wir vorwärts. Manchmal machen wir ein paar Schritte zurück. Auch wenn wir zwischendurch umfallen, stehen wir wieder auf und versuchen ein paar Schritte vorwärts zu gehen. Einfach ist es nicht. Aber wir versuchen es. Der letzte Wunsch von unserem Sohn ist, dass er uns glücklich und lachen sehen möchte. Wir versuchen es, sein Wunsch zu erfüllen. Manchmal gelingt es uns mehr, mal weniger. Aber eines wissen wir. Wir haben keine Angst vor dem Sterben. Unser Junge wird uns abholen und wir sind überzeugt, dass es ihm gut geht. Apropos Zeichen: Immer wenn wir einen Regenbogen sehen, kommen sie auf unsere Seite, solange der Regenbogen steht. Und dann haben wir das Gefühl, dass unser Junge ganz Nah bei uns ist und vielleicht neben uns steht und uns berührt. Dann, wenn der Regenbogen am verblassen ist,dann machen sie sich auch wieder auf ihren Weg in ihr Land. Dieses Gefühl, während ich in den Regenbogen schaue und ganz fest an unseren Jungen denke, gibt mir Trost und ein schönes Gefühl. Versuch es einmal.

Ich drücke dich ganz fest und wünsche dir alle Kraft dieser Welt.

Stille Grüsse
Sandra
__________________
Wenn du bei Nacht in den Himmel schaust,
wird es dir sein, als lachten alle Sterne,
weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache.
(Antoine de Saint-Exupery)

Euer Matthias 6.3.05 - 22.4.10

(3.4.10)

Geliebt, vermisst und unvergessen.