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Alt 08.03.2008, 10:02
Jewles Jewles ist offline
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Standard AW: mein papa ist tot bin ich schuld

Liebe Diddlmaus
Lass dich mal ganz fest in die Arme nehmen und dich druecken. Mein Beileid,dass du deinen Vater hast verlieren muessen. Du darfst dich aber jetzt nicht mit diesen Gedanken, dass du Schuld bist, quaelen. Horch doch mal in dich selbst rein. Du hast nichts falsch gemacht. Er ist bestimmt nicht deshalb gestorben, weil du ihn ins Krankenhaus gebracht hast. Er ist gestorben, weil er sehr, sehr krank war und die Medizin nicht mehr hat helfen koennen. Mein Vater wurde letztes Jahr im Juni mit Lungenkrebs diagnostiziert und er hatte ueberall Metas. Wir wussten, dass es ein aussichtloser Kampf wird und es nur noch darum gehen wird, vielleicht etwas Zeit zu erkaufen. Wir waren uns, dass sind meine Mutter ( die nur einen Tag nach meinem Vater Brustkrebs bekam) und ich, sicher was auch immer kommt wir werden ihn zu Hause gehen lassen. Der Verlauf hat uns etwas besseres gelehrt. Mein Vater starb auf einer Palliativstation (dem Hospiz) aehnlich. Ich war auch erst traurig, dass wir seinen Wunsch nicht erfuellen konnten. Er war zuletzt sehr durcheinander und auch manchmal aggressiv. Die Schwestern im Krankenhaus konnten ihn nicht mehr im Bett halten und er wollte immer durch das FEnster die Flucht ergreifen. Mein Vater war trotz der Krankheit sehr stark. Da er ueberall Metas hatte war es auch wichtig ihn richtig mit Medikamenten einstellen zu koennen, dass er nicht ohne Schmerzen leben musste. Denn das haette er nicht verdient, keiner muss in so einem Stadium diese Schmerzen aushalten. Mit diesem Wissen ging es uns nur noch darum, fuer meinem Vater die Beste Moeglichkeit zu finden, dass er nicht leiden muss, dass er sich nicht selbst verletzen kann. Ich musste erkennen, dass dies nur in der Palliativ oder einem Hopiz moeglich war. Was haette es uns genutzt, ihn zu Hause zu pflegen, wenn ich nicht schnell genug seine Schmerzen haette lindern koennen, weil der HA vielleicht nicht schnell hier sein kann um ihn erneut einzustellen. WEnn er Luftnot bekommen haette und wir auch wieder haette warten muessen, bis der Arzt hier waere um ihm Linderung zu verschaffen. Wie haetten wir ihn 24 Std bewachen koennen dass er nicht versucht aus dem Bett zu fliehen oder er es geschafft haette ein Fenster zu oeffnen. Wenn er gefallen waere, sich mehr verletzt haette. Fuer ihn und das er nicht mehr leiden muss als noetig, war er auf der Station, damit schnell gehandelt werden konnte. Das war ich meinem Vater schuldig, auch wenn ich ihm dadurch seinen Wunsch nicht erfuellen konnte. So durfte er ruhig, ohne Qualen gehen. Er war nicht alleine, wir wechselten uns ab und meine Mutter, seine Frau, war bei seinem letzten Atemzug dabei. Ruhig und ohne Qualen. Ich hatte 2005 Brustkrebs und als ich mir deshalb viel Gedanken ueber meinen eigenen Tod gemacht habe,wollte ich auch, wenn es mal soweit ist, zu Hause sterben. Heute denke ich ganz anders drueber. WEnn ich gehen muss, will ich so schmerzfrei wie moeglich gehen. Ich wuerde mich auch in ein Hospiz begeben um dies gesichert zu wissen. Ich bin sicher da wo mein Vater jetzt ist, versteht er es. Denn ihm wurde viel erspart. Dein Vater versteht das jetzt auch. Also quaele dich nicht, du hast das Richtige getan.
Ich wuensche dir viel Kraft fuer die bevorstehende Zeit.
Jewles
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