Thema: mein dad
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Alt 07.06.2008, 20:50
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Conny44 Conny44 ist offline
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Standard AW: mein dad

Liebe Monika,

jaaa, du warst von Anfang an - so wie einige andere hier auch - für mich da, hast mich getröstet, mir Mut gemacht, von deinen Erfahrungen berichtet. Das tat und tut gut.

Ich habe mich immer gefragt, wieso schreibst du noch so häufig und beschäftigst dich weiterhin mit dieser grausamen Krankheit. Nun weiß ich es!!!!!
Ich kann dir nachfühlen, wie das ist, mit dem "Jahre nachholen" - aber es bringt eben leider nichts. Zu meinem Pa habe ich als Kind überhaupt kein gutes Verhältnis gehabt, im Gegenteil, manchmal habe ich ihn sogar gehasst.
Das hat sich erst gebessert, als ich erwachsen war - und meinem Pa tat es sicher unendlich leid, was er mir angetan hat. Mir ging auch so viel durch den Kopf, aber die Jahre lassen sich nicht zurück holen. Und glaube mir, auch in den anderen Familien war nicht alles so, wie es den Eindruck macht. "Unter jedem Dach ein Ach", sagt man so schön.
Dass ich über den Verlust meines Pa´s leichter hinweg gekommen bin, lag einzig und allein an Jörg. Ich hatte irgendwie gar keine Zeit und Kraft. Dass es mir dafür jetzt beschissener geht, denn je, weißt du ja.
Mache nicht den Fehler und sage dir, dass es Menschen gibt, die das viel schlimmer durchgemacht haben. Es ist DEIN Dad gewesen und DEINE Trauer. Und nur DU weißt, wie sich das bei DIR anfühlt. Und DU entscheidest, wie lange es dauert. Es geht ja nicht darum, wen es schlechter getroffen hat.
In dieser heutigen Gesellschaft ist es leider nicht gern angesehen, dass man um einen geliebten Menschen trauert. Einige sind sogar der Meinung, nach ein paar Wochen sollte man doch darüber hinweg sein. Das ärgert mich ungemein. Und meistens sind es die jenigen, die das überhaupt noch nicht durchgemacht haben.
Vielleicht war es sogar bei dir so, dass du dich nach dem Tod deines Dad´s zusammenreißen musstest und deine Trauer nicht so zugelassen hast. Ich weiß es nicht. Ich kann nur von mir ausgehen, es ist ja taufrisch. Wenn ich aber so die anderen Blicke sehe, kann ich förmlich ablesen, was sie denken. Und schon soll ich gezwungen werden, so zu tun, als ob .... Und dann kommen die körperlichen Beschwerden und Depressionen, weil man sich nicht die Zeit gönnt, die man braucht. Ich kann mir vorstellen, dass ich Jahre brauchen werde, um über den Verlust von Jörg hinwegzukommen. Ich fühle mich wie amputiert, wie ausgesaugt, und es wird von Tag zu Tag schlechter. Nicht etwa, weil ich mich zurückziehe oder nicht ablenke. Aber ich glaube Ablenkung könnte sogar falsch sein, weil man nicht umhin kommt, sich mit der traurigen Gegebenheit auseinanderzusetzen. Ich für mich habe noch keinen Weg gefunden, absolut keinen.

Ich wünsche dir so sehr, dass du für dich den richtigen Weg findest. Dass das Leben weitergeht, wissen wir alle. Die Frage ist nur: WIE? Vor allem, wie halten wir den Schmerz aus und lernen damit umzugehen? Darauf gibt es mit Sicherheit keine allgemein gültige Antwort, weil genau so wie jeder Kranke auch jeder Angehörige ein Individuum ist.

Aber ich glaube es ist ein Fehler, sich selbst unter Druck zu setzen. Das tue ich nämlich auch - und gehe fast kaputt daran.

Lass dich ganz lieb drücken - und auch die anderen hier, die so schmerzlich leiden
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Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

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mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011

Geändert von Conny44 (07.06.2008 um 20:53 Uhr)
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