[Ulla Krefeld]

Hallo Ihr Lieben,

ich möchte heute von meiner Freundin Gerda erzählen, die es leider nicht geschafft hat, dem Krebs ein Schnippchen zu schlagen.

Gerda war, wie man so schön sagt, eine Lebefrau. Es gab kein Nachtlokal, das Gerda nicht gerne aufsuchte. Nachdem sie ihren Job als Verkäuferin verloren hatte, machte sie die Nacht zum Tag. Hoch die Tassen, war ihr Spruch und ab mit den Longdrinks aus Wodka und Lemmon. Dass sie immer dünner wurde, störte sie zwar, aber das Leben ist doch trotzdem wundervoll. Schlimm wurde es für Gerda, als ihr Mann, 57 jährig, plötzlich verstarb. Jetzt wurde aus Frust reingeschüttet, was das Zeug hielt. Magenschmerzen - normal. Sie aß ja auch nichts mehr. Mittlerweile arbeitete sie selber in der Gastronomie und war ihr bester Gast. Schlimm war es, wenn sie ihren Mann vermisste, dann legte sie die CD von Trude Herr auf: Man geht niemals so ganz, ein Stück von Dir bleibt hier. Die Tränen liefen ohne Ende und die Gäste liefen auch : aber davon. Also verlor sie auch diesen Job.

Ein tragisches Schicksal kommt selten allein, denn sie bekam Krebs, und zwar
an der Galle. Sofort wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert und behandelt,
blieb dort 3 Wochen, bekam Chemo und Bestrahlungen. Und soweit war gut damit zu leben, die Geschwulst hat sich wohl verkapselt. Das grösste Problem war ihre Lunge, sie bekam eine Lungeneffizienz (weiss nicht, ob es richtig geschrieben ist) und sie konnte ohne zusätzlichen Sauerstoff nicht mehr leben. Hiermit lebte sie noch fast 2 Jahre, bis man feststellte, das der Tumor wieder anfing, sich auszudehnen und Metastasen erkannt wurden. Sie wurde im Februar erneut ins Krankenhaus eingeliefert und fünf Tage später verstarb sie nach langem Kampf.

Eine gemeinsame Freundin hat die Beerdigung ausgerichtet. Ich habe sie als sehr schön empfunden. Der Pfarrer hatte eine sehr schöne Predigt, zwischendurch wurde das Lied: Und man geht niemals so ganz und - da unsere gemeinsame Freundin Jazz-Sängerin ist - ein von ihr gesungenes
AVE Maria - eingespielt. Viele Menschen waren dort, die Gerda auf ihrem letzten Weg begleiteten. Leider hat sie nicht erfahren, dass sie Oma geworden wäre, aber ich denke, dass sieht sie schon von oben.

Ja, unsere Gerda. Sie hat ein kurzes, jedoch sehr schönes Leben gehabt. Sie hat früher die Welt bereist, und nachdem ihr Mann verstorben war, sogar noch einen sehr netten Partner an ihrer Seite gehabt, der sie im Krankenhaus keine Minute allein liess; bis zum letzten Atemzug.


In Erinnerung an Dich

Deine Ulla